¡Rezension!: Every Day

Cherry


Every Day ist eines jener Bücher, die mich mit Ideen und Worten dermaßen gefesselt haben, dass ich seitenweise darüber schreiben könnte. Da dies allerdings nicht der Sinn einer Rezension ist, möchte ich versuchen mich kurz zu fassen, auch wenn es so viel gibt, was ich zu berichten habe. 

Das erste Bemerkenswerte an diesem Roman war natürlich A. Nicht nur die Tatsache, dass er/sie jeden Tag in einem neuen Körper aufwacht, auch der einfache Fakt der Geschlechtslosigkeit fiel mir positiv ins Auge. A ist kein Junge (auch wenn das viele vielleicht gern sehen wollen), A ist A, und somit kann er/sie sich sowohl in weiblichen, wie auch in männlichen Körpern aufhalten. Vom Verlieben ganz zu schweigen. Zwar geht es in dieser Geschichte um seine/ihre Beziehung zu einem Mädchen, aber wir erfahren, dass A sich in der Vergangenheit bereits in einen Jungen verliebt hat. Das ist bei Levithan immer wieder Thema (was sicherlich mit seinem eigenen Leben und Vorlieben zu tun hat) und spricht mich auch immer wieder an. Sein Blick auf die Liebe ist ein ganz anderer als bei vielen Jugendbuchautoren, und macht seine Figuren meist reifer und sympathischer. So war es natürlich auch bei A, dessen/deren Worte einem manchmal das Herz verkrampfen lassen, weil sie so klug und überdacht sind:

"In my experience, desire is desire, love is love. I have never fallen in love with a gender. I have fallen for individuals. I know this is hard for people to do, but I don't understand why it's so hard, when it's so obvious."
(Seite 142)

Aber kommen wir zu der eigentlichen Problematik im Buch, denn was ist man für ein Wesen, wenn man keinen eigenen Körper, keine eigene Geschichte und keine eigene Familie hat? Es stellen sich nicht nur A, sondern auch dem Leser existentielle Fragen, die man sich nicht zu beantworten wagt. A existiert, keine Frage, aber wie er 16 Jahre lang diese Tortur durchgestanden hat, mag man sich gar nicht vorstellen. 
Vor nichts und niemandem ist er/sie sicher, denn auch wenn A manchmal in glücklichen, total normalen Körpern aufwacht, so kann dieser "Fluch" ihn/sie am nächsten Tag auch wieder in depressive oder süchtige Menschen verfrachten. Dieser Wechsel von Persönlichkeiten war für mich die reinste Spannung. Es war interessant und bemerkenswert zu sehen, wie A mit den verschiedenen Charakteren umgeht und wie eine Seele dadurch viel erfahrener als ein normaler 16jährige Teenager werden muss. 

Es hätte für mich alles so schön sein können, wenn da nicht Rhiannon gewesen wäre. Selbstverständlich wurde im Buch eine Liebesgeschichte gebraucht, weil sonst das Problem nicht so gut hätte verdeutlicht werden können, aber für mich war dieses "Liebe auf den ersten Blick"-Ding noch nie besonders ansprechend. Na schön, bei A gibt es oft nur diese eine Möglichkeit, denn meist bekommt er Personen nicht noch ein zweites Mal zu sehen, aber da lag auch nicht unbedingt meine Abneigung. Es war vielmehr seine/ihre Überzeugung was Rhiannon für ein toller Mensch ist, obwohl er/sie sie doch gerade mal einen Tag kannte. Mir wurde nicht die Möglichkeit gegeben mich ebenso von diesem Mädchen überzeugen zu können, und so konnte ich seine/ihre "Besessenheit" von ihr auch nicht wirklich nachempfinden. Er/sie beschrieb es zwar als eine sofortige Art von Verbindung, doch auch im Laufe der Geschichte wollte mir Rhiannon einfach nicht zusagen. 
Das Ende war dafür voll und ganz nach meinem Geschmack und ich musste auch ein paar Tränchen vergießen. Es blieb zwar vieles offen, aber ich hoffe, dass dieses Buch ein Einzelband bleibt. Man sollte auch einmal mit solch einem Finale leben können.  

