Da die Bloggerwelt derzeit überquillt vor lauter Besprechungen, Gewinnspielen und Blogtouren zu Das Lied der Krähen und man davon ausgehen muss, dass schon fast alles zum Buch gesagt worden ist, möchte ich mich in dieser kleinen Auflistung von positiven wie negativen Punkten kurz fassen. Eins kann schon einmal vorweg genommen werden: mir hat der neue Roman von Leigh Bardugo zwar nicht ganz so gut gefallen, wie der Mehrheit der Leser, aber ich kann den Hype um das Buch trotzdem gut nachvollziehen. Warum? Seht selbst!
Ich liebe Banden. Seitdem ich Oliver Twist gelesen habe, hege ich eine Schwäche für Taschendiebe, Halunken und düstere Untergrundwelten. Die Dregs und ihr Anführer Kaz sind dabei so sympathische Gesellen, dass man sich wünschte, ein Mitglied zu sein.
Das Buch hat insgesamt ein hohes Tempo, sodass man förmlich von einer Seite zur nächsten rennt. Den Spannungsbogen kann die Autorin dabei glänzend halten, wobei sie ihre Kapitel oftmals mit großen Überraschungen, kurzen Atemstillständen und erleichterten Seufzern enden lässt.
Das Genre YA/Fantasy wurde gut gewählt, denn trotz des jungen Alters der Protagonisten kommen Brutalität und Grausamkeiten nicht zu kurz. Man hat während des Lesens nur selten das Gefühl, es mit 16-17jährigen zu tun zu haben, da sie, auch aufgrund ihrer erschütternden Schicksale, alle sehr reif und tough sind.
Auch wenn natürlich der geplante Raubzug im Mittelpunkt des Romans steht, gibt es doch viele kleine Geschichten innerhalb dieser großen Haupthandlung, die dem Leser die Charaktere näher bringen. Die Figuren gewinnen an Tiefe, erhalten ihre eigenen Biografien und ich glaube, dies ist der Grund, warum Das Lied der Krähen so gut bei der Leserschaft ankommt.
Die ersten Seiten waren ein quälender Einstieg für mich, da ich so viel Gutes von Leigh Bardugos neuem Buch gehört hatte und Kapitel Eins diesen Erwartungen nicht gerecht werden konnte. Glücklicherweise stellte sich bald heraus, dass es eher wie ein Vorwort zu lesen war und alles danach besser wurde.
Außerdem gab es für mich sehr starke Unterschiede zwischen den einzelnen Kapiteln. Während sich die Abschnitte aus der Sicht von Kaz und Inej rasant lesen und mich nach mehr schmachten ließen, konnten mich Matthias und Ninas Erzählpassagen leider nicht ganz für sich gewinnen. Es ist nicht so, dass ich irgendeine der Figuren nicht mochte, aber einige Geschichten waren interessanter und spannender als andere.
Und ja, auch diese Reihe kommt ohne ein paar Klischees nicht aus, die mir die Sicht auf das Buch ein wenig trübten. Sagen wir es so: ich mag Liebesgeschichten in Büchern, wenn sie geschickt gemacht sind und nicht so viel Platz einnehmen. Einmal ist es der Autorin sehr gut gelungen, einmal nicht und das andere mal, naja, wir werden sehen, was daraus wird. Mehr mag ich aber nicht verraten.
Trotz der Kritikpunkte möchte ich eine Leseempfehlung aussprechen und freue mich wirklich auf den zweiten Teil. Wem damals Grischa - Goldene Flammen nicht ganz so gut gefallen haben sollte, den kann ich beruhigen, denn Das Lied der Krähen war in meinen Augen ein spannenderer und unterhaltsamerer erster Band.
Oh wow, dein Blog ist der erste, bei dem mir die deutsche Ausgabe begegnet ist. Ich bewege mich wohl in den "falschen" Bloggerkreisen xD
AntwortenLöschenIch finde es total albern, dass die Protagonisten so jung sein sollen. In meinem Kopf waren die alle Anfang 20. Das hätte dem Buch auch absolut keinen Abbruch getan. Ich vermute nur, sie hatten Angst, dass es sich dann nicht so gut ans eher jüngere Grisha-Publikum vermarkten lässt.
Mir ging es ja eher so, dass ich Jespers Kapitel nicht so aufregend fand, Matthias und Nina waren stellenweise wenigstens äußerst amüsant ;) Aber insgesamt weiß ich, was du meinst. Nicht jedes Kapitel/Sichtweise/Handlungsstrang war gleich spannend.
Ich fand insgesamt war SoC vor allem wesentlich komplexer als die Grisha-Bücher. Ich hatte das Gefühl die Autorin hat da eine enorme schriftstellerische Weiterentwicklung durchgemacht.
Was, ich bin die Erste? Meine Leseliste ist so voll von dem Buch, dass es mir richtig unangenehm war, es jetzt auch noch zu besprechen. Ich bin ja kein Freund vom Totgequatsche von Büchern, weil man immer irgendwie über Spoiler stolpert und dann irgendwann gar keine Lust mehr drauf hat, aber ich hatte mich nun so lange darauf gefreut, dass ich mich dem Hype angeschlossen habe. Vielleicht hast du das nicht so mitbekommen, weil du hauptsächliche englische Blogs liest?
LöschenDas mit dem Alter hat mich auch gestört, aber ich hab so halbwegs drüber hinweg gesehen, weil sie ja doch alle schon ganz schön was durchgemacht haben. Trozdem habe ich mir auch die ganze Zeit Mitzwanziger vorgestellt.
***SPOILER***
Jesper war für mich allgemein nicht so interessant und seine Kapitel waren in meinen Augen nur für den Fortlauf der Geschichte von Belang. Aber diese Spannung zwischen Matthias und Nina war so eindeutig, dass man nie wirklich ins Zweifeln geriet und schon von Anfang an wusste, wie das mit den beiden enden würde. Da gefielen mir Kaz und Inej wesentlich besser, aber ich steh' halt auch auf komplizierte Liebeleien xD
***SPOILER ENDE***
Und ja, mir gefiel SoC auch viel viel besser. Bei Grisha hatte ich ja nur den ersten gelesen, weil ich danach kein großes Interesse mehr hatte. Aber hier möchte ich unbedingt noch den zweiten haben. Mal sehen, wann er übersetzt wird.
Ich weiß auch nicht. Ich versuche schon noch ab und zu deutsche Blogs zu lesen (es ist soo schwer tolle neue zu finden), ich glaube das Verhältnis zwischen deutschen und amerikanischen ist gar nicht so ungleichgewichtig, aber ich lese generell viel weniger Blogs als früher und auf denen ist das Buch im Moment nicht groß aufgetaucht.
LöschenAn sich war das mit dem Alter ja nicht weiter wichtig. Ob das da nun in einem Satz mal drin steht oder nicht, wen interessiert's, so lange sie sich älter lesen und es für die Handlung keine Rolle spielt. Fand's nur echt seltsam.
Spoiler // Aaach, dass das so eindeutig war hat mich gar nicht gestört, weil ich die beiden einfach so lustig zusammen fand. Das zwischen Kaz und Inej hat aber tatsächlich wesentlich mehr Spannung und da bin ich bis zum Ende hin und her geschwenkt, ob sie es noch auf die Reihe kriegen oder nicht. // Spoiler
Wo wir gerade bei Grisha sind, habe heute The Language of Thorns beendet und haaaach, das ist so gut! Ein bisschen wie die Tales of the Peculiar, aber halt viel düsterer und märchenhafter und eben mehr Bardugo. Musst du unbedingt lesen!