Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Autor/in: Lauren Oliver
Verlag: Carlsen
Originaltitel: Before I fall
Seitenzahl: 448
Seitenzahl: 448
Preis: 19,90 € (D)
ISBN: 978-3-551-58231-7
ISBN: 978-3-551-58231-7
Jeder verspürt mindestens einmal in seinem Leben das Verlangen die Zeit einfach zurück drehen zu können, um all das zu verbessern, was man in der Vergangenheit hätte besser machen können. Doch was muss man tun, damit durch eine andere Entscheidung nicht alles aus den Fugen gerät. Wen kann man retten, und wen nicht?
Sam und ihre Freundinnen sind die angesagtesten Mädchen auf der ganzen High-School. Niemand stellt sich ihnen in den Weg, jeder will sie auf seiner Party haben und wer mit ihnen befreundet ist, steigt auf der Beliebtheitsskala gleich ein paar Plätze nach oben. Doch dies alles bringt Sam nichts, als das Auto der vier Mädchen nach einer Party ins Schleudern gerät und sie dabei umkommt.
Siebenmal muss sie nun ihren letzten Tag auf der Erde wiedererleben und dabei herausfinden, welcher Verlauf der richtige ist. Denn es gibt nur eine Möglichkeit, die Sam retten und endlich erlösen kann und dafür muss sie erst erkennen, wie verlogen und scheinheilig ihre ganze Welt bisher war.
An was ich mich bei diesem Roman erst einmal gewöhnen musste, war der Fakt, dass die Protagonistin Sam eigentlich eine typische Antagonistin war. Mit ihrer oberflächlichen und arroganten Art war sie mir vom ersten Moment an unsympathisch und erst nach vielen weiteren Seiten - und vielen Erkenntnissen - konnte sie mich für sich gewinnen. Das war allerdings eindeutig so von der Autorin beabsichtigt und sorgte nicht dafür, dass man irgendwann keine Lust mehr hatte Sam zuzuhören. Es war eher eine interessante Erfahrung die Dinge mal aus der anderen Perspektive zu sehen und sich im Körper einer überheblichen Zicke zu befinden, die nach und nach einsehen musste, dass all das, was sie für so wichtig hielt, eher belanglos und trügerisch war.
Trotzdem muss ich sagen, dass, speziell in den Passagen, wenn sie mit ihren Freundinnen zusammen war, die Dialoge oft sehr lustig und unterhaltend waren. Man bekam einen perfekten Einblick in Sams Alltag und konnte viele ihrer Gefühle und Ängste nachvollziehen. Zwar brauchte sie eine ganze Weile, um die Situation, in der sie sich befand, richtig zu verstehen, und auch sonst zog sie viele falsche Schlüsse, aber irgendwann wurde sie zu einer ernst zu nehmenden Hauptfigur, der man gerne folgte.
Neben Sam agierten auch noch einige andere Personen, die man sich durch gelungene Beschreibungen sehr gut vorstellen konnte. Zwar hatten ein paar von ihnen mehr Platz in der Geschichte als die anderen, aber dennoch blieben selbst die kleinen Nebenfiguren im Kopf hängen und spielten die für sie bestimmte Rolle ausgezeichnet. Ob nun heimlicher Verehrer, perverser Mathelehrer, oder aufgedrehte kleine Schwester, alle von ihnen wirkten so echt und glaubwürdig, dass man sich nicht vorstellen kann, dass sie lediglich in einem Roman existieren sollen. Jeder hatte seine kleine Geschichte mit den unausweichlichen Geheimnissen. Diese Schritt für Schritt gemeinsam mit der Protagonistin aufzudecken, bereitete mir persönlich sehr viel Vergnügen und verlieh der Beziehung zwischen Leser und Sam eine ganz neue Dimension. Besonders in den Situationen, in denen sie das Wort direkt an den Lesenden richtete, fühlte man sich eng mit ihr verbunden.
