Endlich! Markus Zusaks neuer Roman "Nichts weniger als ein Wunder"

Cherry
("Nichts weniger als ein Wunder" von Markus Zusak, Limes bei Random House, ISBN: 9783809027065)

Dreizehn lange Jahre hat es gedauert bis Markus Zusak, Autor einer meiner Lieblingsromane (Die Bücherdiebin), endlich sein neues Buch veröffentlichte. Die Erwartungen waren natürlich hoch. Erzählt wird die Geschichte von Matthew, dem ältesten der Dunbar-Brüder, die im Mittelpunkt der Handlung stehen. Mithilfe von eigenen Erinnerungen und Anekdoten seiner Eltern versucht er die Geschichte seiner Familie auf Papier zu bringen, die sich immer wieder auf einen bestimmten Bruder fokussiert: Clay. Dieser scheint der gefühlvollste und klügste der fünf Jungen zu sein, aber auch jener mit dem bisher tragischsten Leben.

Ich muss gestehen, dass ich eine ganze Weile brauchte, um in das Buch zu finden. Nichts weniger als ein Wunder ist in großen Teilen ein Roman über fünf heranwachsende Brüder, die sich eben auch wie solche verhalten. Grob, laut und gehässig geht es auf vielen Seiten zu, sodass ich anfangs nicht so richtig mit den Jungs sympathisieren wollte. Erst nach und nach versteht man, was sich hinter diesen verlorenen Brüdern verbirgt, was auch daran liegt, dass die Geschichte nicht unbedingt chronologisch erzählt wird. Matthew springt in seiner Nacherzählung zwischen drei Zeitebenen hin und her, sodass man manchmal sehnsüchtig auf eine Auflösung warten muss. Das verwirrte in einigen Fällen, weil ich dachte, etwas überlesen/überhört zu haben, aber irgendwann kam er dann auf eben diese Situationen zurück und hielt seine Leser*innen somit gekonnt am Ball.

Es brauchte in etwa die Hälfte des Buches bis ich mit den Dunbar-Jungs richtig warm geworden war. Dann aber wuchsen sie mir schon ans Herz. Sie und ihr liebenswürdiges Maultier Achilles, die vielen Anspielungen an die griechische Mythologie, ihre unerschütterliche Liebe zur Mutter und dann auch irgendwann die Tatsache, dass sie einfach nur Jungs waren, die aus ihrer Situation versuchten, das Beste zu machen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich von Zusaks neuem Roman etwas ganz anderes als eine Familiengeschichte erwartet und dennoch bin ich froh, sie gelesen zu haben. Da ich immer abwechselnd das Buch las und dann wieder das Hörbuch hörte, kann ich euch den von Johannes Klaußner gelesenen Roman ebenso empfehlen. Er hat mich mit seiner Stimme durch die erste Hälfte getragen und macht seinen Job sehr gut.


9 Kommentare:

  1. Wie schön - endlich mal eine positive Stimme zu Zusaks neuem Roman! Ich habe das Buch damals auf Englisch (signiert) vorbestellt und seitdem liegt es hier und ich traue mich nicht recht...eben weil viele damit nicht warm wurden. Ich mochte jedes einzelne Buch des Autors und will daher nicht enttäuscht werden.

    Es überrascht mich aber nicht wirklich, dass man seine Zeit braucht, um in die Geschichte zu kommen. So lange, wie Zusak daran gefeilt haben muss, war das Ganze wahrscheinlich auch irgendwo ein Akt für ihn, es überhaupt noch fertig zu schreiben. Ich bin jedenfalls gespannt auf die Geschichte der Brüder. Und wusste zum Beispiel gar nicht, dass diese trotz des Originaltitels nicht aus der Sicht von Clay selbst geschrieben ist. Spannend! Danke dir für die schöne Rezension :)

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    1. Dann bin ich mal gespannt, wie du es finden wirst ;)
      Ich hätte mit dem Lesen sicher noch länger gebraucht, wenn ich nicht das Hörbuch gehabt hätte, mit dem ich mich anfangs berieseln lassen konnte. Dann tauchen aber irgendwann so viele kleine Geheimnisse auf, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht.

      Den englischen Titel finde ich, wie so oft, wesentlich passender.

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  2. Oha, eine der wenigen recht positiven Meinungen, das macht mir jetzt wieder Mut ;) Auch wenn du irgendwie Startschwierigkeiten hattest. Meinst du, es lohnt sich auch nur das Hörbuch zu hören oder ist das mit den Zeitsprüngen eventuell zu verwirrend?

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    1. Anfangs dachte ich wirklich, dass das mit mir und dem Buch nichts werden kann und fand das Selbstlesen sogar verwirrender als das Zuhören. Es komplett als Hörbuch zu hören fände ich deshalb nicht problematisch, da ich mir auch sehr sicher bin, dass es mir beim Selbstlesen nicht so gut gefallen hätte. Ich hätte es womöglich nicht einmal beendet.

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    2. Gut zu wissen. Dann bin ich mental schon mal auf einen schwierigen Start vorbereitet ;D Wobei ich jetzt auch nicht sicher bin, ob ich es so bald hören werde... klingt dann doch nicht so reizvoll.

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    3. Ist für mich auch wirklich kompliziert zu beschreiben, wie man sieht ^^'
      Es hat mir jedenfalls nicht einmal annähernd so gut gefallen wie "Die Bücherdiebin" und wenn jemand behauptet, dass er/sie es überhaupt nicht mochte, kann ich es auch verstehen. Ich war sehr erleichtert, dass es die zweite Hälfte für mich noch rumreißen konnte, aber wärmstens empfehlen kann ich es trotzdem nicht.

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    4. Hmm, jetzt bin ich doch wieder etwas abgeneigt. Deine 4 Kirschen Bewertung hatte mich so optimistisch gestimmt ;)

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    5. Ich habe wahrscheinlich vor allem davor Angst, dass du es dir aufrgund meiner Empfehlung kaufst und dann ganz furchtbar findest xD

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    6. Ach, keine Sorge, ich warte wahrscheinlich eh bis es mal bei Bookbeat verfügbar ist ;D

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