Romane zu schreiben ist eine Sache; Kurzgeschichten zu schreiben eine ganz andere. Benedict Wells bewies mir in seinem ersten Geschichtenband, dass er gute Kurzgeschichten schreiben kann, wenn er seine ganze Leidenschaft hineinsteckt. So war die Erzählung, welche dem Buch auch seinen Namen gab, die längste und beste der Sammlung. Alle anderen wirkten dagegen eher schwach, durchschaubar und nicht annähernd so ausgeklügelt. Als wäre dieses Buch eigentlich nur aufgrund einer einzigen guten Geschichte veröffentlicht wurden.
Die Wahrheit über das Lügen (und damit meine ich die Story innerhalb des Buchs) war eine Geschichte, die mich von Anfang bis Ende fesseln und begeistern konnte. Wells spielt dabei nicht nur mit seinem eigenen enormen Wissen zur Thematik, sondern auch mit einer originellen sehr modernen Idee. Sie war ausgereift, klug und witzig, und somit genau das, was ich von einer guten Kurzgeschichte erwarte. Hätte ich allein sie bewerten müssen, wären es sicher weit über vier Sterne geworden. Nun gibt es aber eben diese anderen Geschichten. Einige von ihnen gefielen mir zwar auch, doch fehlte es ihnen an Feinheit und Gewaltigkeit. Manche begannen vielversprechend, endeten aber an der spannendsten Stelle und verloren damit jeden tieferen Sinn. Andere sollten wahrscheinlich aufwühlend wirken, waren dann aber so vorhersehbar, dass man eigentlich nur weiterlas, um das bereits durchschaute Ende bestätigt zu sehen. Und wiederum andere wirkten einfach nur pathetisch.
Zuerst glaubte ich, man könne es der Zeit zuschreiben, in der jede einzelne der Erzählungen geschrieben wurde – stammen sie doch aus den Jahren 2008 bis 2018 – aber auch da kann ich keinen klaren Zusammenhang erkennen, da die jüngste in meinen Augen eine der schwächsten ist, und die älteste dagegen eine der stärkeren. Wie dem auch sei: Wells konnte mich mit seiner wilden Mischung aus Kurzgeschichten, Erzählungen und Erinnerungen nicht ganz überzeugen, versteckt in diesem Band aber ein zwei Zuckerstücke für die sich das Lesen dennoch gelohnt hat.
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