Titel: Mister Creecher
Autor/in: Chris Priestley
Autor/in: Chris Priestley
Verlag: bloomoon
Originaltitel: -
Seitenzahl: 416
Preis: 16,99 € (D)
ISBN: 978-3-7607-9928-5
Seitenzahl: 416
Preis: 16,99 € (D)
ISBN: 978-3-7607-9928-5
Wenn ich ein Buch nur nach seinem Ende bewerten dürfte und alles davor keine Rolle spielen würde, dann hätte Mister Creecher auf jeden Fall fünf Sterne verdient. Was zuerst noch wie eine Adaption von Shelleys Frankenstein aussah, stellte sich nämlich als viel mehr heraus. Eine Verknüpfung zweier klassischer Romane, deren Figuren sich begegnen, Freundschaft schließen und später wieder auseinander gehen. Der Autor machte sich also nicht nur Frankensteins Monster zunutze, sondern arbeitete auch mit einer bestimmen Person aus Oliver Twist, was allerdings erst zum Schluss herauskommt und auch nur für jene sichtbar ist, die Dickens' Roman bereits gelesen haben. Deswegen an dieser Stelle nicht mehr dazu...
Doch leider ist ein Ende zwar ausschlaggebend für die endgültige Bewertung, kann aber eine eher öde Vorgeschichte nicht unbedingt retten. Atmosphäre und Schauplatz waren großartig gewählt - das neblige London 1818 - allerdings ließ mich die Handlung etwas kalt. Zwei ausgestoßene Freunde, die sich auf die Suche nach einem Wissenschaftler machen, welcher sein Versprechen halten soll. In der Tat geraten die beiden in so manche missliche Lage, jedoch konnte ich für meinen Teil an keiner Stelle von wahrer Spannung sprechen. Die Situationen unterschieden sich nicht großartig von anderen Büchern (wer weiß, vielleicht wollte er auch hier an die Klassiker der englischen Literatur erinnern) und konnten mich deshalb auch nicht mitreißen. Der Handlungsstrang war vorhersehbar (außer natürlich dieses brillante Ende) und bot somit keinen Nervenkitzel. Auch kann man nicht unbedingt von einer grusligen Geschichte sprechen, außer man ist wirklich sehr zart besaitet.
Was die Protagonisten betraf, so hätte ich mir vielleicht einen tieferen Blick in Mister Creechers Kopf gewünscht. Er war ein sehr interessanter Charakter und strahlte, trotz Größe und Stärke, immer eine gewisse Sanftheit aus (welcher riesige Hüne liest schon Jane Austen und lebt dazu auch noch vegetarisch?).
Dagegen gefiel mir Billy nur sehr selten. Als mittelloser Dieb schlich er durch die Gassen Londons und kämpfte ums Überleben. Er war frech, vorlaut und pessimistisch. Vielleicht hätte ich ihm wegen seines harten Lebens verzeihen sollen, doch es gelang mir an keiner Stelle. Erst als auch er seine tiefen Gefühle zuließ, konnte er mich ein wenig für sich gewinnen. Auch das unerwartete Ende und die Auflösung seiner Person brachten mich und meine bisherige Meinung zum Buch nochmals gewaltig ins Schwanken. Plötzlich machte alles einen Sinn und wenn ich jemals wieder Oliver Twist lesen sollte, so werde ich mir stets Mister Creecher ins Gedächtnis rufen müssen.
Mein Urteil
Eigentlich eine tolle Idee, die mit diesem Geniestreich von Ende auch mein Herz höher schlagen ließ. Leider fehlten mir innerhalb der Geschichte Spannung und Grauen, weswegen der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Ich habe gestern auch meine Rezension zu dem Buch geschrieben. Ich war allerdings ein weniger begeisterter als du! :)
AntwortenLöschenPriestley hält sich ja stark an den echten "Frankenstein" und das hat's mir einfach angetan...
Und das Ende! Hach, das Ende! So genial... Es hat mir so gut gefallen, obwohl ich den Charakteren einen anderen Ausgang gewünscht hätte!
Ich fand das Ende eigentlich so genau passend und gerade stimmig. Bin ja sowieso nicht so der Freund von Happy Ends und bei diesen beiden durfte es eben auch keines geben (so wäre ja "Oliver Twist" nicht gleichnamiger geworden ;) ). Da hätte sich der Autor schon etwas sehr Unglaubwürdiges ausdenken müssen.
LöschenJa, da hast du Recht. Mir sind die Charakere bloß so ans Herz gewachsen, dass ich es für sie gerne anders gehabt hätte... :)
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