MEHRLESEN. August 2019

Cherry

Besprechungen

Wir von der anderen Seite (Instagram)  ★★★★☆ (4,5)


Die Übrigen

Miroloi  ★★★★★
Miroloi erzählt die Geschichte eines kleinen Dorfes und einer seiner Einwohnerinnen: einem Mädchen ohne Namen. In der Gemeinschaft haben Frauen nicht viel zu sagen, nur Männer haben Zugang zu Bildung und es herrscht eine klare Rollenverteilung vor. Die Protagonistin möchte sich mit diesen Strukturen jedoch nicht zufrieden geben und stellt sich immer wieder Fragen zu ihrer Herkunft, der Religion des Dorfes und der Rolle zwischen Mann und Frau. Ihre einfache Sprache führt die Leser*innen dabei durch die vielen kurzen Kapitel des Buches und lässt sie bei dem Heranwachsen einer jungen Frau dabei sein. Ich war mehr als begeistert und freue mich, dass der Roman, der schon jetzt eines meiner Lesehighlights 2019 ist, auf der Longlist des deutschen Buchpreises steht.

Eure Heimat ist unser Albtraum  ★★★★☆

Nachdem diese Essay-Sammlung auf vielen Instagram-Kanälen sehr positiv besprochen wurde, bin auch ich neugierig geworden. Hier berichten viele OwnVoices über Rassismus, Sexismus und generelle Fremdenfeindlichkeit. Dabei handelt es sich bei einigen Texten um bloße Wiedergaben von Erfahrungen und eigenen Gedanken, andere hingegen haben einen wissenschaftlichen, theoretischen Ansatz, die das Verhalten unserer Gesellschaft erklären, aber niemals verharmlosen wollen. Wie es sich bei Textsammlungen gehört, fand ich einige Essays spannender als andere, muss aber sagen, dass sie aufgrund der Problematik natürlich alle lesenswert sind. Im Nachhinein frage ich mich jedoch, ob dieses Buch wirklich das erreichen kann, was es will, denn ich bin mir sehr sicher, dass es nur von denen gelesen wird, die sich eh schon für das Thema sensibilisiert haben.

Die Tage mit Bumerang  ★★★☆☆ (3,5)

Eine kleine Eigenbrötlerin wird durch einen schweren Unfall noch mehr zur absonderlichen Figur ihres Dorfes. Zwischen Schuldgefühl, Trauer und Zweifel kämpft sie sich durch ihren Alltag, den sie nunmehr nur noch Zuhause verbringt. Als dann jedoch ein Schaf in ihrem Garten auftaucht und ihr Leben auf den Kopf stellt, beginnt sie sich auch langsam wieder für ihr Umfeld zu öffnen. Die Tage mit Bumerang ist eine ganz niedliche Geschichte, die mich beim Hören nicht gelangweilt hat, bei der ich aber nicht weiß, ob ich sie auch so gern selbst gelesen hätte. Kein grandioses Buch, aber eben mal nett für zwischendurch oder für Menschen geeignet, die wieder ein bisschen Hoffnung verspüren wollen.

Schöner als überall  ★★☆☆☆ (2,5)

Schöner als überall fühlte sich für mich wie eines jener Bücher an, die unbedingt tiefgründig, weise und generationseinfangend sein wollen, die mich ab einem gewissen Punkt dann aber nur noch nerven. Der Protagonist der Geschichte kehrt aufgrund eines peinlichen Zwischenfalls seines berühmten besten Freundes in seine kleine Heimatstadt zurück. Eigentlich lebt er nun in München, studiert dort und hat mit dem Kleinstadtleben seiner Eltern nicht mehr viel am Hut. Doch eine alte Liebe scheint ihn dort zu halten. Wir begleiten also diesem jungen Mann am Anfang seiner Zwanziger, der erst noch begreifen muss, dass er sein Leben bisher immer nur nach anderen gerichtet hat. Es gibt "tiefsinnige" Gespräche, erleuchtende Handlungen und eben diesen jungen Mann, der einem immer wieder erklärt, dass ihn keiner versteht und er eben so ganz anders ist als seine Kleinstadt. Ich hatte zum Schluss nur das Bedürfnis, ihm mal eine ordentliche Ohrfeige zu verpassen. Der Rest des Buches fühlte sich wie eine Ansammlung von "klugen" Sätzen an, die die Autorin im Laufe der Jahre eingefangen hat und irgendwie einarbeiten wollte. Im Grunde sagt sie das sogar in ihrer Danksagung.

