"Glück ist eine Gleichung mit 7"

Cherry

Clevere Protagonistinnen findet man, meiner Meinung nach, im Jugendbuchbereich leider viel zu selten. Umso erfreuter war ich, als ich Willows Bekanntschaft machen durfte. Die 12Jährige war nicht nur smart und in fast allen Wissenbereichen belesen, sondern ebenso einfühlsam und - ja, ich kann es nicht anders sagen - eigentlich viel zu klug für ihr Alter (weshalb es Lesern ihres Jahrganges wohl etwas schwer fallen wird, sich mit ihr zu identifizieren, aber das war auch schon der einzige Minuspunkt an ihr).
Selbst als ein von Trauer gelähmtes Mädchen schafft sie es noch, die Menschen um sich herum zu besseren zu machen, die ihr Potential vollends ausschöpfen. Es entwickelt sich ein Netz aus Freundschaft, Zusammengehörigkeit und Trost, ohne je sentimental oder kitschig zu wirken (was, in meinen Augen, das Schwierigste ist, wenn man über Tod und Trauerbewältigung schreibt). 

Goldberg Sloan hat dabei einen so einnehmenden Stil - ein guter Mix aus Einfachheit und Tiefsinn - dass es schwerfällt, sich nicht gleich von den ersten Seiten mitreißen zu lassen. Dabei steht keine große Handlung im Mittelpunkt, geschweige denn eine nervenaufreibende Spannung. Vielmehr sind es ihre verschiedenen Figuren, die das Buch zu dem machen, was es schlussendlich ist. Jede der vorkommenden Persönlichkeiten bekommt ihren Teil der Aufmerksamkeit und wird somit ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Zwar zweifelt man niemals daran, wer die Hauptfigur des Buches ist - schließlich darf nur Willow die Ich-Perspektive nutzen - doch sind die Nebenfiguren im gleichen Maße wichtig und tragen zum großen Ganzen bei. Das ist angenehm und schön, denn dadurch wirken sie an keiner Stelle wie Statisten.

Es gibt Romane, die drücken so gewollt auf die Tränendrüse, dass man sich schon fast belästigt fühlt. Sie wollen den Leser zum Weinen bringen, um ein Gefühl der Intensität und des Nachdenkens zu hinterlassen. Dabei sind solche Bücher meist nur flach, sentimental, überdramatisiert und kitschig. Viel einprägsamer sind dafür die Werke, die einen nicht zum Schlurzen bringen wollen, sondern durch das Zusammenspiel aus Sprache, Charakteren und Handlung konstant ein Gefühl des Schwermuts beibehalten. Sie betäuben den Leser nicht mithilfe einer riesigen Portion Mitleid, sondern erwecken eine Art verständnisvolles Mitgefühl, welches ein Band zwischen Leser und Figuren knüpft; sie also nicht Beobachter und Opfer werden lässt. Ihr könnt euch nun denken, zu welcher Sorte Buch Glück ist eine Gleichung mit 7 gehört.

4 Kommentare:

  1. wuhuuu :) Was für eine tolle Rezension! Ich liebe die Bücher von Holly Goldberg Sloan und freue mich jetzt schon richtig auf "Glück ist eine Gleichung mit 7". *imkreisgrins*

    Schööönen Abend ♥
    Nana

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    1. Na dann wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen. Für mich war es das erste Buch von ihr, aber das wird sich in Zukunft sicherlich ändern :D

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  2. Haha, ich habe das Buch sehr, sehr gegenteilig empfunden xD
    Willow war mir oft eher unsympathisch, ich fand sie so altklug. Und der Stil war mir oft zu "von oben herab", also als wenn die Autorin ihre vermuteten jungen Leser nicht richtig ernst nimmt. Und dann diese ganzen glücklichen Zufälle, das war mir viel zu übertrieben.

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    1. Och schade :/
      Aber da sieht man wieder mal, wie unterschiedlich das auf einen wirken kann.

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