¡Rezension!: Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Cherry


Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones?
Autor/in: Craig Silvey
Verlag: Rowohlt
Originaltitel: Jasper Jones
Seitenzahl: 416
Preis: 16,95 € (D)
ISBN:
978-3-499-21613-8


Fast ist es mir peinlich zuzugeben, dass ich über ein halbes Jahr an diesem Buch vorüber ging ohne auch nur in Erwägung zu ziehen, es zu lesen. Großes wurde versprochen, doch Cover wie auch Klappentext schreckten mich eher ab. Mir war klar: dieses Buch lese ich nicht. Das wird nichts für mich sein. Ohne es zu wissen, verhielt ich mich wie viele Charaktere, die in diesem Roman eine Rolle spielen - engstirnig, ängstlich, blind. Erst nach der Lektüre ist mir bewusst geworden, wie falsch ich lag und was für ein Leseerlebnis ich beinahe verpasst hätte.

Es sei schon hier gesagt, dass es sich bei Jasper Jones zwar um ein Jugendbuch handelt, ich aber beim Schmökern schnell merkte, dass der Titel eher für erfahrene und reifere Leser gedacht ist. D.h. Jugendlichen unter 15 (vielleicht auch 16) würde ich dieses Buch grundsätzlich nicht empfehlen, da es Themen aufgreift, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch mit Grausamkeiten und Problemen bestickt sind, dass man während des Lesens nicht nur einmal Schlucken muss.
Es ist erschreckend mit anzusehen wie der 13jährige Charlie durch ein einziges, verstörendes Ereignis plötzlich erwachsen wird und die Welt auf einmal mit ganz anderen Augen sieht. Seine Umgebung besteht  nur noch aus Schmerz, Ungerechtigkeit und Hass. Doch warum? Warum tun die Menschen solch schreckliche Dinge? Wieso lügen sie? Wieso töten sie? 

Der Autor erschafft in seinem Werk eine so ehrliche Geschichte mit dermaßen authentischen Figuren, dass ich mich oftmals nicht losreißen konnte. Er konfrontiert uns mit der Wahrheit ohne jeglichen Filter darüber zu stülpen, haut uns Dinge um die Ohren, an denen wir normalerweise schnell vorüber gehen um sie wieder zu vergessen, und führt uns das wahre Gesicht unserer Gesellschaft vor Augen. Dabei verbindet er gleichermaßen Aspekte von Drama und Thriller, und weiß dazwischen dennoch mit seinem frischen, jugendlichen Humor zu punkten. Es mag sein, dass er hin und wieder zu Langatmigkeit neigt - sich in Cricketspielen verliert -, nicht jede Überraschung glückt und er auch Dinge wiederholt, aber irgendwie störte mich dies zwischen all den philosophischen Gedanken kaum.
Jetzt kann ich gut verstehen, wieso Jasper Jones für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Ich hätte es nicht anders gemacht.

Mein Urteil

Wer anspruchsvolle (und das ist sie wirklich) Lektüre sucht, die nachdenklich macht und alles andere als harmlos ist, der sollte über seinen Schatten springen und diesen Roman in die Hand nehmen. Es wird wahrscheinlich nicht für jedermann etwas sein, aber es kann auch jederzeit den richtigen Nerv treffen - so wie bei mir.


1 Kommentare:

  1. Beim lesen der Rezi hab ich gerade schon eine leichte Gänsehaut bekommen. Mich spricht ja auch Buchtitel+Cover gar nicht an. Aber du machst mich doch wirklich sehr neugierig. Ja manchmal aber selten kommt mir mal ein anspruchsvolles Buch unter die Nase. Vielleicht wird dies ja mein nächstes. Obwohl ich jetzt schon ein mulmiges Gefühl habe und gerade wieder bemerke warum ich mich vor Psychothrillern hauptsächlich Fern halte.

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