"These Broken Stars" und warum ich es hätte wissen müssen...

Cherry

Nach dem ersten Viertel des Buches war ich eigentlich soweit und wollte es am liebsten in der Luft und auch in dieser Besprechung zerreißen. Zu flach waren mir die beiden Hauptfiguren, zu langgezogen die geringe Handlung und zu ernüchternd die sich stets wiederholenden Dialoge. Ich hatte den Roman in die Hände genommen, weil es derzeit von 5-Sterne-Bewertungen nur so schauerte und ich immer wieder las, dass es so ganz anders als erwartet, aber deshalb auch so gut sein sollte. HA! Diese Behauptung kann ich leider nicht bestätigen, denn Lilac und Tarvers Geschichte besticht weder durch Originalität, noch durch eine starke Charakterentwicklung, auch wenn mir das so manche Rezension weismachen wollte. 

Lilac und Tarver, alias das reiche Mädchen und der Soldat, benahmen sich anfangs genau so, wie man es von ihnen erwarten würde. Sie, das verwöhnte Prinzesschen mit mächtigem Vater; er, gut ausgebildeter Soldat, standhaft und kühn. Da der Leser sich allerdings abwechselnd in den Köpfen der beiden befand, wusste er, dass sie innerlich eben nicht so waren, wie sie sich nach außen gaben. Das ließ mich zuerst hoffen, dass wir es eben nicht mit den typischen Klischees zutun bekommen würden. Allerdings handelten die beiden nicht so, wie sie es für richtig hielten, sondern genau so, wie ihre Schubladen es erlaubten. Keine Kommunikation zwischen ihnen; stets nur nerviges Geschmachte aus der Ferne ("Ja, wir befinden uns auf einem fremden, gefährlichen Planeten und wissen nicht, wie wir überleben sollen, aber guck mal, was der Typ für geile Bauchmuskeln hat.") und dann passierte die erste Hälfte des Buches erst einmal gar nichts.

Und dann, plötzlich, ein Hoffnungsschimmer und eine Entwicklung, die mal nicht vorhersehbar, mal nicht total öde war. Zwar war das Autorenduo nicht ganz so mutig, wie sie es uns erst glauben ließen, aber der spannende Fantasyanteil, der sich mit einem Mal an die Oberfläche kämpfte, war dann doch so fesselnd, dass ich es wirklich bis zum Ende durchhielt. Zwar muss ich gestehen, dass da noch ganz viel Luft nach oben blieb - von der man nur hoffen kann, dass die beiden Nachfolger sie vielleicht füllen werden - aber nach dieser schrecklich uninspirierenden ersten Hälfte waren die letzten Kapitel wie ein himmlischer Segen. Hätte es nur einfach mehr davon und weniger von den beiden austauschbaren Hauptfiguren (die sich nach ihrer Hassliebe und zwei gemeinsamen Wochen nun die ewige Liebe schworen) gegeben, ach, was wäre das schön gewesen.

 Lange Rezi, kurzer Sinn...

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Ich muss einräumen, dass für alle Fans von Liebesgeschichten (mögen sie noch so überschwänglich sein) dieses Buch wohl ein richtiger Griff wäre. Außerdem überzeugt es im letzten Drittel mit einer spannenden Idee.

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Die versprochene Charakterentwicklung ist nicht wirklich eine und kommt auch so plötzlich, dass mir die Figuren und ihre Lovestory dadurch keineswegs positiver in Erinnerung bleiben. Ein weiterer großer Minuspunkt ist die erste Hälfte des Romans, die ich nur durchstehen konnte, weil ich das Buch als Hörbuch begann und mich so anfangs noch berieseln ließ. Hätte ich es zu lesen begonnen, wäre ich wohl nie so weit gekommen.

16 Kommentare:

  1. Oh wow, damit stellst du dich der allgemeinen Meinung aber wirklich entgegen - hab ich so noch nicht gelesen :D Aber manche Bücher sind halt einfach nicht die richtigen.
    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und mochte es durchaus gern - auch wenn es mir nicht ganz so gut gefallen hat wie einigen anderen. Mir ging Lilac den größten Teil der Zeit fürchterlich auf die Nerven, weswegen ich auch einen Punkt abgezogen habe. Die ist einfach ein komplettes Klischee, da gebe ich dir völlig recht.
    Ansonsten mochte ich aber das Sci-Fi echt gern, die eingeschobenen Interviews und auch die Dialoge. Irgendwann werde ich auch mal die weiteren Bände lesen, da geht es dann ja um andere Figuren, mal sehen.

    Schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat - aber immerhin wurdest du in der zweiten Hälfte doch noch gefesselt, das ist ja immerhin etwas ;)

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    1. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diesen riesigen Hype um das Buch überhaupt nicht nachvollziehen kann. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber wenn die Autoren einfach nichts liefern, dann bringen mir selbst die höchsten Sympathiepunkte nichts (und die gab's zwischen mir und den Protagonisten ja nun gar nicht).

      Bei Lilac hat mich nicht mal das Klischee an sich gestört, sondern die Tatsache, dass sie es eigentlich besser wusste, aber dann doch gegen ihr Wissen gehandelt und sich vorerst so furchtbar benommen hat. Das war in meinen Augen künstlich erhaltene Spannung zwischen den beiden, die ja gar nicht nötig war, da wir (schon allein wegen des Titels) ja alle wussten, dass sich da etwas entwickelt.

      Und der Sci-Fi-Anteil gefiel mir ja schlussendlich auch, war nur eben nicht ausgereift genug, um richtig zu wirken. Es gab auch so manche Logikfehler, die ich bemerkt habe, und soetwas kommt echt selten vor. Es schien mir alles nur Fassade, um die banale Liebesgeschichte in ein halbwegs interessante Setting zu integrieren. Aber eigentlich war das ja neben dem Paar alles nur Nebensache, was echt schade war.

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  2. Ich finde es schön, dass ich diese Meinung tatsächlich auch noch an anderer Stelle zu lesen bekomme. Ich habe das Buch selbst nicht gelesen, aber tatsächlich jetzt schon mehrfach gelesen, dass die Protagonisten autuaschbare, wandelnde Klischees seien. Das bestärkt mich darin meine Zeit mit diesem Buch nicht zu verschwenden. Vielen Dank für die offenen und klaren Worte :)
    LG Meggie

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    1. Da bin ich aber beruhigt, dass du diese Meinung noch von anderen gehört hast, denn auf diversen Plattformen stet man recht alleine da. Ich hätte auf meine Intuition hören und es bleiben lassen sollen, aber naja, hinterher ist man dann immer schlauer. Gut, dass ich dann jedenfalls andere Leser warnen kann ;)

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  3. Mir ging es ganz genauso! Einfach ein durchschnittliches Buch mit wenig Höhen und Tiefen. Ich vermute viele finden es so anders wegen diesem Twist im zweiten Teil. Überrascht hat der mich auch ein wenig, aber ich konnte es ehrlich gesagt nicht glauben, weshalb ich dann auch nicht verblüfft war als wieder alles herumgedreht worden ist. Bin aber auch der Meinung, dass die zweite Hälfte mit dieser anderen Lebensform oder was das war (Siebgedächtnis) Potential hatte und viel spannender war.

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    1. Durschnitt trifft es ziemlich gut, weshalb ich auch erstaunt bin, dass es doch so viele 5-Sterne-Bewertungen erhalten hat. Und den Twist fand ich zuerst auch mutig, aber vom Tempo her so schnell (und damit ganz anders als der Rest des Buchs), dass ich mir auch schon dachte, dass sie das wohl nicht durchziehen würden. Hätte einfach nicht zum beziehungslastigen Inhalt gepasst.

      Und der Fantasy- oder Sci-Fi-Anteil (so genau weiß man es ja noch nicht) klang wirklich vielversprechend, aber ob er wirklich ausgereift und clever ist, wird sich wohl erst in den nächsten beiden Teilen zeigen (die ich allerdings nicht lesen werde). Ich hatte ja die ganze Zeit an ein künstlich erstelltes schwarzes Loch gedacht, was dafür sorgt, dass mehrere Dimensionen übereinander existieren und sie sich eigentlich die ganze Zeit selbst die Hinweise geben. Aber das war's ja dann irgendwie doch nicht. So richtig schlau bin ich aus dem Ende jedoch nicht geworden.

