Titel: Tausend kleine Schritte
Autor/in: Toni Jordan
Verlag: Piper
Originaltitel: Addition
Seitenzahl: 269
Seitenzahl: 269
Preis: 16,95 € (D) (Hardcover)
ISBN: 978-3492259637
ISBN: 978-3492259637
Grace ist alles andere als durchschnittlich. Sie liebt es zu zählen. Sie zählt Buchstaben von Namen (ihrer hat 19), die Borsten von Zahnbürsten, misst ihre Glieder und die Wände ihrer Wohnung. Dadurch (Meinung der Anderen, nicht Graces) kann sie ihre Arbeit als Grundschullehrerin nicht mehr ausüben. Von Autofahren ganz zu schweigen. Aber so kann sie sich wenigstens den ganzen Tag auf ihre Zahlen und ihrem von Zahlen bestimmten Tagesablauf konzentrieren. Bis sie auf Seamus trifft, der ihre Zahlenwelt durcheinanderbringt.
Ich muss zugeben, obwohl ich anfangs meine Bedenken hatte einen Frauenroman zu lesen, der nicht mehr als klischeehafte Figuren und eine überzuckerte Liebesgeschichte zu bieten hat, wurde ich doch schnell eines Besseren belehrt, was vor allem an der sympathischen Protagonistin Grace lag. Sie war keine romantische, naive Superfrau, sondern eine, die nicht auf den Mund gefallen ist, nicht kindgerechte Ausdrücke verwendet und sich sexuell austobte. Das alles machte sie sehr glaubwürdig.
Und dann wären da noch ihre Ticks. Als Leser bekommt man einen guten Einblick in die Psyche einer Zwangsneurotikerin (die sich allerdings eher als individuell sieht, als einer dieser verrückten Händewäscher). Obwohl Graces Alltag mit ihren Ticks und Neurosen oft zu urkomischen Situationen führten, schwang dennoch immer ein etwas tragischer Unterton mit. Denn das Buch bot einiges zum Nachdenken. So warf Jordan die Frage auf, ob es vertretbar ist, sich mithilfe von Pharmazeutika so zu verändern, um sich unserer Norm anzupassen. Damit betritt sie ebenfalls das Gebiet der Toleranz und Akzeptanz. Werden Zwangsneurotiker gleich weniger toleriert, nur weil sie anders sind als es der Norm entsprechend? Und muss man ihnen automatisch mit medizinischen Mitteln helfen? Toni Jordan ist es hier eine gute Balance zwischen Komik und dem ernsten Thema der Zwangsneurose gelungen.
Im Buch stößt man des weiteren auch auf leicht skurrile Menschen und Situationen. Was habe ich gelacht, als sich Graces zwei Gehirne (eine vernünftige Gehirnhälfte und eine neurotische Gehirnhälfte) immer wieder munter unterhalten haben wie ein altes Ehepaar. Ich fand es war eine sehr gelungene und abstrakte Darstellung wie das Hirn funktioniert, wenn Zwangsneurosen unterdrückt werden. Auch Graces Therapiegruppe gab mir immer wieder Gründe zum Schmunzeln, obwohl jeder einzelne eigentlich eine ernstzunehmende Krankheit hatte. Diese kleinen Macken machten Grace und die anderen allerdings sehr sympathisch, auch wenn man sich nur schwer vorstellen kann, wie eingeschränkt das Leben dadurch ist.
Mein Urteil
Ein sehr schönes Debüt von Toni Jordan, die mit einer guten Balance zwischen Komik und ernsten Themen zu handhaben weiß. Ein Frauenroman, der Tiefe hat und ohne Klischees auskommt.
Dank der schönen Rezi landet das Buch direkt mal auf meiner Wunschliste :)
AntwortenLöschenKlingt richtig interessant!
AntwortenLöschenLG, Sarah
Eine tolle Rezi!
AntwortenLöschenDanke fürs Vorstellen!
Liebe Grüße
Anka
@Nanni: Hehe, ja so schnell kann es gehen und ehe man sich versieht, hat man ein neues Buch auf der Wunschliste ;)
AntwortenLöschen@Sarahmiriam86: klingt nicht nur interessant, es ist auch interessant ;)
@Anka: Danke! =P
Katharinas Rezi hatte mich auch schon seeeeehr neugierig auf das Buch gemacht. Und nach deiner Rezi MUSS ich das Buch jetzt einfach haben! :)
AntwortenLöschenlg, Steffi
Freut mich, dass ich Dich für das Buch begeistern konnte und das es Dir so gut gefallen hat :D
AntwortenLöschenLG, Katarina :)
@Steffi: Ja, unbedingt lesen ;)
AntwortenLöschen@Buecherphilosophin: ich hab zu danken ;)