Wenn das bildschöne Liebespaar nicht bis ans Ende seiner Zeiten zufrieden und glücklich zusammenlebt; wenn Wünsche sich umkehren und Alpträume mit sich bringen; wenn das vermeintlich böse Männchen auch nur eine gescheiterte Persönlichkeit mit dem Traum von Liebe ist, ja, dann stecken wir wohl in einer Sammlung von Märchenadaptionen des amerikanischen Schriftstellers Michael Cunningham. Unterhaltsam mischt er hier den modernen, realistischen Alltag mit bekannten Erzählungen aus unserer Kindheit und nimmt ihnen ihre oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei. So sehen sich für einander bestimmte Prinzen und Prinzessinnen plötzlich mit den Krisen einer langjährigen Ehe konfrontiert und ein verwunschener Edelmann wird erst dann zur wahren Bestie, wenn ihm seine Schönheit wiedergegeben wird.
Wie es sich bei Geschichtensammlungen oft verhält, gingen mir auch diesmal einige der Erzählungen näher als andere. Ich war zwar beeindruckt, wie Cunningham mit den verschiedenen Motiven der Märchenwelt spielt und diese für seine Zwecke einsetzt, doch verbirgt sich in den meisten seiner Geschichten auch eine mir von ihm bereits bekannte Trostlosigkeit, die ich einserseits nachvollziehen kann und realistisch finde, andererseits auch einen bitteren Beigeschmack bei mir hinterlassen. Sie scheinen nicht das bei mir zu erreichen, was sie bei anderen schaffen und so kann ich nicht ganz in die begeisterten Lobeshymnen mit einstimmen.
Liebste Geschichte:
Kleiner Mann
Mir ging es total ähnlich mit dem Buch. Objektiv interessante Ideen und Gedanken, aber subjektiv hat es mir das Märchenmaterial zu sehr entzaubert und mich beim Lesen eher mit seiner Kargheit runtergezogen. Lustigerweise hat mir aber auch die Rumpelstilzchengeschichte am besten gefallen, die war etwas emotionaler als der Rest. Die letzte mit dem Königspaar fand ich auch nicht schlecht, aber da hätte er sich den ehebruch sparen können :/
AntwortenLöschenIch kann deine Meinung gut nachvollziehen. Ich war damals nur nicht ganz so enttäuscht, weil ich bereits zwei Romane des Autors gelesen hatte und Motive wie Ehebruch und Trostlosigkeit immer wieder bei ihm auftauchen, deswegen wusste ich wahrscheinlich schon ein wenig, was mich erwartet. Macht das Buch aber auch nicht besser ^^'
LöschenIch glaub ich weiß dann jetzt auch, dass die anderen Bücher des Autors nicht mein Fall sein werden ;D Ich hasse diese Darstellung von Beziehungen, als wenn es unmöglich wäre für zwei Menschen einander so zu lieben und zu respektieren, dass sie sich immer treu bleiben. Gibt doch schon genug Geschichten auf dieser Welt, in denen das nicht der Fall ist. Klar, ist das nicht immer einfach, aber es muss auch nicht immer gleich so entgleisen.
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