¡Rezension!: Die Hassliste

Cherry


Titel: Die Hassliste
Autor/in: Jennifer Brown
Verlag: dtv
Originaltitel: Hatelist
Seitenzahl: 464
Preis: 7,95 € (D)
ISBN:
978-3-423-78252-4



Valerie und Nick sind ein unzertrennliches Paar. Sie gehen durch Dick und Dünn, beschweren sich gemeinsam über ihre arroganten Mitschüler, von denen sie täglich gemobbt werden, und führen sogar eine geheime Hassliste, auf der sie all das festhalten, was sie schrecklich nervt. Doch im Gegensatz zu Val, möchte Nick all seine Pläne in die Tat umsetzen und wird zu einem gewissenlosen Amokläufer.
Obwohl jeder gesehen hat, dass Nick derjenige war, der auf die Schüler schoss, wird auch Val verdächtigt, für die ein wahrer Horrortrip beginnt.

Wer glaubt, dass ihn in Die Hassliste eine schreckliche Geschichte erwartet, die davon handelt, aus welchen Gründen ein Mensch zum Amokläufer wird, der liegt mit dieser Vermutung weit daneben, denn der eigentliche Amokläufer, Nick, spielt in diesem Buch eine eher nebensächliche Rolle. Natürlich ist er als Täter ein wichtiger Teil der Geschichte und bleibt auch für die Protagonistin eine ausschlaggebende Person, aber insgesamt erfährt man über seine Motive und Gedanken eher wenig. Alles, was man über ihn erfährt, sind lediglich die Informationen aus Vals Erinnerungen, die nicht tiefer auf ihn eingehen.
Mir gefiel diese Einstellung der Autorin sehr gut, denn so wurde einmal eine andere Seite der Situation beleuchtet, die in anderen Romanen zu solch ernsten Themen leider oft missachtet werden. Es geht um Freunde und Familie des Täters, die nach seiner furchtbaren Tat nun in einem Zwiespalt stehen: soll ich ihn weiterhin lieben wie früher, oder muss ich ihn nun genauso hassen, wie alle anderen?

Frau Brown ging auf dieses Problem sehr gefühlvoll und mitreißend ein, indem sie ihre Protagonistin Valerie erschuf. Sie, als "Mittäterin", - da sie die Erfinderin der Hassliste war - Geliebte und gleichzeitig auch Opfer hatte es im Verlauf der Geschichte alles andere als leicht. Nicht nur ihre Gefühle schienen vollkommen durcheinander, sondern auch all ihre Gedanken und Handlungen. All die Dinge, die früher so selbstverständlich waren, fielen ihr nun schwer und bildeten im normalen Alltag ein großes Hindernis. Sie musste allerdings nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit ihren Eltern, den Lehrern und all denjenigen kämpfen, die ihr ebenfalls die Schuld am Amoklauf gaben.
Man kann sich bereits denken, dass es dadurch sehr viele Stellen im Buch gab, die einen wütend machten, enttäuschten und leider oft die menschliche Heuchelei bestätigten, mit der man gerechnet hatte. Besonders gelungen waren dabei die einzelnen Personen, die Brown in ihrem Roman beschrieb, denn es war meist ziemlich überraschend, wer sich gegen und wer sich für Val einsetzte. So bekam man auch sehr viel von den Nebenfiguren mit, die durch jeden Dialog und durch jede Analyse Vals immer mehr an Farbe gewannen.

Die Autorin gestaltete ihren Roman durch einen ständigen Wechsel zwischen Vals Erinnerung, der Gegenwart und diversen Zeitungsartikeln (die die Opfer vorstellen sollten), den sie fast bis zum Ende beibehielt. Dies bildetet eine nette Abwechslung und brachte dem Leser auch den Tatverlauf etwas näher. Er hatte somit einen riesigen Einblick in Valeries Psyche, die einen Großteil des Buches ausmachte und dirigierte. Sie zweifelte, hoffte, biss sich durch und trauerte, dass es einem so vor kam, als würde dies alles im eigenen Kopf stattfinden. Gefühlsbetonter könnte ein Buch nicht sein, wofür die Autorin eigentlich schon die Bestnote verdient hätte.
Aber ich spreche nicht umsonst im Konjunktiv, denn leider hatte ich auch diesmal etwas zu bemängeln:
Valerie wurde zwar die ganze Zeit als intelligent und clever bezeichnet, was sie auch oft unter Beweis stellte, aber manchmal schien sie mir doch etwas schwer von Begriff. Sie verstand Dinge erst, nachdem sie zum zweiten Mal gesagt wurden, verhielt sich wie ein nach Aufmerksamkeit schreiendes Kind und hatte manchmal scheinbar keine Lust auf die Gefühle anderer einzugehen. Manches davon sollte womöglich zu ihrem Charakter gehören, aber anderes las sich eher wie ein inhaltlicher Fehler, was mir manchmal etwas auf die Nerven ging.
 

Mein Urteil

Ein wirklich gelungener Roman über ein schwieriges Thema, in das man sich nur schwer hineinversetzen kann. Der Autorin gelingt es dennoch eine authentische Protagonistin zu gestalten, die einen komplizierten Weg zu gehen hat und mit ihren Zweifeln und Gedanken den Leser an ihr trauriges Schicksal fesselt. 


5 Kommentare:

  1. Das Buch klingt echt interessant. Ich glaub das will ich auch lesen :D
    LG, Katarina :)

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  2. Gute Rezi :)

    Ich finde das deutsche Cover nicht so prickelnd,aber auch das Originalcover ist nicht so meins. Es sieht so aus, als ginge es um einen simplen Jugendroman und nicht um so ein schwieriges Thema.

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  3. @buecherphilosophin: Ja, das Buch könnte dir gefallen :) (würde ich mal ganz frech vermuten hehe)

    @Nanni: Ja, ich bin von den verschiedenen Coverversionen auch nicht so begeistert, allerdings wüsste ich auch nicht richtig, wie ich es gestaltet hätte. Bei Büchern, die hauptsächlich von Gefühlen handeln, ist das immer schwer, finde ich. Vielleicht hätte man das Notizbuch (also die Hassliste) auf das Cover drucken sollen.

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  4. Danke :) Ich bin auch zufrieden.. mal schauen wie lange das anhält!
    Von dem Buch habe ich glaube ich schon einmal gehört aber vergessen. Jetzt werde ich es mir mal auf meine Wunschliste packen :)

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  5. Das Buch steht auch bei mir noch im Regal und ich bin schon gespannt drauf weil ich bis jetzt schon viel Gutes gehört habe :)

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