Alles nur aus Zuckersand  ★★☆☆☆ (2,5)

In Alles nur aus Zuckersand geht um zwei beste Freunde, die in der DDR aufwachsen. Der eine in einer Familie, die parteitreu und gehorsam ist; der andere in einer, die das alles nicht interessiert. Als der zweite von beiden gemeinsam mit seiner Mutter einen Ausreiseantrag stellt, scheint die Freundschaft zwischen den beiden jungen in Gefahr zu sein. Wie sollen sie die Mauer zwischen sich überwinden? Ein Plan muss her und der ist bald gefunden. Zu zweit beginnen sie mit einem Tunnel durch die Erdkugel, von der DDR bis nach Australien. // Erst das Nachwort des Buches machte darauf aufmerksam, dass es sich bei Alles nur aus Zuckersand um eine literarische Verarbeitung des Films Zuckersand handelt. Ein Blick in den Trailer verriet mir jedoch, dass die Handlung des Buches ein wenig von der des Films abweicht. Ich habe das Gefühl, dass man als Kind aus dem Film etwas mehr mitnehmen kann als aus dem Buch, da es aufgrund seiner Einfachheit nicht ganz das vermitteln kann, was es versucht. Mehr als die Botschaft "die DDR war grausam und schlecht" kommt jedenfalls nicht dabei herum, aber vielleicht reicht das ja für ein Kinderbuch aus. Ich bin bei der Verarbeitung solcher Themen jedenfalls oftmals skeptisch und in diesem Fall nicht überzeugt.




Worauf ich mich im September freue?

4 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Schade dass zwei Bücher dabei waren die dich nicht so überzeugen konnten. Da hatte ich auch 2 dabei, aber ich hab sie dann relativ bald abgebrochen ...

    "Miroloi" sehe ich zurzeit recht oft, aber die Handlung spricht mich jetzt nicht so wirklich an muss ich gestehen. Aber es freut mich dass es dich so begeistern konnte :)

    Die anderen sagen mir nichts bzw. kenne ich nur vom sehen und oh, du hast ein Buch von Margaret Atwood vor dir! Ich müsste mal "Der Report der Magd" nochmal lesen, das ist bei mir schon ewig her... damals hab ich einige von der Autorin gelesen.

    Ich wünsch dir einen wundervollen September und viele schöne Lesestunden <3

    Liebste Grüße, Aleshanee
    Mein Monatsrückblick

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  2. Ich habe Eure Heimat noch nicht gelesen, aber ich freue mich schon drauf. Klar, werden Leute, die es dringend nötig haben, das Buch nicht in die Hand nehmen, aber ich würde trotzdem nicht sagen, dass es deshalb seinen Zweck verfehlt. Ich denke auch Leute, die eh schon mit dem Thema sympathisieren, können immer noch mehr dazu lernen oder einfach Argumente sammeln, mit denen sie dann die Ignoranten umstimmen können :)

    Lustigerweise habe ich für Schöner als überall und Miroloi schon entgegengesetzte Meinungen zu deiner gehört. Schöner als überall reizt mich ehrlich gesagt schon gar nicht mehr, aber bei in Miroloi möchte ich vielleicht doch noch mal reinhören, wenn du das so gut fandest.

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    1. Da hast du natürlich recht. Allerdings gab es so ein oder zwei Texte, die sich für mich wie "Anfängertexte" anfühlten. Das meine ich so, dass sie auf mich wie Texte wirkten, die man Leuten vorlegen sollte, die sich bisher noch gar nicht mit der Thematik beschäftigt haben und deren Feinsinn dafür erstmal damit geweckt werden sollte.

      "Schöner als überall" ist für mich so ein "Generationsding", mit dem man entweder etwas anfangen kann, oder eben nicht. Ich war, wie gesagt, eher genervt. Aber das passiert mir bei solchen Romanen ja häufiger: siehe Ronja von Rönne oder Rebecca Martin.
      Zu "Miloroi" habe ich nun auch eine vernichtende Besprechung in einer renommierten Wochenzeitung gelesen, der ich teilweise sogar zustimmen konnte. Trotzdem hat sich das Buch für mich während des Lesens ganz anders angefühlt, was ich auch jetzt nicht zurücknehmen werde :D Allerdings bin ich für das Thema "Frau befreit sich auch patriarchalen Strukturen" auch sehr empfänglich.

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    2. Ah, verstehe, jetzt bin ich aber wirklich neugierig auf das Buch ;)

      Haha, manchmal gibt's das ja, dass du ein wirklich positives Leseerlebnis hast, Kritik aber ebenfalls nachvollziehen kannst. Geht mir quasi mit Wer die Nachtigall stört so.

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