"Kaffee und Zigaretten" und ein weiterer Grund, Ferdinand von Schirach zu lesen

Cherry

Egal wo mir der Titel dieses Buchs begegnet, überall lese ich, dass es sich bei Kaffee und Zigaretten um von Schirachs persönlichste Texte handelt. Das kann auch ich nicht abstreiten, denn bereits seine erste der durchnummerierten aber unbenannten Erzählungen handelt ganz eindeutig von ihm und seinen Jugendjahren. Diese Tatsache könnte all jene verschrecken, die ihn nur aufgrund seiner authentischen Kriminalfälle lesen. Allen anderen jedoch, die ihn für die Nüchternheit und Lakonie seiner Geschichten – ihn als Erzähler, der er ist – lieben, denen kann ich auch dieses Buch nur ans Herz legen.

Man muss sich dennoch nicht darauf einstellen, ein autobiografisches Werk in den Händen zu halten. Von Schirach vermischt persönliche Erlebnisse, Kriminalfälle und andere Erzählungen, bei denen man nicht genau sagen kann, ob sie fiktiv oder aus dem Leben gegriffen sind. Eines haben sie jedoch alle gemein: sie schaffen es, trotz ihrer Kürze, im Kopf der Leser*innen hängen zu bleiben und etwas darin zu regen. Das liegt vor allem auch an der Beobachtungsgabe des Autors. Sie führt uns, ohne zu urteilen, Situationen und Wahrheiten des alltäglichen Lebens vor, die plötzlich in einem ganz anderen Licht erstrahlen, mal furchtbar lächerlich erscheinen oder einen ganz beklommen zurücklassen.

Wie es bei Textsammlungen immer ist, haben mir nicht alle Geschichten gleichermaßen gefallen und trotzdem hat doch jede ihre Daseinsberechtigung. Zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob wirklich alle Erzählungen von Anfang an in dieser Reihenfolge feststanden und ob nicht einige von ihnen als kleine Lückenbüßer herhalten mussten, um das Buch zu füllen, aber ich bin mir sicher, dass man aus jeder von ihnen eine Botschaft ziehen kann. 


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