"Frankenstein" oder Die Leiden des jungen Frankensteins

Cherry

Hätte man mich vor einem Monat gefragt, was ich mit der Geschichte rund um Frankenstein und sein Monster assoziiere, hätte ich wahrscheinlich an düstere Laboratorien, einen wahnsinnigen Forscher und sehr viele Blitze gedacht. Umso erstaunter war ich, dass mir die Grundlage all der überspitzten Adaptionen, die man aus Filmen und anderen Büchern kennt, nichts davon bot. Noch verblüffter war ich über die sehnsuchtsvollen Naturbeschreibungen, den philosophischen Umgang mit der Thematik und meinen eigenen Zwiespalt Frankenstein und seiner Kreatur gegenüber. Nach diesen Erfahrungen war mir umso klarer, warum dieses Buch ein Klassiker der Weltliteratur geworden ist.

Wer sich bisher auch von filmischen und literarischen Interpretationen des Werks hat blenden lassen, dem wird wie mir sicherlich auffallen, dass die eigentliche Erschaffung des "Monsters" im Buch überhaupt keine tragende Rolle spielt. Die Autorin konzentriert sich vielmehr auf Frankensteins Reue und das Grauen über das Erschaffene sowie auf die Gefühlswelt und Entwicklung der Kreatur, die mir im Laufe des Romans übrigens wesentlich sympathischer war als der namensgebende Protagonist. Sie verfängt sich dabei zwar immer wieder in ein Netz aus Jammerei und Selbstmitleid des jungen Wissenschaftlers, die mich aufgrund ihrer ständigen Wiederholung auch oftmals anstrengten, doch rückt sie damit nur ein weiteres Mal das moralische Verständnis ihres "Helden" in den Fokus, welches der damals erst 20jährigen Autorin wichtiger war als wissenschaftliche Spielereien. 

Mary Shelley war ihrer Zeit weit voraus und erschuf mit "Frankenstein" einen Klassiker der englischen Romantik, der sich selbst heute noch gut lesen lässt. Ich bin froh, eine Übersetzung der Erstausgabe von 1818 zu besitzen, da ich durch die hilfreichen Fußnoten im Text nicht nur erfahren habe, von wem sich die Autorin während des Schreibens hat inspirieren lassen, sondern auch, wo in späteren Versionen überall Streichungen durchgeführt wurden.


 

Und um bei meiner alten Klassiker-Manier zu bleiben, gibt es noch ein klares:


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