Titel: Delirium
Autor/in: Lauren Oliver
Verlag: Carlsen
Originaltitel: -
Seitenzahl: 416
Seitenzahl: 416
Preis: 18,90 € (D)
ISBN: 978-3-551-58232-4
ISBN: 978-3-551-58232-4
Liebe macht blind, krank, unvernünftig ... all das, was in unserer Zeit metaphorisch und nicht ernst gemeint ist, wird in Lenas Gesellschaft schreckliche Realität. Die schönste Sache der Welt ist nichts weiter als eine Krankheit, eine Seuche, die man mit Operationen und ständiger Kontrolle versucht zu bekämpfen. Auch Lena selbst soll sich bald der Behandlung unterziehen und ein geregeltes, steriles Leben führen, dass ihr von der Gemeinschaft vorgegeben wird.
Als sie dann allerdings Alex kennen lernt, muss sie feststellen, dass die Heilung nicht wirklich das ist, was sie sich für ihre Zukunft wünscht. Aber wie kann sie mit ihm zusammen sein, ohne verhaftet und gemieden zu werden, wie es schon bei ihrer Mutter der Fall war?
Eine Welt ohne Liebe, ohne Zuneigung, ohne Zärtlichkeit - wie soll das funktionieren? Es war wahrlich erschreckend Lauren Olivers Dystopie zu entdecken, denn was sich dem Leser dort für eine grausame und gleichgültige Welt bot, ist für unsere heutigen Verhältnisse einfach undenkbar. Das, was für uns das Wichtigste und Sinnvollste im Leben darstellt, wird in Lenas Gesellschaft verstoßen und "behandelt", um eine Ansteckung gleich auszuschließen.
Oft musste ich bei diesen liebesfeindlichen Einstellungen an Lois Lowrys Hüter der Erinnerung (original: The Giver) denken, welches ähnlich aufgebaut und durchdacht war. Nur hatte man es hier mit keiner besonderen, heraus stechenden Protagonistin, sondern einem ganz normalen, ja fast, ausgestoßenem Mädchen zu tun, welches bis zum Schluss gegen ihre eigenen Affinitäten anzukämpfen versuchte. Normalität oder Rebellion? Gleichgültigkeit oder Liebe? Auch wenn ich zugeben muss, dass Lena keine große Sympathie in mir wecken konnte, war ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte doch enorm und gut nachvollziehbar.
Besonders diese Glaubwürdigkeit konnte mich von der Handlung und ihren Charakteren überzeugen. Wo andere Autoren meist zu vorschnell handeln, zu früh auf Liebesbekenntnisse schwören und oft eine kitschige Richtung einschlagen, blieb Lauren Oliver vorsichtig, glaubhaft und dem Alter entsprechend. Es handelte sich hier also um eine Jugendliebe, die man den Hauptfiguren abkaufen konnte und nicht gleich wieder abschreckend auf mich wirkte, wie es leider in letzter Zeit so viele Jugendromane schaffen.
Dennoch brachte diese umfangreiche Liebesgeschichte auch einige Nachteile mit sich: Die Handlung kam nicht wirklich in Gang und tröpfelte sehr langsam und gemütlich vor sich hin. Zwar kam hin und wieder ein großer (oder auch kleiner) Schockmoment, der für Spannung und Antrieb sorgen sollte, aber lange hielten diese kleinen Adrenalinschübe nicht an, und die Geschichte verfiel wieder ihrem alten Trott. Man muss der Autorin in dem Fall allerdings gutheißen, dass es sicherlich nicht einfach ist einen packenden Roman über eine Welt ohne Gefühle zu schreiben. Auch wenn ihre Protagonistin sehr emotional und sensibel war, musste sie sich bei den anderen Figuren stark zurück nehmen und ließ sie deswegen kalt und neutral wirken, was zwar der Geschichte entsprach, dem Lesefluss aber nicht unbedingt gut tat.
Somit blieb Delirium für mich leider ein typischer erster Teil einer Trilogie, der eher einleitend und nicht fesselnd wirkte. Man kann nur hoffen, dass die Nachfolger noch besser und spannender werden.
Mein Urteil
Ein guter, aber noch nicht ganz überzeugender, erster Teil der neuen dystopischen Trilogie von Lauren Oliver. Ganz große Gefühle, aber noch ein wenig langatmige Story, die hoffentlich in den nächsten Teilen einige Höhen gewinnen wird.
Schön, sich zu Hause in die Couch zu kuscheln und eine eurer Rezensionen zu lesen. :)
AntwortenLöschen@Loup: Das freut mich aber :) Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Abend.
AntwortenLöschenErinnert mich an den Film "Equilibrium", wo sämtliche Gefühle bestraft wurden. Die Idee dahinter finde ich ganz gut. Aber eine Frage zu dem Buch, habe ich doch. Was wird den Leuten denn erzählt, was passieren wird, wenn sie sich verlieben? Eine Dystopie in der Form kann ja nur funktionieren, wenn man den Menschen manipuliert, was wird denen gesagt?
AntwortenLöschenLG, Sarah
Ah, das Buch les ich gerade auch :D Hab mir deswegen jetzt auch nur dein Urteil und das zu den Covern durchgelesen. aber dem kann ich bis jetzt auf jeden fall zustimmen, weil die idee und die gefühle bringt die autorin auf jedenfall gut rüber, aber es ist schon recht langatmig. Bin jedenfalls mal gespannt, wies weiter geht...
AntwortenLöschenIch bin ja beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, die den Start in das Buch als etwas langatmig empfand. Bisher habe ich fast nur begeisterte Rezensionen gelesen und dachte schon ich stehe mit der Meinung alleine da ;)
AntwortenLöschenLG
Monika
@sarahmiriam: Jeder, der 18 Jahre alt wird, muss sich einer bestimmten Behandlung unterziehen, die die Krankheit (Liebe) aufhält. Die Menschen verlieben sich nach diesem Eingriff also überhaupt nicht. Um sich aber auch vor dem 18. Lebensjahr vom anderen Geschlecht fern zu halten, wird ihnen erzählt, dass die Krankheit tödlich endet.
AntwortenLöschen@Filo: Ja, bei Gefühlen ist Frau Oliver ganz groß, aber naja, vielleicht bringen die beiden Nachfolger ja etwas mehr Spannung hinein, die jetzt noch gefehlt hat.
@Buchtastisch: Nein, keine Sorge, du bist nicht die Einzige ;) Ich verstehe die Lobhymnen leider auch nicht ganz, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Jetzt würde ich doch interessieren, was du zu Die Auswahl/Matched von Ally Condie sagst (hat ja Erdbeere rezensiert mit 3 Früchten). Ich habe Delirium vor Matched gelesen und fand sowohl die Personen als auch die Story vielversprechender. Auch das man Lena und ihren Konflikt erst mal kennenlernt, bevor so richtig was passiert, fand ich gut. Dagegen blieben Cassia und Ky ziemlich blas. Aber ist natürlich ebenfalls Geschmackssache...
AntwortenLöschenLG, nia
PS. Lese das Buch gerade noch mal auf Deutsch und bin von dem schönen Cover auch überrascht. Als Bild sah es viel langweiliger aus als dann in Natura.