"Die Königin der Schatten" und eine Königin unter den Dystopien

Cherry

Ein ganzes Jahr hat es gedauert, bis ich diese kleine Perle des HaHa-Ich-sehe-aus-wie-ein-High-Fantasy-Roman-bin-aber-eigentlich-eine-Dystopie-Genres endlich auf deutsch in den Händen halten sollte, doch glaubt mir, es hat sich gelohnt. Nach den ersten noch etwas langatmigen Kapiteln, in denen ich noch nicht wirklich wusste, wie ich zu diesem Werk stehen sollte, stellte sich bald heraus, dass wir es bei Kelsea (glücklicherweise) nicht mit einem naiven, wunderschönen Prinzesschen á la Selection-Trilogie zu tun haben würden, sondern mit einer wahrhaften Königin, der nicht nur das Wohl ihrer Untertanen am Herzen lag, sondern die sich ebenso mit Politik auskannte. 

Manche von euch werden jetzt vom Stuhl fallen und angeekelt Ihhhh Politik!? schreien, doch seid beruhigt, wir müssen uns keine seitenlangen Dialoge zur Innen- und Außenpolitik Tearlings zu Gemüte führen, sondern dürfen den Weg einer jungen Herrscherin beobachten, die für ihre 19 Jahre sehr weise und besonnen wichtige Entscheidungen trifft. Behilflich sind ihr dabei mehrere Berater, die nicht wie Statisten hin und wieder auftreten, wenn sie gebraucht werden, sondern ebenso beleuchtet werden wie Kelsea. Genau das ist es auch, was dieses Buch so komplex und interessant macht: seine Figuren. Frau Johansen erlaubt uns die verschiedensten Charaktere zu begleiten und einen Blick auf deren Situation zu werfen. Das bereichert nicht nur das Wissen des Lesers, sondern lässt ihn auch immer tiefer in die Welt Taerlings abtauchen. 

Und trotz all der Informationen, Zukunftsvisionen und Blickwinkel bleibt man am Ende doch wie ein unwissendes Schaf zurück, was noch nicht einmal ansatzweise weiß, was in den kommenden beiden Büchern passieren wird. Und wer ist jetzt eigentlich Kelseas Vater? Und wer ist der Fetch? Und was hat es mit den fantastischen Aspekten des Buches auf sich? Wen oder was hat Mace eigentlich verloren.... und und und. Wäre mein Englisch besser, würde ich wahrscheinlich nicht gerade diese Besprechung schreiben, sondern am zweiten Teil lesen. Also, wer keine Angst vor gewalttätigen oder wollüstigen Szenen hat, und mal wieder ein Buch braucht, was sich nicht in drei Sätzen zusammenfassen lässt, der liegt bei Die Königin der Schatten vollkommen richtig

6 Kommentare:

  1. Liebe Kirsche,
    genau so sehe ich das auch und kann deiner humorvollen Rezi voll zustimmen. Nur die Sache mit der High Fantasy, bzw. Dystopie, da scheiden sich ja echt die Geister. Für mich bleibt es ein High Fantasy Roman, schon wegen des Landes, des mittelalterlichen Settings, des ganzen Lesegefühls. Auch die Andeutungen der verlorenen Errungenschaften, durch den Untergang der Schiffe bei der Übersiedlung, konnte in mir nicht dieses Dystopie-Feeling hervorbringen. Wahrscheinlich war sich der Verlag auch nicht ganz einig. Das Cover spricht ja für High Fantasy :-)
    Grüße dich lieb,
    Damaris

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    1. Also die Atmosphäre war eindeutig die eines High-Fantasy-Romans, da gebe ich dir recht. Aber in Situationen, in denen die Autorin uns einen Hinweis auf Harry Potter und die Herr der Ringe-Bücher gibt, da kann man die Dystopie, die sich hinter der Geschichte verbirgt, nicht mehr übersehen. Ich mochte diese Mischung aber sehr :)

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    2. Jaaaa, die Harry Potter-Hinweise waren toll <3

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  2. Hahaha, als ich jünger war, hab ich genau so auf Politik reagiert xD Inzwischen sind meine liebsten Fantasyromane genau solche, zumindest solange es nachvollziehbar ist und durch die Figuren zugänglich gestaltet wurde. Darf halt nicht zu trocken sein.

    Ich freu mich riesig, dass es dir so gut gefallen hat :D Erinnert mich daran mir bald mal die Fortsetzung vorzuknüpfen. Unglaublich, dass ich das noch nicht gemacht habe. Ich war doch auch sooo neugierig als ich Band 1 beendet hatte.

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    1. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir selbst heute beim Wort "Politik" ein Schauer über den Rücken läuft, bis ich mich dann besinne, wie wichtig sie doch ist. Und gerade Dystopien, die von gesellschaftlichen Veränderungen erzählen, müssen diesen Aspekt beleuchten, sonst sind sie einfach oberflächlich. Wenn man mal zurück schaut und sich ansieht, was man in der Vergangenheit alles für Bücher des Genres gelesen hat, die zwar von Rebellion und Veränderung, aber nie wirklich von Konsequenzen oder wirklichen Lösungsansätzen sprechen, dann fällt einem so ein Buch wie dieses doch besonders positiv auf.

      Ich würde jetzt auch so gern gleich weiterlesen, denn ich vermute, mir wird es, wenn der zweite Teil auf deutsch erscheint, so ähnlich ergehen wie dir. Vielleicht sollte ich mir nochmal in Stickpunkten aufschreiben, was im ersten Band alles passiert ist, um meine Neugier beim Erscheinen von Band zwei dann wieder zu wecken. Dir wünsche ich aber mit der Originalausgabe schonmal viel Spaß. Bin schon sehr auf deine Besprechung gespannt :)

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    2. Ich grenze das jetzt auch mal auf Fantasy-Politik ein, aktuelle deutsche Geschehnisse sind noch mal ein ganz anderes Thema.

      Wenn Politik in solchen Büchern gar kein Thema ist, kann ich das meist verkraften. Schlimmer finde ich, wenn sie unrealistisch dargestellt wird. Mit so 0815 "ich hatte keine Ahnung und keine Lust zu recherchieren" Lösungen und Wendungen.

      Ich hab mir sogar Stichpunkte zum ersten Buch gemacht! Ich sollte die einfach rauskramen und überfliegen. Das hilft meinem Gedächtnis auf die Sprünge (ich kann mich an das meiste schon nur noch bruchstückhaft erinnern D:) und schürt sicher die Vorfreude.

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