¡Rezension!: Wen der Rabe ruft

Cherry


Ein Mädchen, was Geister sehen kann, von einer Wahrsagerin abstammt und niemals seine wahre Liebe küssen darf? Klingt nicht gerade vielversprechend und auch eher nach einem Buch, was schnell wieder in Vergessenheit gerät. Wahrscheinlich wäre genau das auch geschehen, wenn Blue die einzige Protagonistin der Geschichte geblieben wäre. 
Tatsächlich kam sie aber kaum zu Wort, denn neben ihrem eher gedeckten Charakter durfte ich auch vier weitere, ganz bezaubernde männliche Hauptfiguren kennen lernen, die eine Freude in mir erweckt haben, welche ich kaum in Worte fassen kann. Sie bildeten für mich ein ausgeglichenes Gespann, das ich hier und da auch gerne mit den Rumtreibern aus Harry Potter vergleichen wollte. Jeder mit seinen besonderen Eigenarten, jeder mit seiner besonderen Geschichte, und jeder von ihnen auf seine eigene Art unwiderstehlich. Da, wo andere Autoren vergeblich versuchen mir nur einen einzigen Protagonisten schmackhaft zu machen, schaffte es Frau Stiefvater gleich mit vieren. Fazit: Begeisterung pur.

Wer allerdings bereits Romane der Autorin gelesen hat, wird sich über diesen Fakt nicht wundern, denn schon in ihren letzten Büchern hat sie bewiesen, dass ihr das Erschaffen von ausgefallenen und tollen Charakteren ziemlich leicht zu fallen scheint. Genauso wie das Auswählen von erstaunlichen, mir vorher immer so unbekannten Themen. Diesmal beschäftigen sich ihre Helden mit Wahrsagerei, Magie und Riten, die mir manchmal sogar einen Schauer den Rücken hinunter laufen ließen. Friedhöfe werden besucht, Geister beschworen, in die Zukunft gesehen und Karten gelegt, das aber auf eine so ernste Weise, dass man sich nicht einmal vorstellen könnte darüber zu lachen. Mich hat die Geschichte dermaßen in den Bann gezogen, dass ich - beinahe so besessen wie Gansey - die Wörter nur so in mich einsaugte.

Aber warum auch nicht? Stiefvaters Worte sind alles andere als Fast Food und bereichern die Jugendbuchwelt ungemein. Es ist ein wahrer Schmaus ihren Sätzen zu folgen und den Metaphern zu lauschen, besonders wenn dies in Verbindung mit der Natur geschieht. Sie schreibt schön, sodass es zu ihren durchdachten Figuren passt, und nie so hochtrabend, dass man glauben würde, sie hätte sich alles fein säuberlich zurecht gelegt. Was heißen soll: Sie verzaubert mich immer wieder.

Und gibt es neben den vielen Schwärmereien nun auch Minuspunkte? Ich muss sagen, die gibt es kaum. Manche mögen behaupten die Story würde nicht vorangehen und plätschere nur so dahin. Mir fiel das allerdings nicht auf, was vielleicht daran lag, dass ich so von den Figuren eingenommen war. Mir ist es sowieso wichtiger es mit wohl überlegten Charakteren zu tun zu haben, denn was bringt mir eine schnelle, spannende Handlung, wenn mich ihre Helden total kalt lassen? Wer es eher hektisch mag und ruhigen Büchern nicht so viel abgewinnen kann, der wird hier allerdings ein Manko sehen.
Für mich war eigentlich nur die weibliche Protagonistin und der letzte Satz des Buches eine Enttäuschung. Blue hatte neben ihren Mitspielern einfach keine Chance aus sich heraus zu kommen und war deswegen nicht wirklich einprägsam. Ich wünsche ihr dafür mehr Glück im zweiten Teil. Und was den letzten Satz betrifft, so ist es nicht der Cliffhanger, der mich stört, sondern dieses plötzliche Einsetzen dessen, als hätte die Autorin keinen guten Übergang gefunden, wollte das Buch aber unbedingt überraschend enden lassen.   

Mein Urteil

Wen der Rabe ruft hat heute Ruht das Licht von seinem ersten Platz der Maggie Stiefvater-Romane geschubst und darf sich nun mein Lieblingsbuch der Autorin schimpfen. Die Mischung aus ausgereiften Figuren (ich kann es nicht oft genug sagen), mysteriöser Story und brillanter Idee hat mich gekonnt um den Finger gewickelt und lässt mich sehnlichst nach mehr schreien.
Vier Teile sollen es übrigens werden... schnief ... noch so lang hin.


2 Kommentare:

  1. Eine tolle Rezension. Ich habe bisher noch kein Buch der Autorin gelesen und mich auch auf der Buchmesse gestern nicht überzeugen lassen - d.h. noch ist es nicht gekauft. Mir persönlich gefällt es aber, wenn Autoren ihren Charakteren und der Handlung mehr Zeit lassen. Dieser Aspekt hat mich in "Julia für immer" nämlich etwas gestört - hier erschien mir alles deutlich zu hektisch.
    Vielleicht schaue ich mir das Buch jetzt doch noch einmal genauer an.

    Liebe Grüße,
    Patricia

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    1. Ich habe nun schon 5 Bücher der Autorin gelesen und bin immer wieder erstaunt, wie sie mich - trotz der ruhigen Weise ihres Schreibens - so an ihr Buch und die Charaktere binden kann.
      Wenn du solche Art Bücher magst, kannst du bei ihr eigentlich nichts falsch machen ;)

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