¡Rezension!: So lebe ich jetzt + Filmvergleich

Cherry
  
Klappentext:
Die fünfzehnjährige Daisy aus New York verbringt die Ferien bei ihren exzentrischen Verwandten in England, die idyllisch auf dem Land leben. Dort verliebt sie sich in ihren Cousin Edmond. Doch urplötzlich wird Großbritannien von Bombenanschlägen erschüttert, es bricht ein Krieg aus, und Daisy und Edmond werden getrennt. Sie erleben die Wirren und die Grausamkeiten eines Krieges, den keiner versteht, und versuchen zu überleben. Und sie suchen einander …


Mein dritter Versuch mit Meg Rosoff sollte ihr Debütroman How I live now sein, von dem ich bereits viel gehört, und durch die Verfilmung auch einiges gesehen hatte. So landete ein dünnes Bändchen mit gerade einmal 200 Seiten in meinen Händen und ich erwartete viel von ihm ... sehr sehr viel.

Daisy ist ein New Yorker-Stadtmädchen, das, im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Teenager in diesem Alter, dem Landleben bereits zu Beginn der Geschichte nicht ganz abgeneigt zu sein scheint. Gemeinsam mit ihren drei Cousins und ihrer kleinen Cousine Piper erlebt sie dort wunderschöne Sommertage, trotz des nahenden Krieges und es beginnt eine zarte, aber doch einnehmende Liebesgeschichte zwischen ihr und Edmond.
Man spürt die Sonne in seinen Knochen, wenn man von diesen Wochen der Freundschaft und Fröhlichkeit liest, und die Eigenart der Autorin, ihre Protagonistin ellenlange Sätze, bespickt mit Kommas und Nebensätzen, bilden zu lassen, lässt es nur noch mehr wie den unbändigen Redeschwall einer 15jährigen Jugendlichen wirken. Unberührbar und unsterblich scheinen die Kinder zu sein, doch leider kann selbst die schönste Zeit nicht ewig andauern.

Irgendwo in der Welt war an diesem Abend ein Krieg im Gang, aber uns konnte er nicht berühren. 
S. 71

Der Krieg wird irgendwann allgegenwärtig und zieht auch den Leser bald in eine viel düstere Stimmung als er es bis dahin gewohnt war. Not, Kummer und Gewalt stecken plötzlich in den Seiten, in denen vorher noch so viel Liebe und Glück zu finden war, sodass man kaum glauben kann, dass beides in ein- und demselben Buch stattfindet. Doch Daisy gibt nicht auf, denn es gibt nur eines, was sie noch will: zurück zu Edmond, zurück in ihr neues zu Hause. 
Hier muss ich allerdings gestehen, dass mir das Buch an dieser Stelle etwas zu langatmig war. Daisy sucht gemeinsam mit Piper den Weg zurück und so humpeln wir zusammen mit den beiden über Felder, Hügel und Täler und sind eigentlich nur am Warten. Warten darauf, dass etwas Bestimmtes passiert, oder sie endlich ankommen. Wenn man diese Reise aber erst einmal überwunden hat, beginnt ein noch traurigerer Teil, der die Zusammenkunft unserer Protagonisten noch einige Zeit nach hinten verschiebt.


Ich hatte nicht gedacht, dass der Krieg-Anteil des Buches so groß sein würde, allerdings gefiel mir dies im Nachhinein ziemlich gut. Es ist bemerkenswert, wie Frau Rosoff ein so heikles Thema mit einer Jugendliebe vermischen konnte und dabei so echt und unkonventionell blieb.
Der Roman ist nicht einfach, manchmal sogar überraschend brutal, aber ich finde, er ist damit auch einer der besseren Jugendbücher, die mit wenigen Seiten sehr viel bewegen können. Auch wenn es zwischendurch etwas uninteressanter wurde, konnte mich die Autorin schließlich doch wieder für die Geschichte und ihre Protagonisten gewinnen und bescherte mir ein sehr aufwühlendes Ende.




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Edmond. Oh. Mein. Gott. Man sollte dazu sagen, dass der Edmond im Buch eigentlich 14 Jahre alt ist (damit jünger als die Protagonistin), raucht und viel quatscht. Im Film jedoch ist er schweigsam, eindeutig älter, groß, seltsam schön und damit eine Mischung aus dem eigentlichen Isaac und Osbert (der im Film keinen Platz gefunden hat). Er war mysteriös, eigenartig, und sexy, und ja, ich gesteh' es, ein bisschen habe ich mich verliebt.  Also, auch wenn die Produzenten hier eindeutig von der Person aus dem Buch abweichen, so kann ich nicht leugnen, dass ich Edmond sehr gern hatte.
Auch was den Cast der anderen Personen betrifft, mag ich mich nicht beschweren. Die Schauspieler wurden recht gut ausgewählt und waren mir an keiner Stelle ein Dorn im Auge (was schonmal viel wert ist).

