Wenn Tess ein Himmelskörper wäre, dann wäre sie Pluto. Kein Merkur, nicht mal eine Venus, einfach nur der weit entfernte, introvertierte Pluto. Anders als die anderen und irgendwie speziell, aber in seiner festen Umlaufbahn platziert. Als sie jedoch durch Zufall herausfindet, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater ist und sie ihr Leben lang belogen hat, gerät diese Umlaufbahn mächtig ins Wanken und Tess beschließt, kein Wort mehr zu sagen.
Das Thema Samenspende war für mich nicht vollkommen neu, nach der enttäuschenden Erfahrung mit Spenderkind erwartete ich jedoch nicht allzu viel von Annabel Pitchers Buch, schließlich kann man bei so heiklen Themen auch mal voll daneben greifen. Umso überraschter war ich, als ich Tess, ihre Familie, ihre beste Freundin und alles drumherum kennenlernte, denn die kamen alle ganz unkonventionell daher und ließen mich auf ein besonderes Buch hoffen. Als unsere Protagonistin dann auch noch begann, während ihres Schweigens gedanklich mit einer Goldfischtaschenlampe zu kommunizieren - die sich während des Lesens irgenwann als soetwas wie ihr Gewissen heraustellen sollte - war es um mich geschehen. Ich denke ihr hört es bereits heraus: ich mochte diesen Roman.
Den größten Pluspunkt sammelte die Autorin bei mir wahrscheinlich damit, dass sie nicht den allseits bekannten Kram aufs Papier brachte, den man sonst mit diesem Thema im Verbindung bringt. Tess liebt ihren Vater, das spürt man von der ersten bis zur letzten Seite, und sieht somit weniger das Problem darin, das Kind eines Samenspenders zu sein, als vielmehr in der Tatsache, dass man ihr die Wahrheit vorenthielt. Aus Trotz und Kummer versucht sie nun ihren leiblichen Vater ausfindig zu machen und verliert sich dabei in Träumereien und Wunschvorstellungen. Das machte sie so dermaßen menschlich, dass ich sie einfach mögen musste, egal wie unsinnig manche ihrer Entscheidungen waren. Das Ergebnis der Geschichte war nicht (nur) die gute alte Einsicht: "Er ist zwar nicht dein biologischer Vater, aber dafür dein wahrer, der dich mit Haut und Haaren liebt." sondern auch die Erkenntnis, dass man sein darf, wer man ist, egal wer man ist.
Klar, es gab auch ein paar Punkte, die mir weniger gut gefielen. So wurde die Gruppe der Mädchen, die Tess in der Schule schikanierten, sehr überspitzt dargestellt, als wären sie das abgrundtief Böse. Man musste sie hassen, dem Leser blieb also keine andere Wahl, und in diesen Momenten hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Auch was das gesamte Ende betraf, so kam mir dieses doch etwas zu kurz - besonders wenn man Tess' lange Schweigezeit betrachtet. Die Autorin hätte meiner Meinung nach ein wenig mehr Aussicht auf die Zukunft geben können, um dem Leser zu verdeutlichen, dass die Geschichte zwar endet, die Problematik aber sicherlich in den Herzen der Figuren noch lange nachhallt und wohl niemals komplett verarbeitet wird.
Den größten Pluspunkt sammelte die Autorin bei mir wahrscheinlich damit, dass sie nicht den allseits bekannten Kram aufs Papier brachte, den man sonst mit diesem Thema im Verbindung bringt. Tess liebt ihren Vater, das spürt man von der ersten bis zur letzten Seite, und sieht somit weniger das Problem darin, das Kind eines Samenspenders zu sein, als vielmehr in der Tatsache, dass man ihr die Wahrheit vorenthielt. Aus Trotz und Kummer versucht sie nun ihren leiblichen Vater ausfindig zu machen und verliert sich dabei in Träumereien und Wunschvorstellungen. Das machte sie so dermaßen menschlich, dass ich sie einfach mögen musste, egal wie unsinnig manche ihrer Entscheidungen waren. Das Ergebnis der Geschichte war nicht (nur) die gute alte Einsicht: "Er ist zwar nicht dein biologischer Vater, aber dafür dein wahrer, der dich mit Haut und Haaren liebt." sondern auch die Erkenntnis, dass man sein darf, wer man ist, egal wer man ist.
Klar, es gab auch ein paar Punkte, die mir weniger gut gefielen. So wurde die Gruppe der Mädchen, die Tess in der Schule schikanierten, sehr überspitzt dargestellt, als wären sie das abgrundtief Böse. Man musste sie hassen, dem Leser blieb also keine andere Wahl, und in diesen Momenten hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Auch was das gesamte Ende betraf, so kam mir dieses doch etwas zu kurz - besonders wenn man Tess' lange Schweigezeit betrachtet. Die Autorin hätte meiner Meinung nach ein wenig mehr Aussicht auf die Zukunft geben können, um dem Leser zu verdeutlichen, dass die Geschichte zwar endet, die Problematik aber sicherlich in den Herzen der Figuren noch lange nachhallt und wohl niemals komplett verarbeitet wird.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+
Ein ernstes Thema, ohne Kitsch und viel TammTamm, sehr authentisch und unerwartet gefühlvoll. Eine Goldfischtaschenlampe, deretwegen ich fast geweint hätte. Ein nachdenklicher Junge und eine, in meinen Augen, ganz tolle Protagonistin, die zwar Zahlen liebt, nun aber auch um die Macht der Wörter weiß.
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Eine gewissenlose Mädchen-Clique, deren pausenlose Boshaftigkeit vielleicht etwas zu viel war. Ein zu kurzes Ende, das den behandeten Themen nicht ganz gerecht werden konnte.
Huhu!
AntwortenLöschenMeine Rezi ist auch gerade heute online gegangen - ganz überzeugt hat mich das Buch auch nicht. Wie du schon sagst, ein bisschen mehr an der einen Seite, etwas weniger an der anderen und dann wäre es für mich ein absolutes Lieblingsbuch geworden. Die Idee und der Ansatz sind ja echt nicht schlecht.
Schöne Rezi!
LG, Claudia :)
Das stimmt, perfekt war es nicht, aber für ein Buch aus dem Jugendbuchbereich, dessen Vertreter mich derzeit hauptsächlich nerven, war es in meinen Augen ein voller Erfolg und ein tiefsinniger Roman :)
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