"Zwischen uns tausend Bilder"

Cherry

Sanna ist noch keine 15 und muss schon allein zurechtkommen, denn seit dem Tod ihrer Mutter ist mit ihrem Vater nichts mehr anzufangen. Während er entweder schreibt oder im Bett liegt, kümmert sich die Jugendliche um Hausaufgaben und Haushalt. Nicht einmal ihre beste Freundin Mie, die sich seit dem neuen Schuljahr mit der zickigen Mitra angefreundet hat, steht ihr noch zur Seite. Nur Yousef, der Neue in der Klasse, scheint sich für sie zu interessieren und bringt ihr langsam das Fotografieren näher.

Der Debütroman von Neda Alaei ist natürlich kein leichter Stoff, schließlich muss sich die junge Protagonistin mit der eigenen Trauerbewältigung, den depressiven Verstimmungen des Vaters und dem Unverständnis gleichaltriger Schüler*innen auseinandersetzen. Dass die Autorin selbst als Sozialarbeiterin arbeitet, merkt man beim Lesen zweifellos. Abgesehen davon, dass sie einen sehr harten, aber sicherlich glaubhaften Fall schildert, lässt sie auch Jugendamt und Vertrauenspersonen (hier eine Lehrerin Sannas), die in anderen Büchern mit ähnlich seriösen Themen gern mal vergessen werden, eine bedeutende Rolle spielen. Das war für mich ein großer, wenn nicht sogar DER Pluspunkt des Buches, da sich der Roman sonst nur in wenigen Dingen von anderen dieses Genres unterscheidet. 

Vom nahezu perfekten Jungen, der genau dann auf der Bildfläche erscheint, wenn Sanna ganz unten angekommen ist, bis hin zur absoluten Oberzicke, die natürlich kein Fünkchen Empathie im Herzen zu haben scheint, präsentiert die Autorin all das, was ich mir von einem realistischen Jugendbuch eben nicht wünsche. Diese bekannten, überzeichneten Motive hätte es für ein gutes Buch überhaupt nicht gebraucht, denn sie nehmen dem bis dahin so authentischen Roman seine Kraft.

 

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt und wird von Google gehostet.
Es gelten die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte.

Falls du unter diversen Posts kommentieren möchtest, benötigst du ein Google-Konto. Hier anlegen.

Wenn ihr das Häkchen neben "Ich möchte Benachrichtigungen erhalten" aktiviert, informiert euch Google jeweils durch eine Mail an die in eurem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse.
Durch Entfernen des Häkchens deaktiviert ihr dieses Abonnement und es wird euch eine entsprechende Vollzugsnachricht angezeigt. Als Alternative enthalten die Benachrichtigungsmails auch einen Deaktivierungslink.