¡Rezension!: Himmel und Hölle

Cherry


Titel: Himmel und Hölle
Autor/in: Malorie Blackman
Verlag: S. Fischer
Originaltitel: Noughts and Crosses
Seitenzahl: 512
Preis: 9,95 € (D)
ISBN:
978-3-596-80987-5



Was wäre, wenn die ganze Weltgeschichte sich ganz anders abgespielt hätte? Wenn die Alphas - die dunkelhäutigen Menschen - von Anfang an an der Macht gewesen wären und die Zeros - die Hellhäutigen - die ihnen untergeordnete "Rasse" gewesen wäre? Wäre unsere Gesellschaft eine bessere geworden, oder gäbe es genau die gleiche Tyrannei und Feindlichkeit, wie sie auch in unserer Vergangenheit - und leider auch noch heute - zu finden ist?
Dieser Gedanke, und die Verarbeitung dessen in einem Roman, ist wohl eines der interessantesten Themen, die mir im Bereich des Jugendbuchs bisher untergekommen sind. Frau Blackman hat hier nicht die typische Romeo & Julia-Story wiedergegeben (auch wenn sie natürlich daran erinnert), sondern geht mit einem kritischen Blick auf unsere Gesellschaft und die Menschheit ein. Sie zeigt uns, dass wir, egal welche Hautfarbe wir haben, doch alle gleich sind. Wir haben Träume, Ängste, das Bedürfnis geliebt zu werden und einen Sinn fürs Überleben. Dabei zeigt sie allerdings nicht hauptsächlich unsere positiven Gemeinsamkeiten, sondern beweist eher, dass es egal ist, wer an der Spitze einer Gesellschaft steht. Solange wir in Gruppen und Ränge unterteilen, kann es auf der Welt kein friedliches Miteinander geben.

Sephy und Callum, die beiden Protagonisten der Geschichte, wechseln sich mit ihrer Sicht auf die Geschehnisse von Kapitel zu Kapitel ab. Dies überdauert mehrere Jahre und so lernen wir die beiden als noch junge Teenager kennen und verlassen sie erst im Erwachsenenalter wieder.
Ich vermute, dass genau dieser Punkt dafür sorgte, dass die Liebesgeschichte zwischen den beiden so echt wirkte. Man wusste, dass sie sich bereits aus Kindertagen kannten, viel gemeinsam durchgemacht hatten und somit eine enge Bindung eingehen konnten. Es handelte sich hier also nicht um ein oberflächliches Verliebtsein, sondern um authentische Gefühle, die die Autorin sehr gut in den Gedanken der beiden beschrieb. Zwischen Zweifeln und dem Wissen, dass sie eigentlich nicht zusammen sein dürften, gewann doch immer wieder die unvernünftige Macht der Anziehung.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich anfangs so meine Probleme mit den beiden hatte, was jedoch auch daran lag, dass sie zu Beginn des Romans noch so jung waren. Ihre Handlungen waren nicht durchdacht, ihre Stimmungen wechselhaft und launisch und manchmal wollte ich sie am liebsten an den Schultern packen und kräftig durchschütteln, damit sie zur Vernunft kamen. Im Nachhinein glaube ich, dass es von der Autorin natürlich so beabsichtigt war, denn niemand handelt in der Pubertät wie ein gewissenhafter Erwachsener, der jede mögliche Konsequenz im Auge behält. Außerdem wurde die Entwicklung der beiden "Helden" somit noch deutlicher.
Trotzdem, bis Seite 400 empfand ich das Buch als ganz nett, war aber nicht vollkommen davon überzeugt. Erst auf den letzten 100 Seiten konnte mich der Verlauf voll in den Bann ziehen und rührte mich sogar auf den letzten beiden Seiten zu Tränen. Es klingt jetzt zwar ein bisschen seltsam, wenn ich sage, dass nur 100 Seiten der 500 wirklich spannend und nervenaufreibend für mich waren, aber ich vermute, dass andere Leser es wieder ganz anders wahrnehmen werden, weshalb ich hier auf keinen Fall von dem Buch abraten möchte.

Noch ein paar letzte Gedanken am Schluss, die für mich offen blieben, aber vielleicht in den nächsten beiden Teilen aufgeklärt werden. Die Autorin hat nicht ganz geklärt, wie es sich bei der Rassentrennung mit Menschen asiatischer Kultur verhält. Gibt es diese in ihrer Welt einfach nicht, oder haben sie einen ähnlichen Stand wie die Zeros? Oder unterscheidet man etwa auch dort in hell- und dunkelhäutige Individuen? (Falls jemand die weiteren Teile gelesen hat und weiß, dass dies später noch einmal Thema ist, dann würde ich mich über einen aufklärenden Kommentar freuen)

Mein Urteil

Ein wirklich sehr aufwühlendes Buch, was zwar an erster Stelle eine Liebesgeschichte ist, an zweiter jedoch eine Gesellschaftskritik der besonderen Art. Auch wenn mich der Roman nicht an jeder Stelle für sich gewinnen konnte und ich manchmal an den Protagonisten zweifelte, hat er mich doch großartig unterhalten - besonders zum Ende hin.  


3 Kommentare:

  1. Eine sehr schöne Rezension und ich kann dir wirklich zustimmen, wenngleich ich von der ersten Seite an gefesselt war. Den zweiten Teil habe ich schon gelesen, kann mich aber nicht erinnern, dass dort auf asiatische Kulturen eingegangen wird. Der dritte steht noch ungelesen im Regal - sobald ich darüber mehr weiß, sage ich Bescheid :]

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  2. Oh man, schon wieder so eine gute Rezi zu diesem Buch :D Ich habe auch noch wirklich keine gelesen, die das Buch NICHT empfehlen würde!

    Himmel & Hölle steht bei mir schon eine gefühlte Ewigkeit rum, aber es kommen immer wieder andere Bücher dazwischen, obwohl ich es unbedingt mal lesen möchte, weil mich dieses Gesellschaftskritische sehr reizt ;)

    Naja, ich hoffe einfach, dass wenn ich es denn irgendwann lese, es mir genauso (oder noch besser?) gefallen wird als dir^^

    Liebe Grüße,
    Ley

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