¡Rezension!: Wo Milch und Honig fließen

Cherry

Judith zieht sich schon lange in ihre eigene kleine Welt zurück, welche selbstgebastelt in ihrem Zimmer steht und den liebevollen Namen Land der Zierde trägt. Dies ist ihr ein und alles, ihr Schutzschild und nur für sie ganz allein bestimmt. Ihr Vater, ein fanatischer Zeuge Jehova und schweigsamer Fabrikarbeiter, weiß nichts mit ihr anzufangen, die Kinder aus der Schule hänseln und verspotten sie und auch sonst scheint im Leben des Mädchens nicht viel Gutes zu geschehen.
Doch eines Tages, ganz plötzlich, spricht eine Stimme mit ihr, die sich selbst als Gott bezeichnet und ihr eine Macht gibt von der sie nicht zu träumen gewagt hat. Judith kann nun selbst, mithilfe ihrer erbauten Welt, Gott spielen und lernt, wie viel sie damit erreichen kann. Gutes, aber auch ebenso viel Schlechtes.

Habe ich den Klappentext nicht richtig gelesen, die Meinungen der Blogger vielleicht ganz falsch verstanden, oder bin ich einfach nur seltsam? Ich weiß nicht, was der genaue Grund ist, aber beim Lesen von Wo Milch und Honig fließen, kam mir nicht einmal der Gedanke dieses Buch als traumhaft oder unwiderstehlich zu bezeichnen. Ganz im Gegenteil, bei der Hälfte des Romans war für mich erst einmal Schluss, einen ganzen Monat lang, und erst dann war ich dazu bereit die Geschichte um Judith zu Ende zu bringen. 
Nicht weil die Autorin schlecht schreibt, nicht weil mir Judith unsympathisch war, nicht weil die Handlung zu langatmig dahintröpfelte, nein, das alles war nicht der Fall. Ich hatte ganz einfach ein Problem mit dem Verlauf der Geschichte, der Ungerechtigkeit und den vielen Problemen eines kleines Mädchens, welches solche eigentlich nicht haben dürfte.

Judith war für mich wie eine kleine Schwester, der ich so gerne helfen wollte, es aber nicht konnte. Still und brav saß sie da, sagte nie ein Wort und wehrte sich auch sonst kaum. Schweigsam nahm sie das hin was geschah, egal wie demütigend und unfair alles war, sie akzeptierte es und blieb ruhig. 
Aber was soll man auch als so junge Tochter eines Mannes tun, der in jedem neuen Tag den Weltuntergang sieht, sich diesen sogar wünscht, und ihr stets beibringt nie zu laut, immer leise und für sich zu sein?  Mich machte es regelrecht krank wie Judith versucht es ihrem Vater recht zu machen und sich dabei so sehr nach seiner Liebe sehnt, dass es einem schlichtweg das Herz bricht. Sie tut nichts Verbotenes, nichts Verwerfliches, und gibt sich doch für Alles die Schuld.

Und während man liest und hofft, dass ja nun endlich mal etwas Gutes passieren muss, bleibt auch diese positive Wendung aus. Es ist wie eine Aneinanderreihung von quälenden Geschehnissen, die Judith immer zerbrechlicher und mich immer wütender machten. Erst am Ende des Buches, zu viele Seiten bis dorthin, kann man von etwas Erheiterndem sprechen. Wenn es auch nur kurz und schnell war, freute ich mich für Judith so sehr, dass selbst mir die Tränen kamen. Endlich endlich endlich mal etwas, von dem ich sagen kann, ja, dafür hat es sich gelohnt.

Mein Urteil

Ich mochte Judith, ich mochte ihre Fantasie, aber all das reichte nicht aus um auch das ganze restliche Buch in mein Herz zu schließen. Vielleicht lag es an meinen ersten Erwartungen, an ein paar irritierenden Meinungen - die sogar behaupteten dieses Buch wäre als Jugendbuch geeignet - oder vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit, aber Judiths Unglück hat auch mich mit in ein dunkles Loch gezogen, was mich sogar soweit brachte, dass ich bei der Hälfte des Buches pausierte und es erst später weiterlas. Eigentlich gut, wenn man so von den Gefühlen mitgerissen wird, aber es hat sich nicht wie hoffnungsvolle Traurigkeit angefühlt, eher wie endgültige.


2 Kommentare:

  1. Das ist also das traurige Buch, das du meintest :) Siehst du, du hast die Rezi doch noch - sogar sehr gut - hinbekommen. Besonders den letzten Satz find ich toll formuliert :D

    Wow, das Buch scheint wirklich nichts für schwache Nerven zu sein. Ich kann nicht mit todtraurigen Büchern auskommen ohne jeglichen Hoffnungsschimmer, der hin und wieder durch die Seiten strahlt, da werd ich glatt selber ernsthaft depressiv. Sehr interessantes Buch, aber ich denk mal nichts für mein zartbesaitetes Herz :)

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    1. Das Seltsame an dem Buch ist, dass viele so davon geschwärmt haben, als wäre es bezaubernd und irgendwie glücklich. vielleicht liegt es wirklich daran, wie man zu der Problematik steht und wie nah man das Geschehene an sich heranlässt, aber für mich war das Ende alles andere als ein Happy End.

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