 Mein Urteil

Idee und Protagonist konnten mich sehr schnell von sich überzeugen und lassen mich auch weiterhin positiv an das Buch zurückdenken. Leider schafft es aber auch ein Herr Levithan nicht immer mir eine zufriedenstellende Lovestory zu liefern. Doch lassen wir das, denn das Buch war trotzdem gut und ich würde es immer wieder lesen.
Ich finde es übrigens sehr schade, dass John Green einen immer größer werdenden Fankreis in Deutschland gewinnt und viele Leser Levithan gar nicht kennen, dabei schreibt er in meinen Augen um einiges besser.

11 Kommentare:

  1. Ich liebe es wie David Levithan über die Liebe schreibt. Mir ist bisher kein Autor untergekommen, der Gefühle so meisterhaft einfängt und wiedergibt wie er <3 Leider kann ich deine Kritik an Rhiannon auch nachvollziehen, mir ging es genauso mit ihr, hat einfach nicht gefunkt :/
    Übrigens wurde vor kurzem ein Companions zu dem Buch angekündigt, in dem es wohl um Rhiannon geht.

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    1. Stand da auch wie umfangreich das sein soll? Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es so viel zu ihr zu schreiben gibt.

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    2. Es wird auf jeden Fall ein kompletter Roman: http://www.goodreads.com/book/show/18459855-rhiannon

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    3. Oh, also ich kann jetzt nicht so wirklich sagen, ob mir das nun gefällt, oder nicht. Ich tendiere zum Nein, aber vielleicht wird sie mir durch einen eigenen Roman ja sympathischer. Hm...

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    4. Ich finde auch, dass das Buch einen Companion nicht nötig hat, aber da ist David Levithan ist, vertraue ich ihm einfach und freu mich auf mehr aus seiner Feder :)

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  2. @Cherry: Ich habe so sehr gehofft, dass es dir gefällt. Den Kritikpunkt an Rhiannon kann ich gut nachvollziehen. Auch ich hatte hier und da so meine Probleme den Bezug zu ihr zu finden. Das es offen bleibt, hat mir gerade so gefallen. Das hat die Geschichte nochmal anders gemacht.

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    1. Ich mochte das offene Ende auch sehr gern und bin jetzt etwas verblüfft, dass mir Miss Bookiverse von einem Roman aus Rhiannons Sicht erzählt. Ich glaube mir gefällt die Idee nicht :(

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  3. Eine sehr schöne Rezension. Ich habe meine Meinung über das Buch einfach nicht in Worte gefasst bekommen, aber was du schreibst, ist so ziemlich genau das, was ich mir auch dachte. Ziemlich toll!
    Und ja, mir ging es leider mit Rhiannon auch so. Ich hab darüber hinweggesehen, weil der Rest einfach so toll war, aber so richtig richtig nachvollziehen konnte ich es dann auch nicht. Ein bisschen schade. Sonst aber ein wirklich toller Roman, toller Stil und tolle Thematik... hach.

    Zu der John Green/ David Levithan Sache: Ich glaube, John Green ist auch durch seine Videos und Nerdfighter-Sachen ziemlich bekannt und da ziehen die Bücher natürlich mit. Bei DL sind es ja "nur" die Bücher, die irgendwie auch kaum übersetzt sind. Total schade. Ich mag John Green zwar auch total gerne, aber DL sollten die Leute sich auch nicht entgehen lassen :D

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    1. Schön, dass ich auch deine Gefühle wiedergeben konnte ;D

      John Green und ich werden wohl immer im Zwiespalt leben und das ewige Gehype tut dieser Beziehung auch nicht besonders gut. Ich mag seine so häufig halbbesessenen männlichen Protagonisten nicht, die wie betäubt um ein Mädchen werben. Leider hat mich A genau an solch einen Charakter erinnert.

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  4. Das klingt nach einem Buch, dass ich unbedingt lesen MUSS. Ich finde Bücher immer sehr interessant, in denen mit den Geschlechterrollen gespielt wird, wie z.B. "The left hand of darkness" von Ursula K. Le Guin. (Das auch kein typisches Friede-Freude-Eierkuchen-Happyend hat.)

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    1. "The left hand of darkness" kenne ich leider gar nicht, aber jetzt hast du mich neugierig gemacht :)

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