Ich muss zugeben, dass ich bisher nur ein einziges Buch - und zwar Steelheart - des Autors gelesen habe und ich deswegen auch nur eine einzige Seite von ihm kenne. Aus diesem Grund erwartete ich bei Der Rithmatist genauso viel Spannung, genauso viel Action und eine genauso coole Story. Betrachtet man nun seine Idee, Geometrie und Magie zu mischen und dies auch noch in einem Steampunk-Universum (welches man auch gut und gerne als ein Paralleluniversum unserer Welt betrachten könnte) anzusiedeln, dann bleiben die ersten Erwartungen bestehen und man kann es kaum erwarten, bis es endlich so richtig losgeht. Wenn man dann jedoch weiterhört, und weiterhört, und bemerkt, dass man bereits die Mitte der Geschichte erreicht hat, aber immer noch nichts passiert ist, dann spätestens fällt einem auf, dass Branderson wohl nicht immer zu actionreichen Szenen neigt.
Versteht mich nicht falsch: ich MAG ruhige Bücher. Doch mag ich sie nur dann, wenn mir ihre Figuren so sehr ans Herz wachsen, dass sie mich selbst mit banalen Szenen erfreuen. Joel dagegen war zwar ganz in Ordnung, könnte aber niemals zu einem Charakter heranwachsen, der mich voll und ganz in seinen Bann zieht. Der Funke der Armer-Junge-Halbwaisen-Schiene, die viele Autoren zu gerne fahren, wollte bei mir diesmal nicht überspringen, vielmehr war ich an einigen Stellen eher skeptisch, was ich von dem Protagonisten überhaupt halten sollte, sprach und handelte er ja wie ein 12Jähriger, obwohl er 16 sein sollte. Und so erging es mir nicht nur bei ihm, sondern bei fast jedem der Figuren. Sie erfüllten so dermaßen oft ihr Klischee (beispielsweise der schrullige Professor, die warmherzige Mutter, der fiese neue Lehrer), dass ich keinem über den Weg trauen wollte, denn die Auflösung der Geschichte war so unausweichlich, dass man sie kaum mehr eine Überraschung nennen konnte (obwohl ich zugeben muss, dass ich schlussendlich den Falschen verdächtigt habe, aber für mich waren sie ja eh alle mögliche Täter).
Wenn ich nach dem Hören und meinen vorerst so hohen Erwartungen das Buch nun mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl unspektakulär. Denn ja, die Idee war wirklich mal originell, aber die Handlung dafür so ereignislos und vorhersehbar, dass mich die Geschichte einfach nicht wirklich unterhalten konnte. Ich kann nicht sagen, ob ich das Buch zu Ende gelesen hätte; das Hörbuch habe ich jedenfalls nur beendet, weil Herr Bierstedt eine angenehme Erzählstimme hat und auch nach hin und wieder auftrendem, minutenlangem Nicht-Zuhören so wenig passiert war, dass ich der Handlung problemlos folgen konnte.
Bei mir war das das erste Sanderson Buch, von daher hatte ich keine Erwartungen und fand es etwas besser als du. Ich hatte aber ganz ähnlich Kritik, Joel wurde gerade zur Mitte hin manchmal unausstehlich. Mallorie war mir da viel lieber, die war schön quirlig mit ihren Einhörnern :)
AntwortenLöschenIch dachte auch total lange ich hätte den Täter anhand der Hinweise definitiv erkannt und fand es sooo offensichtlich, aber dann kam's eben doch anders, worüber ich einerseits froh war, andererseits hatte ich extrem das Gefühl mit Absicht auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein.
Hattest du durch das Hörbuch eigentlich Verständnisschwierigkeiten? Weil ich die Zeichnungen zu den ganzen Theorien im Buch extrem hilfreich fand.
Bei mir hat Mallorie auch für die einzigen Sympathiepunkte gesorgt, weil sie eben die einzige war, die keine Klischeerolle erfüllte. Sie war auf der einen Seite total verrückt und dann auch wieder total girly (aber im positiven Sinne), sodass sie als einzige hin und wieder für einen Lacher sorgen konnte.
LöschenDas mit der falschen Fährte ging mir genauso. Aber ich fand seine Lösung auch ziemlich schlecht umgesetzt, denn man hat am Ende gespürt, wie unbedingt er den Leser in die Irre führen wollte. Erst soll es der gewesen sein, dann doch der, und am Ende war es dann doch ein anderer, aber das wahrscheinlich nicht mal absichtlich. Darf ich fragen, wen du verdächtigt hattest? Bei mir war es Fitch.
Verständnisschwierigkeiten hatte ich in der Tat, denn wenn man die Zeichnungen der Verteidigungskreise nicht hat, ist es schwer, mit der Umschreibung zurecht zu kommen. Im Endeffekt waren mir diese Parts aber auch nicht dermaßen wichtig.
Uff, ist ja schon ne Weile her bei mir. Ich hab die Namen nicht mehr so drauf. Ich weiß, dass für mich der entscheidende Hinweis die Melone (also der Hut) war und dass einer der Gehilfen oder so halt auch so eine hatte... war das Fitch?
LöschenIch fand genau die Parts am coolsten. Gab's wenigstens ein Booklet, wo man die Zeichnungen hätte nachgucken können? Oder hattest du es eh nur digital?
Ne, jetzt weiß ich wen du meinst, und ja, das wäre sehr offensichtlich gewesen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich aber genau in dem Moment, als das mit der Melone erwähnt wurde, nicht zugehört hatte und deswegen weiterhin auf meinen Verdächtigen aus war, weil der sich einfach so verdächtig unverdächtig verhalten hat xD
LöschenIrgendwie hat mich diese Art von Magie nicht wirklich packen können, wenn manmal von den Kreidlingen absieht, die zum Leben erweckt wurden. Sonst war mir das alles zu theoretisch, obwohl es natürlich auch irgendwie cool ist, mal so an Zauberei heranzugehen.
Wer weiß, ob ich bei dem Hörbuch einen Verdächtigen gehabt hätte. Da pass ich oft auch nicht so gut auf xD
LöschenIch fand wirklich gerade das cool und mal anders und mit so viel Strategie. Außerdem fand ich's beeindruckend wie der Autor das unter einen Hut bekommen und zum Funktionieren gebracht hat (zumindest für mich).
Ich glaube, was mir bei dieser Art von Magie gefehlt hat, war die Leidenschaft dahinter. Man lernt ja nur einen begeisterten Fan der Rithmatik kennen und das ist Joel, der die Theorie nicht anwenden kann. Und alle anderen, die es eigentlich beherrschen, wollen sich entweder nicht duellieren oder finden ihre Gabe gar nicht so toll. Ich vermute, dass es im nächsten Teil dann etwas spannender und magischer zugeht, aber irgendwie verspüre ich keine große Lust mich noch weiter mit der Geschichte zu beschäftigen :/
LöschenKann ich verstehen. Mich hat's zum Glück genug gepackt, aber ich war dafür ähnlich enttäuscht von Sandersons Mistborn, was alle ja noch mehr lieben.
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