Die Storyline wurde im im Großen und Ganzen beibehalten: schöner Sommer, Ausbruch des Krieges, Trennung der Kinder, Daisys/Pipers Rückker.... naja und dann wurde ein großer Teil des Buches ausgelassen, denn im Film bleibt Daisy die ganze Zeit in Großbritannien, während sie sich im Roman eigentlich 6 lange Jahre in Amerika aufhält. Trotzdem fand ich das Ende ziemlich gelungen.

Selbst die Musik hat mir gefallen, und über die kann ich sonst nur selten etwas sagen. Sie hat mich aber immer wieder daran erinnert, dass dies keine Geschichte über den zweiten, sondern den dritten Weltkrieg ist, und somit in unserer heutigen, modernen Welt spielt.


 


Ich mag Saoirse Ronan eigentlich echt gern, und das kommt bei mir und Schauspielerinnen eher selten vor. Sie ist jedoch eine der jüngeren Künstlerinnen, die ich gerne auf der Leinwand sehe, weil sie für besondere und bemerkenswerte Charaktere geschaffen ist. Und ich hätte mich mit ihr als Daisy auch sofort angefreundet, wenn Daisys Charakter für den Film nicht so verfälscht worden wäre.
Sie ist ein genervtes, zynisches Stadtmädchen, was allen zeigen muss, wie sehr sie es hasst auf dem Land leben zu müssen. Auch das Thema ihrer Magersucht wird im Film viel mehr auseinander genommen, obwohl ich doch so glücklich darüber war, dass der Roman so wenig Platz dafür ließ.
Kurz gesagt: sie war zum Kotzen. Und selbst dann, als ich dachte, sie hätte eine Entwicklung durchgemacht, war sie immer noch laut, aggressiv und gemein. Erst ganz zum Schluss, und damit meine ich die letzten fünf Minuten, durften wir dann ein weichere Daisy kennen lernen.

Darunter hatte leider auch die Rolle der Piper zu leiden, die im Buch viel größer und liebenswerter war. Eigentlich war sie die Ernährerin auf Daisys Reise zurück nach Haus, doch hier war sie nur das kleine Mädchen, welches wie eine Last hinter unserer "Heldin" herlaufen durfte. Dann noch hier und da ein paar dramatische Szenen dazu gedichtet, und schon wurde auch der Laufweg der beiden etwas aufgepeppt. So bekam man zwar die Schrecken des Krieges noch viel detaillierter mit (und FSK 16 war dann auch berechtigt), doch der Film entfernte sich so auch immer mehr vom Buch. So stark, dass schließlich sogar jemand tot war, der es eigentlich nicht hätte sein dürfen.

Was ich auch etwas schade fand, war, dass sie Daisys sechs Jahre in Amerika einfach ausgelassen haben. Warum? Sag' ich jetzt nicht, weil ich dafür den Ausgang der Geschichte verraten müsste. Gebt euch einfach damit zufrieden ;)






Der Film war keinesfalls schlecht, im Vergleich zum Buch jedoch etwas anders und an manchen Stellen auch enttäuschend. Während man mir Edmond schmackhafter machte, wurde Daisy eine blöde Ziege... hätte man Edmond nicht besser machen und Daisy dafür trotzdem nett lassen können?
Wie dem auch sei: der Film ist solide und zeigt das, was er zeigen sollte: eine junge Liebe, ein grausamer Krieg und alles dazwischen.

3 Kommentare:

  1. Ich fand beides gut :) Bei mir lag aber auch ein bisschen Zeit zwischen Buch und Film, deshalb hab ich den Vergleich vielleicht nicht so eng gesehen. Ich hab das Buch auf jeden Fall nie als langatmig empfunden, ich glaube einfach schon, weil es so kurz ist. Und Daisy im Film mochte ich auch :P Das scheint ja unsere neue Verbundenheit zu werden, dass ich die unsympathischen Figuren trotzdem von Anfang an mag ;D
    Was ich ein bisschen schade fand, war, dass sie sich im Film nicht getraut haben die beiden richtige Cousins sein zu lassen... war doch so oder? Ich kann mich gerade nicht mehr erinnern, was sie stattdessen sind, aber mir ist so, dass da irgendwas Ausweichendes präsentiert wurde.

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    1. Langatmig ist auch eigentlich ein zu krasses Wort. Ich hab nur diese Macke, dass mir Reisen und Fluchten in Büchern nur selten gefallen. Schande über mein Haupt und meine nicht vorhandene Geduld ;)

      Und ja, im Film waren die beiden nur Stief-Cousins (so hat sie es jedenfalls bezeichnet). Fand das auch sehr schade, war aber beruhigt, dass sie jedenfalls den Sex drin gelassen haben.

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    2. Ach Quatsch, empfindet halt jeder anders :)

      Man hat auf jeden Fall gemerkt, dass es keine amerikanische Produktion war. Der Film hat schon ne Menge richtig gemacht :)

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