Die Geschichte der noch 17Jährigen Lake ist ein interessantes Gedankenspiel, zu dem es keine Lösung zu geben scheint. Stell' dir vor, du wirst 18 und darfst über das Wiederbeleben eines verstorbenen Menschen entscheiden. Eigentlich eine tolle Chance, verloren geglaubte Liebste wieder zum Leben zu erwecken; gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit, die sich zu einer grausamen Sinnkrise entwickeln kann, wenn es gleich drei Menschen gibt, die für die sogenannte Resurrection infrage kommen. Genau in dieser Situation befindet sich Lake.
Was hier auf Anhieb klingt wie ein utopischer Roman ist im Grunde ein Jugendbuch über Verlust, Trauer und Bewältigung. Es werden daneben aber auch viele weitere ernste Themen angesprochen, über deren Platz ich mich im Buch gefreut habe, die aber manchmal etwas zu kurz kamen. So war ich sehr davon angetan, wie die Autorin aufzeigt, wie Menschen mit Beeinträchtigung im alltäglichen Leben behindert werden oder wie Personen mit Depressionen leiden. Da darauf jedoch nicht der Fokus des Buches lag, fühlte es sich manchmal wie eine mit Problemen vollgestopftes Geschichte an, die all diesen aber nicht gerecht werden konnte.
Trotzdem habe ich Chandler Bakers Roman sehr gern gelesen, was hauptsächlich daran lag, dass sie sich zumindest zu Beginn der Geschichte nicht in Sentimentalität verliert, sondern uns eine reflektierende Protagonistin präsentiert, die versucht, das Richtige zu tun. Dass sich die Autorin dabei diverser Jugendbuch-Klischees bedient, konnte ich dabei bis zu einem gewissen Punkt gut ignorieren; das Ende fand ich dagegen ernüchternd. Auch wenn ich auf den letzten Seiten noch eine Überraschung erleben durfte, ließ mich der Ausgang der Handlung doch eher enttäuscht zurück. Frau Baker macht es sich selbst und ihrer Protagonistin – die sich ab der Hälfte des Romans häufig selbst zu wichtig nimmt und grauselig oberflächliche Kommentare vom Stapel lässt – dann doch etwas zu einfach und nimmt ihr ihre Entscheidungen einfach ab, ja legt sogar die Arme schützend um sie. Gerade diese Entscheidungen waren aber der Grund, das Buch zu lesen und man kann mir erzählen was man will, aber ein kurzes Gespräch macht nicht die Gefühle fünf vergangener Jahre zunichte.
So bleibt Das Ende ist erst der Anfang ein Buch, was zwar auf wichtige Themen aufmerksam macht und als reines Jugendbuch sicherlich funktioniert, dem es aber an Tiefe und schlussendlicher Glaubwürdigkeit fehlt.
Schade, dass das Buch dann nicht so gut weiter geht wie es anfängt. So was stört mich dann auch immer; denn an sich klingt das Thema echt interessant! Mal etwas anderes und etwas, worüber man auch selbst mal nachdenken kann.
AntwortenLöschenAber leider fehlt halt gerade Jugendbüchern (denen ja oft gute Ideen zu Grunde liegen) die nötige Tiefe...
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