¡Rezension!: Abends um 10

Cherry
Beschreibender Text für Surfer ohne Bilder 

  Titel: Abends um 10
  Autor/in: Kate de Goldi
  Verlag: Carlsen
  Originaltitel: The 10 PM Question
  Seitenzahl:
336
  Preis: 16,90 € (D)
  ISBN:
978-3-551-58243-0




Wenn man den 12-fast-13jährigen Frankie als komischen Vogel bezeichnen würde, hätte man wahrscheinlich genau ins Schwarze getroffen, denn eins wird schon bei der ersten Seite klar: der Junge ist kein normales Kind. Mit eher unnötigen Ängsten schlägt er sich durchs Leben und versucht dabei immer eine gewisse Ordnung zu bewahren, damit sich ja nichts verändert. Doch dann taucht die neugierige und lebendige Sydney auf und beginnt mit ihren Fragen all seine Gedanken auf den Kopf zu stellen. Wieso bleibt Frankies Mutter ständig zu Hause? Warum hat er eine Zeit lang bei seinen verrückten Tanten leben müssen? Wieso will er nicht mit ins Schul-Camp kommen?
Zuerst noch abweisend und verschlossen, muss Frankie doch bald einsehen, dass Sydney recht hat und ihre Fragen mehr als begründet sind. Aber wird er den Mut aufbringen, sich den Antworten zu stellen?

Wie vermutet, erwies sich Frankie als außergewöhnlicher Protagonist, den man so schnell nicht vergessen würde. Seine grundlosen Ängste und Sorgen ließen ihn oft mehr wie einen unruhigen Erwachsenen wirken, der hinter jeder Ecke eine unheilvolle Gefahr erwartete und seinen Alltag nicht gerne veränderte. Durch diese schrägen Ticks war er an vielen Stellen allerdings auch sehr unterhaltsam und brachte mich oft zum Schmunzeln.
Mir wurde bei diesem einprägsamen Protagonisten bereits bewusst, dass dieser Roman mehr aus den Charakteren als aus einer spannenden Handlung bestand und bereitete mich deshalb auf ein ruhiges Buch vor.

Mit dieser Vermutung sollte ich Recht behalten, denn die Autorin bot ihren Lesern hier keine komplexe Story mit ausgefallenen Handlungssträngen, sondern erzählte von einem besonderem Jungen, der versuchte im Leben zurecht zu kommen und das Leiden des Erwachsenwerdens zu ertragen. Dabei spielten seine Familie und seine beiden besten Freunde Gigs und Sydney eine sehr ausschlaggebende Rolle und standen ihm stets mit Rat und Tat zur Seite. Speziell seine Mutter, die er jeden Abend um 10 Uhr nochmals in ihrem Zimmer heimsuchte, sollte sich noch als ein wichtiger Part der Geschichte erweisen und brachte eine traurige Note mit ins Buch hinein, die ihm eine gewisse Tiefe verlieh.

Ich habe kein Problem mit ruhigen Büchern und finde sie manchmal sogar sehr angebracht und schön, aber leider konnte mich Abends um 10 nicht so zufrieden stellen, wie ich es erhofft hatte. Zwar waren die Figuren sehr gut durchdacht und boten eine Menge Abwechslung, aber was die eigentliche Handlung des Romans betraf, so war diese eher schwach und langatmig.
Zum Beispiel gefielen mir Frankies Gedanken bis zu einem bestimmten Grad immer sehr und brachten mich auch selbst zum Grübeln, aber leider schweifte er oft ab und begab sich damit in eher langweiliges Terrain. Manchmal fragte ich mich, ob die Autorin damit nur Seiten füllen wollte, oder einen höheren Sinn verfolgte, den ich einfach nicht begreifen konnte.
Dafür wurden die Familienprobleme fast bis zum Ende außer Acht gelassen und auch dann nicht wirklich besprochen. An diesen Stellen hätte ich mir eine ausführlichere Beschreibung der Gefühle gewünscht, da mich solche ernsten Themen wie Depressionen sehr interessieren und man im Laufe der Geschichte sehr gut erahnen konnte, dass auch Frankie gewisse Ansätze von depressivem Verhalten in sich trug.


Mein Urteil

Eine ernst zu nehmende Geschichte mit einem verdrehten Protagonisten und authentischen Figuren, die mir alle sehr gut gefielen. Lediglich die Handlung war mir, trotz tiefer Gefühle, etwas zu flach und hätte noch besser ausgearbeitet werden können, um mich vollkommen zu überzeugen.


1 Kommentare:

  1. Ihr habt 'nen Award bekommen!
    http://lexisthoughtsworld.blogspot.com/2011/07/oh-da-ist-ja-ein-award.html

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