Titel: Second Face
Autor/in: Carolin Philipps
Verlag: Carl Ueberreuter
Originaltitel: -
Seitenzahl: 144
Seitenzahl: 144
Preis: 9,95 € (D)
ISBN: 978-3-8000-5610-1
ISBN: 978-3-8000-5610-1
Klappentext
Unzertrennlich sind sie, die Zwillingsschwestern Anne und Marie – bis ein Junge dazwischenfunkt und sie beide hintergeht. Anne bekämpft ihre Enttäuschung, indem sie sich stellvertretend für ihn an allen Männern rächen will. Dazu benutzt sie ausgerechnet Lirim, in den Marie sich gerade unsterblich verliebt hat. Marie flüchtet in ihrer Trauer in die Welt des Second Life, wo sie ein virtuelles Leben als Bartänzerin beginnt. Erst als jemand bei Facebook gefälschte Nacktfotos von Anne reinstellt, kehrt Marie in die reale Welt zurück ...
Erste Gedanken
Als ich bei den Neuerscheinungen des Ueberreuter-Verlags diesen Titel entdecke, konnte ich mir eigentlich schon denken, was sich dahinter versteckt. Da ich allerdings noch nie ein Buch zu dieser Thematik gelesen hatte, wollte ich mich in dieser Hinsicht "weiterbilden" und durfte dann, ein paar Tage nach meiner Anfrage, das Rezensionsexemplar in den Händen halten. Dass es kein langes Lesevergnügen werden sollte, zeigte mir schon die geringe Seitenzahl, aber hin und wieder schmökere ich auch gerne in dünnen Büchern, die man schnell mal zwischendurch verschlingen kann.
Meine Meinung
Anne und Marie sind Zwillinge, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwar ähneln sie sich äußerlich sehr, doch während Marie oft ihre Gefühle in sich hinein frisst und die ruhigere Person von beiden ist, tanzt Anne auf Partys und hat eine freche Zunge. Aus diesem Grund gehen ihre Einstellungen, was Hobbys und Jungs betrifft, sehr oft auseinander und Sorgen manchmal für den ein oder anderen Streit. Trotzdem merkt man sofort, dass beiden viel aneinander liegt und sie sich niemals absichtlich gegenseitig verletzen würden.
Das Drama fängt erst an, als die Familie der Zwillinge nach Rügen ziehen will, um dort ein neues Leben zu beginnen. Nach ersten Widersprüchen der beiden Mädchen, die zuvor nur in Hamburg gewohnt haben, stimmen sie zu und finden sich in einem winzigen Ort wieder, der außer Strand, Meer und Pferden scheinbar nichts zu bieten hat. Nur langsam finden Marie und Anne Anschluss in der Schule und ein weiteres Mal entdeckt jede für sich ihren eigenen Platz in der neuen Umgebung.
Gerade als für beide das Leben wieder glatt zu laufen scheint, reißt ein Missverständnis alles aus den Bahnen und Marie sucht sich Hilfe im Internet. In dem Netzwerk "Second Life" beginnt sie ein neues Leben und fängt an die Außenwelt zu verdrängen.
Nach dieser ausführlicheren Inhaltsangabe müsste sich nun jeder denken können, dass das Jugendbuch sich mit dem Thema Internet befasst, speziell im Bezug auf das Leben und Leiden junger Teenager. Die Erwartungen, die ich dabei hatte, wurden jedenfalls größtenteils erfüllt. Es werden nicht nur soziale Netzwerke wie Facebook und SchülerVZ erwähnt, sondern auch alle möglichen anderen Programme und Funktionen, die Jugendliche im Internet täglich nutzen, wie zum Beispiel Messenger wie Skype und MSN. Die Autorin spricht damit den Leser direkt an und sorgt für eine Verbindung zwischen ihm und den in der Geschichte beschriebenen Charakteren. Man kann sich denken, dass sie sagen will, dass es jeden, der so nachlässig mit seinen Daten umgeht, treffen kann und das Internet kein sicherer Ort ist, auch wenn mancher sich hin und wieder darin geborgen fühlt.
Genau aus diesem Grund glaube ich, dass Carolin Philipps eine Geschichte erfunden hat, die man auch gut in der Schule als Unterrichtslektüre verwenden könnte. Mit den angesprochenen Themen trifft sie die aktuelle Problematik Jugendliche und Internet genau und könnte mit ihrem Buch so manche Generation aufklären und vor zukünftigen Fehlern schützen.
Was mich allerdings ein wenig stutzig gemacht hat, war die Tatsache, dass Maries virtuelles Leben erst ab der Hälfte des Buches beginnt. Zwar brauchte es bis dahin gewisse Erklärungen, doch der Titel ließ eigentlich etwas Anderes erwarten. Wer sich also ein Buch vorstellt, welches sich hauptsächlich mit einem jugendlichen Mädchen beschäftigt, das soziale Probleme hat und sich dadurch total in dieser Online-Welt verliert, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Viel mehr geht es um das erste Verliebt-Sein, die Verarbeitung von Trauer in Reality-Games (hier am Beispiel von "Second Life", welches man wirklich im Internet spielen kann) und das Risiko der Datenherausgabe im Internet.
"Second Face" ist von Sprache und Schreibstil ein typisches Jugendbuch. Die Umgangssprache und zügigen Ortswechsel lassen einen die Geschichte sehr schnell lesen. Allerdings muss ich sagen, dass diese Geschwindigkeit auch manchmal leicht verwirrend wirkt, da deutliche Absätze fehlen und man sich einige Male auch innerhalb von zwei direkt aufeinander folgenden Zeilen plötzlich an verschiedenen Orten befindet. Man braucht somit seine Zeit in diesen Schreibstil zu finden, besonders, wenn man kurz davor einen detailreichen Roman gelesen hat.
Trotzdem möchte ich nicht behaupten, dass diese schnellen Sätze nicht auch ihre positive Seite haben. Die Autorin spart sich die genauen und zeitaufwendigen Beschreibungen um den Inhalt und nicht Charakter und Umgebung in den Vordergrund zu stellen. Es schien mir so, als würde es ihr wichtiger sein, zu verdeutlichen, dass die Geschehnisse jedem passieren könnten und nicht nur irgendwelchen ausgedachten Romanfiguren.
Mein Urteil
Bei "Second Face" handelt es sich um ein gelungenes Jugendbuch zum Thema Teenager und das Internet, welches den jungen Leser aufklären und schützen soll. Genau aus diesem Grund würde es - auch wegen des rasanten Schreibstils und der verständlichen Sprache - in die aktuelle Schullektüre passen.
Leider muss ich sagen, dass es hin und wieder doch einige Rechtschreibfehler gab, die einem direkt ins Auge sprangen und meine sonst positive Einstellung zum Buch etwas herunter schraubten.
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