¡Rezension!: Wie außer Atem

Cherry


Titel: Wie außer Atem
Autor/in: Julie Myerson
Originaltitel: Out of Breath
Seitenzahl: 320
Preis: 9,95 € (D)
ISBN:
978-3-8333-5071-9




Ein Blick von Alex und Flynn hat wieder dieses Gefühl des außer Atem Seins, das sie kaum beschreiben kann. Doch in diesem Augenblick ist klar, dass sie dem Jungen folgen muss, egal was kommt. Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Sam macht sie sich deshalb auf den Weg, muss aber bald erfahren, dass Alex nicht der einzige Ausreißer ist, der sich im alten Schuppen hinter den Feldern versteckt. Neben ihm leben dort auch noch die freche 6jährige Maus und die wunderschöne Diana mit ihrem neugeborenen Baby. Aber wieso mussten die drei Jugendlichen fliehen und wohin verschlägt es sie nun?
Zu sechst suchen sie einen neuen Ort, an dem sie für eine Weile verweilen können, aber das, was sie erwartet, hätten sie sich wohl in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Wer nachdenkliche und tiefsinnige Protagonisten mag und auf diese großen Wert legt, der kann bei Wie außer Atem absolut nichts falsch machen. Oft muss man in Jugendbüchern einem Ich-Erzähler zuhören, der sich nur mit sich selbst beschäftigt und nicht auf seine Mitmenschen eingeht, sodass diese eher flache und leere Nebenfiguren bleiben. Viel schöner ist es dann, wenn man eine so sympathische Grüblerin wie Flynn kennenlernen und durch die Geschichte begleiten darf. Mit ihrem neugierigen Charakter macht sie sich oft auf die Suche nach dem Innersten der Person ihr gegenüber und lässt sich nicht von ersten Eindrücken oder anderen Vorurteilen fehlleiten, die ihr ein falsches Bild vermitteln könnten. Deswegen merkt der Leser sofort, dass die doch noch so junge Protagonistin ihre eigene Art hat Menschen kennen zu lernen und diese zu verstehen. Zwar schränkt ein Ich-Erzähler dabei meist ein, aber da sich Flynn sehr ausführlich mit den anderen auseinandersetzt, bekommt man schnell eine Vorstellung, wie diese sind und handeln.

Auch jeder der anderen agierenden Personen hatte seinen eigenen Zauber und kann sicherlich den ein oder anderen neugierig machen. Es ist keine Kunst dabei zu erahnen, dass alle ihr eigenes Geheimnis hüten, was es zu entdecken gilt. Bei einigen kann man es zwar erahnen und liegt dabei auch völlig richtig, aber umso überraschender wird es dann, wenn man die Wahrheit über die Charaktere heraus findet, die zuerst sehr sorglos erschienen.
Nicht nur Flynn muss dabei lernen, sich mit solch schwierigen Themen wie Missbrauch und Krankheiten auseinander zu setzen und der Weile auch noch die eigenen Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Denn wie es sich für ein Jugendbuch gehört, spielt auch das erste Verliebtsein eine Rolle, welches hier so verstörend ehrlich und schön beschrieben wird, dass ich darin, trotz kritischer Einstellung zu Liebesgeschichten, nichts Verwerfliches erkennen konnte. Ganz im Gegensatz zu gewöhnlichen, jungen Protagonistinnen bleibt Flynn realistisch und leicht und verfällt keiner rosaroten Schwärmerei. Zwar gefällt es vielen, wenn einem in Büchern verträumte und unwahrscheinliche Bilder der ewigen Liebe aufgetischt werden, aber manchmal sollte man sich doch eingestehen, dass weniger auch mehr sein kann:

Langsam sollte jeder begriffen haben, dass Wie außer Atem kein gewöhnliches Jugendbuch ist. Es beschäftigt sich zwar mit den bekannten Themen, geht diese aber ganz anders an und bezaubert dabei mit unglaublich philosophischen und tiefgründigen Gedanken der Protagonistin, die man sicherlich auch selbst aus seinem eigenen Leben kennt. Man glaubt selbst dabei zu sein, die gleiche Luft zu atmen, die gleiche Angst zu spüren und die selben Fragen zu stellen.
Was das Buch außerdem zu etwas ganz Besonderem macht, ist der Hauch von Magie, der nicht sofort sichtbar, aber nach und nach immer deutlicher wird. Er verleiht dem Roman nicht nur ein wenig mehr Spannung, sondern gleichzeitig auch einen metaphorischen Wert, der zwar nicht gesehen werden muss, aber interpretiert werden kann.

Myersons Schreibstil ist dabei genauso speziell, wie der Rest des Werkes. Trotz manch umgangssprachlichen Sätzen und Dialogen, dominiert doch immer eine poetische Sprache, die besonders in Flynns Gedanken vorherrscht. Sie kreiert detailreiche Bilder der Umgebung, ohne dabei zu genau zu beschreiben und zu langweilen. Nichts wirkt in irgendeiner Weise gestellt oder zu perfekt, wie es oft in Büchern vorkommt, denn die Autorin hat ein Händchen dafür jedes Gespräch authentisch zu gestalten. Die Figuren missverstehen sich, fragen nach, müssen plötzlich lachen, oder verlieren sich in ihrem eigenen Kopf, was sie umso echter und glaubwürdiger macht.

Natürlich handelt es sich bei Wie außer Atem um kein aufregendes Abenteuer, allerdings muss ich sagen, dass mir an der ein oder anderen Stelle doch ein wenig die Spannung gefehlt hat. Die Personen blieben zwar immer sympathisch und interessant, aber was ihre Geschichte betraf, so hätte die noch einige Höhen benötigt. Erst am Ende wurde der Roman wirklich mitreißend, als die jeweiligen Geheimnisse aufgedeckt wurden. Deswegen ist der Roman, trotz des Alters der Protagonistin, eher ein Buch für Jugendliche ab 15 Jahren, die sich nicht zu schnell langweilen und auch einen Sinn für das Außergewöhnliche des Buches haben. Jüngere Leser könnten die Story schnell öde finden und würden wahrscheinlich den Sinn nicht richtig verstehen.


Mein Urteil

Tiefgründig und poetisch erzählt Myerson die Geschichte eines neugierigen Mädchens, was sich nicht nur gern mit sich selbst, sondern auch mit all den anderen Menschen in ihrer Umgebung beschäftigt. Sehr ehrlich muss sich der Leser dabei mit ernsthaften Themen auseinandersetzen und bekommt gleichzeitig auch einen ungeahnten Teil Fantasie geboten, der dieses Buch eindeutig lesenswert und neuartig macht.


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