¡Rezension!: Das Mädchen mit dem Stahlkorsett

Cherry


Titel: Das Mädchen mit dem Stahlkorsett
Autor/in: Kady Cross
Verlag: Heyne
Originaltitel: The Girl in the Steel Corset
Seitenzahl: 368
Preis: 14,99 € (D)
ISBN:
978-3-453-26740-4




Eigentlich würde Finley gerne normal sein - brav, anständig, schicklich - aber immer wenn ihr Körper merkt, dass sie in Not ist, verwandelt sich das liebe Mädchen in eine erbarmungslose Kampfmaschine, die so gar nicht piekfein ist, wie es in der englischen Gesellschaft gern gesehen wird. Wieder und wieder bringt diese innere Verwandlung sie in ausweglose Situationen und zwingt sie auch diesmal von ihrem Arbeitsplatz zu fliehen. Doch wie es der glückliche Zufall will, landet sie diesmal direkt in den Armen des reichen Griffin, der sie liebevoll bei sich aufnimmt und ihr zeigt, dass sie nicht die einzige Person mit solch phänomenalen Gaben ist.

Da ich in dieser Geschichte mit einer starken und unabhängigen Protagonistin rechnete, war ich, was diesen Punkt betrifft, doch etwas enttäuscht. Das hatte zwei Gründe: Finley war eigentlich ein ziemlich naives und kränkliches Mädchen, wenn nicht gerade ihre gespaltene Persönlichkeit zum Vorschein kam und ihre rassige, gewalttätige Seite an den Tag legte - die mir, ehrlich gesagt, sehr viel besser gefiel als ihr "normaler" Charakter. Außerdem konnte man bei ihr nicht wirklich von einer Hauptfigur reden, da sie durch die Probleme und Gedanken der anderen Personen immer weiter an den Rand gedrängt wurde. Das störte mich allerdings keinesfalls, denn diese Nebenfiguren erwiesen sich schnell als die viel interessanteren Persönlichkeiten, denen man auch viel lieber durch die Geschichte folgte.

Das lag auch daran, dass die einzelnen Kapitel immer wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt wurden und man damit nie das Gefühl hatte, als würde eine Person besonders hervorstechen. Der hübsche Griffin - junger Duke of Greythorne - unterhielt mich mit seinen unglaublichen Fähigkeiten und dem Drang Verbrechen aufzuklären genauso gut wie der bullige Sam, der während des Romans versuchte seine Liebe zu der genialen Emily und den gleichzeitigen Hass auf sich selbst irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Sie bewiesen dabei alle eine Charakterstärke, die mir dafür bei Finley vom Beginn bis zum Schluss fehlte.
So kam es auch, dass ich bei der Liebesgeschichte - übrigens wieder mal eher ein Liebesdreieck - um  Finley nie wirklich mitfiebern konnte und mein Herz schnell an ein anderes Paar verloren hatte. Ihre Gefühle blieben in diesem ersten Band dermaßen auf der Strecke, oder wurden so naiv beschrieben, dass sie leider nicht mit den Emotionen der anderen mithalten konnten.

Viel beeindruckender als die verschiedenen Rollen blieb aber die fantastische und mitreißende Welt im Stil des Steampunks, die mir auf Anhieb gefiel. Die Geschichte las sich durch die weit entwickelte Technik wie eine Dystopie in der Vergangenheit und sorgte mit den vielen geistreichen Erfindungen für eine enorme Bewunderung meinerseits. Zwar waren viele Objekte der Technik unserer Zeit schon sehr ähnlich, aber trotzdem konnte man an einigen Stellen auch Dinge entdecken, die es leider heutzutage noch nicht gibt und die für das London 1897 ein unglaublicher Fortschritt gewesen wären. Was also die Atmosphäre des Buches betrifft, so kann ich mich keinesfalls beschweren, denn sowohl Technologie, wie auch Mode, konnten mich vollkommen in ihren Bann ziehen.

Leider nutzte die Autorin diese außergewöhnliche Stimmung nicht wirklich und schuf eine eher durchschaubare und einfallslose Geschichte, die eher dem Fall einer kindischen Detektivgruppe gleichkam und lange brauchte um endlich in Fahrt zu kommen. Die Zusammensetzung der Personen war zwar schön gestaltet, sehr abwechslungsreich und unterhaltsam, aber dennoch erschien es mir als hätte Frau Cross ein junges Team zusammengestellt, was zur einen Hälfte an X-Men und zur anderen an TKKG erinnerte. Zwar sollte die Geschichte durch ein ernsthaftes, dramatisches Thema an Seriosität gewinnen, konnte damit aber nicht überzeugen, weil alles zu berechenbar und simpel war.

Das Ende der Geschichte schreit natürlich nach einer Fortsetzung, auch wenn es sich nicht um einen Cliffhanger handelte. Dass es einen zweiten Teil geben wird, konnte man sich allerdings schon bei dem englischen Untertitel Book #1 of the Steampunk chronicles denken. Ich persönlich benötige allerdings keinen zweiten Band.


Mein Urteil

Wer Steampunk noch nicht kennt, der wird bei der Entdeckung dieser Welt in Das Mädchen mit dem Stahlkorsett sicherlich seine Freude haben. Trotzdem wurden Personen und Geschichte nicht unbedingt gut durchdacht, wodurch das Buch nur ein mittelmäßiges Lesevergnügen bietet und bei diesem viel versprechendem Klappentext doch mit Vorsicht zu genießen ist.


6 Kommentare:

  1. Die Autorin schreibt und stellt ihr eigenes Make-up her?? Was hat die denn geschnüffelt, oder ist diese Biografie ein vezweifelter Versuch des Verlages sie "vielschichtiger" darzustellen? Mamma mia, das haut mich um. :D
    Das Buch selbst spricht mich nicht wirklich an, wenn du schon sagst das du auf einen 2. Teil keinen Wert legst.

    LG, Sarah

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  2. @sarahmiriam: Wie man sein eigenes Make-Up herstellt, weiß ich leider auch nicht, haha, aber ich glaube auch, dass der Verlag sie damit etwas interessanter darstellen wollte.
    Das Buch muss man auch nicht gelesen haben. Was ich wirklich am Besten fand, war diese Steampunk-Welt, die man allerdings auch in anderen Werken finden kann.

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  3. ich glaube, ich warte noch ein Weilchen, bis ich mir dieses Buch zulege. da es so viele unterschiedliche Meinungen gibt, will ich die 15€ nicht ausgeben und vielleicht dann enttäuscht sein...

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  4. Also ich war nicht super begeistert von dem Buch, habe es aber doch recht gern gelesen.
    Ich mochte die Charaktere des Buches so gern, dass ich mich schon darüber freuen würde eine weitere Geschichte von ihnen lesen zu können :)

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  5. @Jessi: Das Warten ist eine gute Methode, oder du liest dir mal eine Leseprobe durch, vllt zeigt die dir schon, ob das Buch etwas für dich ist, oder nicht.

    @Nanni: Einige Charaktere mochte ich auch, aber eben nicht die Protagonistin. Allerdings ist das sicherlich Geschmackssache.

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  6. Das Buch lese ich im Moment, mir gefällt es toll.

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