Auch ein paar Nächte nach dem Lesen haben mir nicht dabei geholfen, meine Gedanken zu diesem Buch zu sammeln. Verzeiht also, wenn es ein chaotisches Geschreibsel wird und weniger eine ordentliche Besprechung, denn Daniel Kehlmann hat mich mit diesem Roman zu Till Eulenspiegel und dem Dreißigjährigen Krieg mehr als überrascht. Eines weiß ich jedoch ganz sicher: ich habe das Gefühl, ein Stück Literatur gelesen zu haben. Und das fühlt sich wahnsinnig gut an.
Ja, der Titel des Buchs lautet zwar Tyll und es stimmt auch, dass wir dem Narren während der Geschichte des Öfteren begegnen und ihn von Kindesbeinen an begleiten, jedoch liest sich dieses Werk vielmehr wie ein Roman über die Schrecken und Nöte eines Krieges. Dabei geht der Autor gar nicht so sehr ins Detail – überlässt den Leser*innen ihrer eigenen Fantasie – schafft damit aber genau das, was erreicht werden will: Entsetzen und Abscheu. Entsetzen darüber, wie verschiedenste Gesellschaftsschichten auf unterschiedlichem Wege von diesem Krieg betroffen sind und darunter leiden müssen; Abscheu über den Wunsch nach Macht der Kirche und Königshäuser und ihre rücksichtlosen sowie grausamen Vorgehensweise. Nie hätte ich geglaubt, dass mich ein Buch, welches geschichtliche und politische Themen behandelt, dermaßen fesseln würde.
Till agiert als eine Figur, die uns zu diversen bekannten Persönlichkeiten führt. Ob ein böhmischer König, ein trügerischer Gelehrter oder ein fanatischer Jesuit; wer sich mit der Historie auskennt, wird viele Namen wiedererkennen. Ihre Gedanken und Dialoge mit Till lassen uns die Tiefen ihres menschlichen Daseins erkennen, – Lügen, Laster und Begehren – die sie nicht vom einfachen Schuster oder Müller unterscheiden. Till spielt mit ihren Ängsten, sagt ihnen die Wahrheit ins Gesicht und kommt wie eine Fantasiegestalt daher, die man nie so wirklich fassen kann. Es blieb für mich unklar, was er schlussendlich ist, doch auf mich wirkte dies auch unheimlich faszinierend.
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