Sie sind befremdlich und doch irgendwie vertraut, diese Settings, in die uns Jonas Eika da entführt. Wir finden uns an mexikanischen Stränden wieder, wo übereifrige Beach Boys den Besucher*innen den Aufenthalt so angenehem wie möglich gestalten wollen; in Bankruinen, in denen das Verkaufsgeschehen trotz Unglück und Verwüstung ganz normal weitergeht; auf die Straßen Londons, welche von Drogensucht, aber auch dem Geltungsbedürfnis der Helfer*innen geprägt sind oder auch in abgeschiedene Kleinstädte, wo Trauer mithilfe eines strengen Glaubens an außerirdisches Leben verdrängt wird.
Am Debüt des dänischen Schriftstellers hatte ich etwas zu knabbern. Er vereint in dieser
Kurzgeschichtensammlung verschiedene Genres (Realismus, Sci-Fi, Horror)
und Themen (Kapitalismus, Erotik Glaube etc.), aus deren Zusammensetzung
ganz unterschiedliche, surreale Storys entstanden sind. Einen klaren
Favoriten mag ich dabei gar nicht benennen, weil sie trotz ihrer
Unterschiedlichkeit doch alle ähnliche Gefühle in mir weckten: eine
Mischung aus Faszination, Ekel und Verstörtheit. Eigentlich sind solche
Leseempfindungen bei mir ein gutes Zeichen, hier jedoch wollte der Funke
nicht ganz überspringen. Ich hatte stets das Gefühl, dass mir das Buch
als gemeinsame Lektüre in einem Lesezirkel sehr viel mehr gegeben hätte
als meine subjektiven Interpretationen. So jedenfalls glaubte ich stets,
mir würde etwas Wichtiges entgehen.
Trotzdem komme ich nicht umhin
zu sagen, dass Eikas Geschichten vor Einfallsreichtum und Originalität
nur so strotzen. Sie sind mutig, unbehaglich, so schön unberechenbar und
durch keine Tabus eingeschränkt. Als eine Person, die diese Art von
Literatur nur unterstützen möchte, will und werde ich niemandem von Nach der Sonne
abraten. Es ist ein Leseabenteuer, das man erst selbst erlebt haben sollte, bevor man darüber richtet. Auch wenn ich es nicht so sehr genießen konnte
wie erhofft, hallen die Erzählungen doch noch eine ganze Weile in mir
nach. Das ist es wohl auch, was Literatur in einem bewirken sollte.
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