Zugegeben, der Gedanke daran, dass man siebenmal hintereinander den gleichen Tag mit erleben soll, hört sich ziemlich langweilig an, aber glaubt mir, das ist es auf keinen Fall! Viel zu sehr war ich von den Gedanken und Überlegungen angetan, wie eine einzige Entscheidung mit einem Mal den ganzen Tagesverlauf verändern und man seinem Schicksal, nach reichlicher Vorbereitung, trotzdem nicht entkommen kann. Gemeinsam mit Sam durchlebt man dabei die Phasen der Trauer und kann ihre positive Entwicklung mitverfolgen, ohne dabei zu vergessen, dass das Ende unausweichlich ist. Womit wir auch schon bei einem meiner absoluten Highlights wären. Die Autorin verzichtet auf ein kitschiges Happy End, auf zauberhafte Wunder oder anderen Kram, der die Geschichte zerstören könnte. Sie bleibt bei ihrer glaubwürdigen Story und überzeugte mich mit einem emotionalen und wunderschönen Ende.
Mein Urteil
Lauren Oliver hat mit Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie ein außergewöhnliches Buch geschaffen, welches dem Leser nicht nur eine nachdenkliche Story über das Sterben, sondern auch viele interessante Wendungen und eine abwechslungsreiche Protagonistin bietet. Man könnte es vielleicht mit Tote Mädchen lügen nicht vergleichen, allerdings muss ich sagen, dass ich Olivers Werk um einiges gelungener finde. Da bekommt man einfach nur Lust auf mehr.
Tolle Rezi und wow - endlich mal fünf Kirschen, das hat schon was zu heißen. :D
AntwortenLöschenIch musste mich anfangs auch total an Sams zickige Art gewöhnen, aber nach und nach wurde sie mir immer sympathischer. Das Buch ist einfach nur grandios und wirklich mal was andereres - auch wenn ich zunächst an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" (vom Prinzip her) denken musste. Aber das Ende ... einfach nur traurig und schön. Bin ganz deiner Meinung.
LG Reni
@Reni: Haha, ja das Buch hat mal 5 Kirschen geschafft. Ich hätte, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet.
AntwortenLöschenSam wurde mir, wie beschrieben, nach einer Weile auch sehr viel sympathischer, Gott sei Dank, aber wirklich geliebt habe ich andere Charaktere im Buch. Und vom Prinzip her hast du natürlich recht, es ähnelt dem Film schon sehr.
Hallo!
AntwortenLöschen5 Kirschen - sehr schön. Diese Buch ist es wirklich Wert:-). Kann dir also voll und ganz zustimmen. Lauren Oliver schreibt einfach so wunderbar.
Einzig bei der Coverfrage bin ich anderer Meinung;-). Mir gefällt das Cover super; ich habe da diese Hügelszene vor Augen und finde, es passt einfach gut.
Die einzige Autorin, die mich neben Laren Oliver dieses Jahr so mit ihren Büchern berührt hat, ist Gayle Forman (If I stay und Where she went). Falls du die noch nicht gelesen hast - sie könnten dir gefallen.
LG, nia
@Nia: "If I stay" habe ich bereits gelesen und rezensiert ;)
AntwortenLöschenUnd das englische Cover mag ich leider so gar nicht, weil Personen auf den Bildern mir immer mein Bild der Protagonistin ruinieren.
@Cherry
AntwortenLöschenUps - sorry. Demnächst gucke ich erst mal in den Rezis nach.
Aber dann ist 'Where she went' sicher was für dich. Da hat Adam seinen großen Auftritt:-) und mir hat es sogar noch etwas besser als der erste Band gefallen, weil es die Story einfach rund macht.
@Cover mit Personen
Stöt mich nicht, aber bei Büchern schaffe ich es immer, mein eigenes Bild zu kreieren. Schwierig wird's bei mir mit Buchverfilmungen.
Schönen Sonntag noch,
nia
Ich schaffe es zwar auch meine eigenen Figuren zu erschaffen, aber mich stört es halt, wenn die Figur auf dem Cover so gar nichts mit der im Buch gemein hat.
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