"Milchmann", mein erstes Highlight 2020

Cherry

Was hat mich dieses Buch doch begeistern können. Anfangs stolperte ich zwar noch über die vielen verschachtelten Sätze und die Ausschweifungen der namenlosen Protagonistin, doch nach ein paar Seiten schon fand ich den Rhythmus der Autorin, den ich jetzt nur in höchsten Tönen loben kann. "Milchmann" ist kein blumiger Schmöker, den man eben mal so wegliest; "Milchmann" ist Literatur, die nicht nur mit ihrem außergewöhnlichen Sprachstil, sondern auch mit ihren ungeschönten Wahrheiten so manchem/mancher Leser/in auf die Füße treten wird. 

Angesiedelt ist der Roman in den 70er Jahren während des Nordirlandkonflikts. Als Schauplatz dient dabei ein kleinbürgerlicher Bezirk, der sich zwischen den Fronten der politischen und religiösen Auseinandersetzungen befindet. Erpressung, Gewalt und Morde stehen an der Tagesordnung. Mittendrin eine namenlose junge Frau, die keine Meinung zu der ganzen Sache zu haben scheint und versucht, die Außenwelt mithilfe von klassischer Literatur auszuschließen. Als sich jedoch Milchmann, ein bekannter Verweigerer und hohes Tier des Widerstands, für sie zu interessieren beginnt, wird sie ungefragt zum Thema Nummer Eins der Klatschmäuler ihres Bezirks. Die Zeit der Ignoranz ist vorbei.

Die Geschichte zwischen der Protagonistin und Milchmann nimmt zwar den Hauptteil des Buches ein, jedoch verbergen sich vor allem hinter den seitenweisen Ausschweifungen der Ich-Erzählerin die wirklich interessanten Geschichten. Darin berichtet sie vom aufkeimenden Feminismus, von gewaltvollen Toden, von Einzelschicksalen und dem Gefangensein des Bezirks zwischen Normalität und alltäglichem Grauen. Mit dem Erscheinen des Milchmanns in ihrem Leben beginnt sie das Erlebte und das Beobachtete zu reflektieren. So kommt es auch, dass die Leser*innnen mit allen möglichen Emotionen konfrontiert werden. Manche Szenen sind grausam, manche todtraurig und andere wieder ironisch, fast witzig. 


Lange Rezi, kurzer Sinn...

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Ich fand eigentlich alles an diesem Buch phänomenal, möchte aber vor allem den Erzählstil hervorheben. Ganz klar ein Highlight dieses Jahres.

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Mir fällt nichts Negatives ein.


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