Rassismus, Gewalt und Dystopie in
"Friday Black"

Cherry

Wenn mich eine Serie in den letzten Jahren wirklich für sich einnehmen, mich sprachlos zurücklassen und die entsetzlichen Möglichkeiten unserer nahen Zukunft vor Augen führen konnte, dann war es Black Mirror. Das Lesen der vielen dystopischen Kurzgeschichten in Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenyah hat mich in diesen Zustand zurückversetzt, haben wir es hier doch mit ebenso brutalen, teilweise sehr belastenden sowie gesellschaftskritischen Inhalten zu tun. Da wird der technische Fortschritt eben dafür verwendet, dass Menschen ihre Gewaltlust möglichst realistisch und ohne jegliche Konsequenzen ausleben können. Da werden zertrampelte Kund*innen und suizidale Mitarbeiter*innen in Kauf genommen, solang der unstillbare Konsumdurst der (amerikanischen) Bevölkerung gestillt werden kann. Da geht eben jedes Moralverständnis flöten, wenn das höchste Gut die Wahrheit und nur die absolute Wahrheit ist, wenn Freundlichkeit nebensächlich und Liebe überflüssig geworden sind.

Auffallend war, dass mir besonders die dystopischen Erzählungen gefallen haben, während andere, fantasievollere Geschichten mich weniger begeistern konnten. Ich würde jedoch nicht abstreiten, dass ich ihre Intention vielleicht gar nicht richtig verstanden habe, da alle von ihnen im kulturellen Kontext der USA zu betrachten sind, der mir zwar teilweise, aber eben nicht vollständig zugänglich ist. Deswegen bin ich mir sehr sicher, dass (Afro)Amerikaner*innen das Buch ganz anders lesen werden als ich es kann. Da es in meinen Augen aber starke Qualitätsunterschiede zwischen den Geschichten gab, möchte ich hier ein kleines Ranking erstellen:
 
Die Finkelstein Five ★★★★★
Durch den Blitz ★★★★★
Zimmer-Land ★★★★★
Friday Black ★★★★☆ (4,5)
Die alte Zeit ★★★★☆
Im Einzelhandel ★★★★☆
Wie man laut IceKing eine Jacke verkauft ★★★☆☆ (3,5)
Lark Street ★★★☆☆
Lichtspuckerin ★★★☆☆
Was meine Mutter sagte ★★☆☆☆ (2,5)
Der Löwe und die Spinne ★★☆☆☆ (2,5)
Das Krankenhaus, wo ★★☆☆☆

Sie sind bitterböse, diese Geschichten, sie sind düster und manchmal absurd, manche dagegen wieder sehr realistisch. Und auch wenn mir nicht alle von ihnen gleichermaßen gut gefallen haben, kann ich das Buch nur jedem empfehlen, der eine Schwäche für gute Erzählungen hat und sich mit Themen wie Rassismus, Gewalt und Kapitalismuskritik auseinandersetzen möchte.


3 Kommentare:

  1. War mir bis eben unbekannt. Doch meine Neugier darauf hast du geweckt.
    Danke für die Vorstellung.
    Liebst, Hibi

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  2. Oh das klingt gut, kannte ich bisher nicht!

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