¡Rezension!: Happy now?

Cherry


Titel: Happy now?
Autor/in: Katherine Shonk
Verlag: Eichborn
Originaltitel: -
Seitenzahl: 280
Preis: 19,95 € (D)
ISBN:
9783821861210




Klappentext

Claires Ehemann Jay ist gesprungen. Aus dem 23. Stock. Am Valentinstag. Und Claire ist plötzlich Witwe, mit 37 Jahren. Jay hat detaillierte Anweisungen hinterlassen, einen Abschiedsbrief, eine leicht neurotische Katze. Was noch? Trauer, Schuldgefühle und … Wut. Gab es so wenig in ihrem gemeinsamen Leben, das ihm lebenswert erschien? Hätte Claire etwas tun können? Und vor allem: Wie soll es jetzt weitergehen?


Erste Gedanken

Schon der Klappentext sorgte dafür, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich hatte schon immer eine Schwäche für sehr traurige Geschichten und fand Romane mit psychologischen Aspekten bereits seit meiner Jugend interessant. Fragen wie "Warum musste es soweit kommen?", "Wieso haben die Menschen keinen anderen Ausweg mehr gesehen?" oder "Wie schlecht muss es einem gehen um sich für den Freitod zu entscheiden?" gingen mir dabei durch den Kopf und somit begann ich den Roman mit der Erwartung auf ein trauriges und erschütterndes Buch.


Meine Meinung

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Roman "Happy now?" hat all meine Erwartungen übertroffen. Es handelt sich nicht nur um ein Buch, welches sich mit Depressionen und ihren Folgen beschäftigt, sondern auch mit denjenigen, die mit depressiven Menschen zusammenleben und sie versuchen zu verstehen. Kein Gefühl, wie extrem es einem auch erscheinen mag, wird dabei ausgelassen, doch Katherine Shonk hat es speziell deshalb geschafft  den Charakter der Protagonistin so zu präsentieren, dass ihre Trauer, aber auch Wut, Schuldgefühle und Hoffnung glaubwürdig an den Leser weitergereicht werden, sodass er zusammen mit ihr leidet und sich wünscht, es wäre anders gekommen.

All die Fragen, die sich Claire im Laufe der Erzählung entgegen stellen, beschäftigen gleichzeitig auch den Leser, der gemeinsam mit ihr herausfinden will, wie man damit umgehen soll, wenn sich eine geliebte Person umgebracht hat, warum man selbst als Partner nicht helfen konnte und weshalb es überhaupt geschehen musste. Schnell wird klar, dass sich die Protagonistin nicht "nur" mit dem Tod ihres Ehemanns beschäftigen muss, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit und den Erinnerungen, die ihr von der Ehe geblieben sind. Somit unterbrechen des Öfteren Rückblicke den gegenwärtigen Handlungsstrang und bringen dem Leser die Beziehung zwischen Claire und Jay näher. Je mehr man von den beiden liest, desto schmerzhafter wir die grausame Wahrheit, die in der Gegenwart nur auf einen lauert. Selbst als Außenstehender, der objektiv auf das Vergangene blicken kann, fällt es schwer die Entscheidung des Mannes nachzuvollziehen. Dadurch wird der Leser mit der Tatsache konfrontiert, dass man Menschen - egal wie lange man sie bereits liebt - nie voll und ganz kennen und verstehen wird.
Dieser lange Faden von Traurigkeit, der sich durch den ganzen Roman zieht, brachte mich an vielen Stellen dazu selbst über die Thematik nachzudenken und einige Tränen zu vergießen. Es war fast unmöglich nicht mit Claire mit zu fühlen, die einem durch die vielen Beschreibungen ihrer Ängste und Gedanken nah gebracht wurde.

Auch Katherine Shonks Schreibstil ließ mich von der ersten Seite an in einem angenehm zügigen Lesefluss versinken. Der Text wurde oft mit schönen Beschreibungen, Metaphern und Vergleichen bestückt, die hin und wieder ausführlicher wurden um die Persönlichkeiten noch besser zu erklären, aber niemals zur Langeweile führten, da sie sich auf wichtige Szenen beschränkten.
Auch wenn die Geschichte an sich sehr traurig, ja fast schon deprimierend war, fand sie an den richtigen Stellen den Platz für gelungene Selbstironie und den beißenden Sarkasmus der Protagonistin, der allerdings nie übertrieben oder gar unglaubwürdig wirkte. Damit lockerte sie die sonst eher angespannte Stimmung ein wenig auf und sorgte dafür, dass man auch nach sehr bedrückenden Stellen noch weiter lesen wollte. Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass die Autorin dies zwar manchmal bei mir bewirken konnte, es allerdings weiterhin viele Passagen gab, an denen ich das Buch erst einmal zur Seite legen musst um nachzudenken.


Mein Urteil

"Happy now?" ist eines der traurigsten und bedrückendsten Bücher, die ich seit Langem gelesen habe. Die Auseinandersetzung mit dem Selbstmord und den daraus folgenden Schuldgefühlen der Zurückgebliebenen sorgt für viele Momente des Grübelns.
Claire, die Protagonistin des Romans, wird authentisch dargestellt und lässt Einblicke in ihre Gefühlswelt, Gedanken und Ängste zu, die es dem Leser erlauben noch mehr von ihrem Mann und ihr selbst zu erfahren. Gemeinsam mit ihr wird man vielen Fragen ausgesetzt und muss für sich selbst entscheiden, wie weit man diese deprimierenden Tatsachen an sich heran lässt. Klar ist nur eins: dieses Buch reißt mit und beschäftigt sich ausgesprochen gut mit der Thematik "Depression und Selbstmord".

1 Kommentare:

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