Genuine Fraud, das neue Buch von E. Lockhart (bekannt von "We were liars"), ließ mich während des Lesens Prallelen zu gleich zwei Filmen ziehen. Einerseits musste ich bei Jule und ihrer Unberechenbarkeit, aber ebenso vorhandenen Genialität an Der talentierte Mr. Ripley (die Autorin bestätigt dies auch im Nachwort) denken, andererseits erinnerte mich die Erzählweise an Christopher Nolans Memento, da die Geschichte rückwärts verläuft. So weiß man zwar bereits zu Beginn, wo sich die Protagonistin am Ende der Geschichte aufhält, doch glaubt mir, trotzdem hält die Story einiges an Überraschungen bereit.
Es ist spannend, nachzuvollziehen, wie die Heldin in bestimmte Situationen geraten ist, denn darauf zielt das Buch ab: es sucht nach dem Anfang. Und so liest es sich mal wie ein Psychothriller, mal wie eine umgedrehter Entwicklungsroman. Ihr seht schon, es fällt mir nicht leicht, es in Worte zu fassen. Eines kann ich jedoch sagen: ich wollte gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Und auch wenn am Ende des Buches kein großer Knall kommt, keine plötzliche Wendung, kein Aha-Moment, so lohnt es sich doch allein wegen des Prozesses bis dorthin dranzubleiben.
Jule ist dabei eine Protagonistin, die gerne eine Heldin wäre, aber eigentlich eine Gegenspielerin ist. Man erfährt genug über ihre Vergangenheit, um sich ihr Verhalten erklären zu können, höchstwahrscheinlich aber trotzdem zu wenig um alle Leser zufriedenzustellen. Sie ist klug, erbamungslos und kalt und dennoch, oder gerade deswegen, konnte ich sie sehr gut leiden. Sie ist alles andere als eine typische Hauptfigur und das macht ihre Geschichte so lesenswert. Das Buch mag zwar nicht ganz an We were liars herankommen, aber trotzdem habe ich diesen kurzweiligen Roman sehr gern gelesen.
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+
Eine unberechenbare Protagonistin, die mit Cleverness und Brutalität an ihr Ziel kommt.
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Ein wenig mehr zu Jules Vorgeschichte wäre schön gewesen.
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