Verlag: Fischer
Originaltitel: Daughter of Smoke and Bone
Seitenzahl: 496
Preis: 16,99 € (D)
ISBN: 978-3-8414-2136-4
Seitenzahl: 496
Preis: 16,99 € (D)
ISBN: 978-3-8414-2136-4
Es ist schon wahr, langsam sind wir die durchgekauten Fantasyfiguren leid, die es immer wieder schaffen eine tragende Rolle in derzeitigen Jugendbüchern zu spielen. Ob es nun Vampire, Werwölfe oder Zombies sind, sehr viele Autoren benutzen nicht gerade ihre kreativen Köpfe, um den Leser mit neuen Geschöpfen zu überraschen.
Im Gegensatz dazu hat sich nun langsam ein Trend zur griechischen Mythologie entwickelt, deren Figuren und Namen gern mal für den ein oder anderen Roman verwendet werden. Auch in Daughter of Smoke and Bone finden sich solche wieder, obwohl es in diesem Fall weniger um Götter, als vielmehr um Dämonen geht. Chimäre wie sie auch genannt werden, spielen in diesem ersten Teil eine große Rolle und waren im öden Blutsaugeralltag auch eine willkommene Abwechslung für mich. Doch nicht nur Kreaturen aus der griechischen Religion wurden von Taylor genutzt, sondern auch einige der christlichen. Der uralte Kampf Gut gegen Böse, Engel gegen Dämon wurde ein Teil der Geschichte und sollte schnell zum Hauptthema der Handlung werden.
Nagut, vielleicht nicht gerade ein Höhepunkt an Genialität, aber immerhin etwas Anderes. Diese düstere Welt, die die Autorin dabei schuf, gefiel mir auf Anhieb sehr gut, denn ständig hatte ich die schockierenden Filmbilder des Regisseurs Guillermo del Toro (z.B. Pans Labyrinth) im Kopf, die perfekt zu der geheimnisvollen Atmosphäre passten.
Leider war nicht alles so überwältigend wie dieser erste Eindruck, denn was mir beim Lesen des Buches sehr schnell auffiel, war, dass Frau Taylor die ganze Zeit darauf bedacht war ihre Protagonistin so attraktiv und ansprechend zu gestalten, wie nur irgend möglich. Dabei machte sie, in meinen Augen, aber stets einen großen Fehler: Sie schmückte Karou äußerlich aus, als wäre sie ein Weihnachtsbaum aus purem Gold, der jeden verzaubern und anziehen sollte. Aber was war mit ihrem Inneren? Ihrem Charakter? Der schien neben ihrer schillernden Schönheit kaum eine Rolle zu spielen und war für mich bis zum letzten Viertel des Buches unergründlich. So tat ich mich auch ziemlich schwer einen guten Draht zu der 17jährigen Karou zu entwickeln, die zwar Kunst studierte und immer eine gewisse Reife austrahlen konnte, in mir aber niemals eine Gefühlsregung weckte, egal ob diese nun positiv oder negativ war. Sie war für mich eine glitzernde Hülle ohne Inhalt, so wie auch ein anderer Charakter sie im Buch beschrieb:
Du bist leer. Ein leeres Lutschbonbon, aber oh, du schmeckst so gut.
(S. 194 )
(S. 194 )
Wie schon gesagt, bekam Karou erst zum Ende des Buches langsam Farbe, was für eine angenehme Leseerfahrung meinerseits leider zu spät kam.
Vielleicht wollte die Autorin sogar, dass der Leser diesen krassen Unterschied sofort merkte, schließlich geht es in dem Buch hauptsächlich um die Frage: Wer oder Was ist Karou? Aber ich erkannte darin keinen guten Grund seine Protagonistin so nichtssagend zu gestalten. Jedenfalls ein kleines Bisschen Persönlichkeit musste in diesem Körper doch stecken, aber wo?
Es ist aus diesem Grund auch nicht schwer zu erahnen, dass mir die Liebesgeschichte, auf die der Roman schließlich abzielte, zuerst genauso wenig zusagte. Wie soll man sich auch in jemanden verlieben, der zwar schön, dafür aber sonst eher nichtssagend war!?
Viele weibliche Leser können daher vom Glück sprechen, dass es in Fantasybüchern Gott sei Dank immer eine letzte Lösung gibt, die sich in solchen Geschichten ganz einfach Magie nennt. Denn natürlich wissen die beiden Liebsten sofort, dass sie vom anderen so sehr angezogen werden, dass da einfach eine zauberhafte Bindung sein muss. So kann man sich auch das nervige Kennenlernen sparen und gleich zu den wichtigen Dingen übergehen.
Wäre nicht dieses durchschaubare, aber dafür beschwichtigende Finale gewesen, hätte man sich über diese geballte Oberflächlichkeit aufregen können, aber ich muss zugeben, dass hinter Frau Taylors nicht unbedingt grandiosen Figuren jedenfalls eine Geschichte stand, die nachvollziehbar und nicht voll und ganz durchgekaut war.