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    2. Ehrlich gesagt überraschen mich die 5-Sterne-Bewertungen nicht. Ich habe das Gefühl bei einem Großteil der Leser kommt eben genau diese Durchschnittsgeschichte nach wie vor irre gut an. Ist ja auch nicht schlimm, wenn einem das gefällt, man muss halt nur wissen wessen Meinung eher der eigenen entspricht ;)

      Bei mir hat das schwarze Loch schon zugeschlagen, ich kann inhaltlich leider nichts mehr zum Ende sagen, aber deine Theorie klingt nach nem spitzen Twist xD

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    3. Ich bin auch selbst schuld, dass ich immer wieder drauf reinfalle. Im Grunde sind viele 5-Sterne-Bewertungen meist ein Anzeichen dafür, dass es mir eben nicht gefallen wird, aber ich hoffe trotzdem immer auf die große Ausnahme. Bei "Queen of the Tearling" war es beispielsweise so, dass mich der Hype auch erst abgeschreckt hat und dann fand ich es doch wahnsinnig gut. Wahrscheinlich erwarte ich auch häufig, dass die Leser irgendwann genug vom Durchschnitt haben, aber naja, manche stehen eben drauf und können von dieser Art von Buch auch hunderte lesen. Jedem das seine, wie du schon sagst ;) Ich sollte in Zukunft lernen, besser zu filtern.

      Muss ehrlich gestehen, dass es mich ein wenig an den Film "Interstellar" erinnert hat und ich deswegen auf die Idee mit dem schwarzen Loch gekommen bin. Aber schön, wenns dir gefällt ;D

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    4. Oh, gab es einen Hype um Tearling? Der ging an mir vorbei xD Ich hatte eher das Gefühl das Buch kam nicht so gut an, weil es halt doch anders ist, viel komplexer und erwachsener und deshalb viele abgeschreckt hat, weil sie was anderes erwartet haben.

      Ach das wäre schön, wenn mehr Bücher so verrückte Twists wie Interstellar hätten ;D (wobei ich solche Metaebenen oft schwierig finde und es mir meistens nicht gefällt, wenn der Autor z.B. plötzlich in der Geschichte auftaucht).

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    5. Also in Deutschland gabs zwar keinen Hype, aber damals, als es auf Englisch rauskam, kam mir die Aufregung schon ziemlich groß vor. Vielleicht habe ich aber auch zufällig genau die Blogs gelesen, die es besprochen haben und sonst kam es eigentlich nicht so gut an. Jedenfalls hatte ich damals den Eindruck, ich würde das Buch überall sehen, und dann noch die Empfehlung von Emma Watson, schon befürchtete ich, dass das wohl nichts mit uns beiden werden würde. Aber siehe da: derzeit meine absolute Lieblingsreihe.

      Kommt wahrscheinlich immer drauf an, wie der Autor es anwendet und ob er es irgendwie logisch gestalten kann. Ich muss ehrlich gestehen, ich erinnere mich gerade an kein Buch, in dem der Autor selbst im Buch auftaucht... hmmm.

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    6. Achso, ich hab jetzt nur an die Deutschen gedacht. Im englischen Blogbereich gibt es definitiv größere Hypes, aber es war schon ein wenig präsent eine Zeit lang :)

      War es nicht beim Joker so? Und mir fällt noch eins von einem norwegischen Autor. Ich will aber den Titel nicht verraten, weil ich nicht sicher bin, ob du es gelesen hast/noch lesen willst.

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    7. Ach jaaa, Der Joker... stimmt. Bow, das ist wieder so lange her, aber jetzt wo du es sagst, erinnere ich mich vage. Und ich vermute du meinst "Sofies Welt", oder?

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    8. Ja, genau :) Hattest du das gelesen?

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    9. Ich hatte mich leider vorm Lesen des Buches bereits mit der Serie gespoilert und wusste deswegen, wie es enden würde. Aus diesem Grund - und auch, weil es so lehrbuchmäßig daherkam - habe ich es immer wieder nur bis zur Hälfte geschafft.

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  4. Hi,
    bei mir waren es damals immerhin noch 3 Sterne (hatte es mit Miss Bookiverse gelesen), aber auch mir ging es da ganz ähnlich wie dir. Ich bin ja froh, mal eine andere Meinung zu lesen. Die Euphorie - sowohl bei den englischsprachigen, als auch deutschen Lesern - hat mich immer glauben lassen, dass ich ein anderes Buch gelesen habe.

    LG,
    Sandy

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    1. Hab eben mal dein Fazit zum Buch gelesen und ja, wir denken da ähnlich. Mir ging es am ende auch so, dass ich glaubte, ein anderes Buch in den Händen zu haben, weil die positiven Stimmen vieler meiner Kritikpunkte total widersprachen. Schön, dass es scheinbar noch ein paar Gleichgesinnte gibt ;)

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