Inhalt:
New York 1922. Auf seinem Anwesen in Long Island gibt Jay Gatsby
sagenhafte Feste. Er hofft, mit seinem neuerworbenen Reichtum, mit Swing
und Champagner seine verlorene Liebe zurückzugewinnen. Zu spät merkt
er, dass er sich von einer romantischen Illusion hat verführen lassen.
Wenn ich an Klassiker denke, denke ich automatisch an lange Lesestunden und schwere Kost. Was mir Der große Gatsby bot, war jedoch alles andere als das, denn zwischen Partys, untreuen Menschen und dem vielen vielen Geld, blieb Fitzgeralds Sprache stets poetisch, jedoch leicht verständlich und ließ die knapp 300 Seiten an mir vorbeiziehen, als wären es noch weniger.
Ich hatte mich mit der Geschichte über den mysteriösen Gatsby nie näher auseinander gesetzt - immer mit dem Vorsatz: erst lesen dann schauen - und war überrascht, wie sehr er sich von meinen Erwartungen unterschied. Der Mann, der mir entgegen blickte war ein Idealist, und dazu noch ein schwer verliebter, dessen Träume und Ziele größer waren als die der Menschen um ihn herum. Er war faszinierend und dann auch wieder Mitleid erregend, denn seine romantischen, ja fast schon naiven Vorstellungen sollten sich niemals mit der Welt decken, in der er lebte.
Es war ein so besonderes Lächeln, wie es einem vielleicht vier- oder fünfmal im Leben zuteil werden mag, ein Lächeln, das einem für alle Ewigkeit Mut zusprach. Es nahm - so schien es wenigstens - für einen Moment die gesamte äußere Welt in den Blick und konzentrierte sich dann mit unwiderstehlicher Voreingenommenheit ganz und gar auf einen selbst.
Sein einzig wahrer Freund - der Erzähler namens Nick - erkennt in ihm einen Diamanten zwischen den vielen Zirkonen und widmet sich ganz und gar dessen Leben. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich kein Freund dieser Erzählweise bin. Nick ist ein Ich-Erzähler, über den wir weniger erfahren als über Gatsby und der sich so zu meinem persönlichen mysteriösen Gatsby entwickelt hat. Wahrscheinlich brauchte der Autor ihn, um ihn als beispielhaftes Gegenstück seines Protagonisten darzustellen, oder um keinen allwissenden Erzähler gebrauchen zu müssen, aber diese fast-anonymen Beobachter sind einfach nicht meins.
Ein großartiges Buch, welches den Geist der 20er Jahre in Amerika sehr gut einfängt und dennoch eine eigene, tragischschöne Geschichte erzählt. Eine Geschichte über einen Mann, der für die Liebe und seine Träume so viel unschuldige Hoffnung aufbringt, wie man sie sonst im Buch an keiner Stelle findet.
Ein klares:
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Vielleicht schon zu Beginn: der Film war wirklich sehr nah am Buch angesiedelt und ließ neben ein paar falschen Haarfarben und winzigen, ausgelassenen Szenen eigentlich keinen Punkt für Kritik an der Umsetzung. Selbst Dialoge aus dem Buch wurden manchmal Wort für Wort wiedergegeben.
Auch mit den Schauspielern war ich durchweg zufrieden. Selbst der eher anonyme Nick wurde mir durch Tobey Maguire sehr sympathisch, ganz zu schweigen von der mysteriösen Jordan, die für mich das absolute, weibliche Bild der Frau in den 20er Jahren widerspiegelte. Doch wie gesagt, an dieser Stelle kann ich nur loben, denn sogar der leicht schrullige Gatsby - Leonardo DiCaprio - hatte es mir angetan und unterstrich durch seine filmische Darstellung noch einmal den Charakter, den ich bereits im Buch so gut kennen lernen durfte. Was will man mehr?
Und selbst wenn man am Anfang des Films zuerst an der Farbregelung spielen mag, weil man glaubt, man hätte die Sättigung zu hoch gestellt - ja dieser Film ist wirklich knallig - so gewöhnt man sich auch daran, beginnt es sogar irgendwann zu mögen, denn durch das Farbenspiel werden auch Grenzen gesetzt, besonders die zwischen arm und reich.
In diesem Fall hat man die Arbeit des Regisseurs gut wiedererkannt. Ich kannte ihn zwar bisher nur von Moulin Rouge, doch die Parallelen waren ganz deutlich. Verspielt, explosiv, manchmal sogar etwas kitschig, doch irgendwie passte es so fantastisch zur Geschichte, dass man sich nicht beschweren, sondern nur amüsieren wollte.
Viel bleibt mir hier nicht zu sagen, nur vielleicht ein kleines Wort zur Musik. Der Soundtrack zum Film wurde zwar hoch gelobt und er mag ja seine positiven Besonderheiten haben, aber mir stach er auch in vielen Szenen ins Auge (bzw. Ohr). Ich hätte mir mehr 20er-Musik gewünscht, und weniger modernes Zeug. Aber wahrscheinlich wurde auch damit irgendetwas bezweckt, was ich unmusikalisches Ding einfach nicht verstehe.
Ich habe The Great Gatsby sehr gerne gesehen, fand sogar einige Figuren noch greifbarer als im Buch und war irgendwann von seiner farbenfrohen Art ganz begeistert. Der Film mag die Gemüter scheiden (besonders die, welche überhaupt nicht wissen, dass der Film auf einem Buch basiert), doch ich wurde gut unterhalten und halte die Adaption auch für gelungen. Man hat einfach noch mehr daraus gemacht, als es eigentlich ist, aber wieso auch nicht?
Wuhu, das klingt gut! Ich habe neulich auch den Film gesehen und war ziemlich begeistert. Ähnlich wie dir ging es mir, dass ich mir Mr. Gatsby vorher immer ganz anders vorgestellt hatte: irgendwie prahlerisch und egoistisch. Auf jeden Fall hatte ich nicht diesen verliebten Träumer erwartet :-) Weiß gar nicht, woher das kommt...
AntwortenLöschenAber deiner Rezension nach zu urteilen, sollte ich mir das Buch auch bald mal vornehmen!
Also ging es mit der Fehleinschätzung nicht nur mir so :D Hatte genau das gleiche Bild von ihm wie du... vielleicht lag das ja an dem Trailer, der ein falsches Bild rübergebracht hat.
LöschenDas Buch las sich wirklich schnell und gut. Nun weiß' ich nicht, wie es ist, wenn man zuerst den Film gesehen hat, da ich es ja genau andersherum gemacht habe. Aber wenn dir die Geschichte gefallen hat, lohnt es sich ja immer mal einen Klassiker in die Hand zu nehmen :)