Mein Urteil
Die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre Prags im Zusammenspiel mit der außergewöhnlichen Fantasiewelt der Autorin konnten mich begeistern und hatten gewiss ihren Reiz. Da aber Protagonistin und Handlung nicht unbedingt überraschend und spannend waren, konnte auch diese erste Begeisterung nicht lange anhalten.
Dito. Mir ging es sehr sehr ähnlich beim Lesen des Buchs :/ Schade irgendwie, ich hatte echt auf eine Innovation gehofft :S Vor allem Karou hat mich nach einer Weile echt genervt, weil sie so... unecht war.
AntwortenLöschenIch mochte das Buch sehr sehr sehr. Auch mit Karou wurde ich ziemlich schnell warm. Ob es an der Übersetzung liegt? Ich habe die UK-Version, die übrigens in echt wunderschön aussieht, da die Federn auf dem Cover total toll schimmern. Aber das deutsche Cover finde ich auch sehr hübsch. :)
AntwortenLöschenIch schließe mich Karo an, mochte das Buch auch sehr sehr sehr. Auch Karou :-) weiß noch nicht so recht, wie ich meine Rezi gestalten soll. Mal sehen. Jedenfalls hab ich das Buch als wirklich etwas Anderes empfunden u. auch das verwendete Engelbild gefiel mir gut. Finde es immer wieder interessant, so unterschiedliche Meinungen zu lesen.
AntwortenLöschenLG,
Damaris
Jawohl, Karo & Damaris sprechen auch für mich. Überrascht mich nicht. ;) Mich hat DoSaB umgehauen! Gut, schön sind sie wirklich, die Hauptprotas, aber Karou hatte für mich auf jeden Fall eine greifbare Persönlichkeit, wenngleich sie zunächst nicht ganz war. Auch der Schreibstil hat mir sehr gefallen, er ist sehr eigen. Bei "Der verbote Kuss" von Laini Taylor sah das noch anders aus, da habe ich abgebrochen. Deshalb war ich hier positiv überrascht. Ich sehe schon: dieses Buch ist Geschmackssache. Entweder man mag es, oder eben nicht. Vielleicht nehme ich das in einigen Monaten mal für "Funky oder Punky?", dann kannst du dich ordentlich austoben. ;)
AntwortenLöschenLG Reni
@Sabrina: Recht hast du. Ohne Schutzhülle sieht das Buch wirklich noch um einiges besser aus.
AntwortenLöschen@captain cow: Ich habe vorhin ja deine Rezi gelesen und erkenne da auch viele Parallelen zu meinen Gedanken. Wir haben das Buch scheinbar sehr ähnlich erlebt.
@Karo: Ich glaube es ist eher eine Frage des Geschmacks, und nicht eine der Übersetzung. Wie ich aus den anderen Kommis hier und vielen weiteren Rezis herauslesen konnte, gibt es eine Menge Blogger/Leser, die auch die deutsche Version wundervoll fanden. :)
@Damaris: Die neuen Ideen, die dahinter standen, empfand ich auch als sehr erfrischend, nur die Protagonistin wollte mir einfach nicht zusagen. Das ist aber, wie so häufig, eine Geschmacks- und Einstellungsfrage ;)
@Reni: Du hast mich gerade eben erst darauf gebracht, dass Laini Taylor ja auch "Der verbotene Kuss" geschrieben hat, welches ich sogar gelesen habe. Auch das konnte mich damals nicht wirklich überzeugen. Scheinbar komme ich im Allgemeinen nicht mit ihrem Schreibstil klar.
Die Idee mit Funky und Punky finde ich gut :D
Das ist nun die Zweite eher mittelmäßige Rezension die ich unter vielen Lobeshymnen gelesen habe. Ich finde es immer sehr schade, wenn die Idee bzw. neu geschaffene Welt eines Romans so spannend, mitreißend und vielversprechend klingt und tatsächlich auch ist, die Umsetzung einschließlich Handlung und Charakteren jedoch eher misslingt. :/ Dennoch vielen Dank für deine Rezension, ich denke nicht, dass ich zu diesem Buch greifen werde. :) (Ich war schon von Anfang an skeptisch, was aber eher daran liegt, dass ich dieses Genre immer weniger ansteuere...)
AntwortenLöschenIm Übrigen vielen lieben Dank für dein Lob bezüglich unserer Bloggestaltung. ♥ Wir freuen uns wirklich riesig, es ist schön, wenn man sieht, dass die kleinen Mühen, die dahinter ja auch stecken, beachtet und geschätzt werden. Und wenn soetwas dann auch noch von jemandem kommt, der selbst einen so mühevoll, liebevoll und aufwendig gestalteten Blog führt, freut uns das umso mehr. :) ♥