¡Rezension!: Die Entdeckung des Hugo Cabret [+ Filmvergleich]

Cherry


Titel: Die Entdeckung des Hugo Cabret
Autor/in: Brian Selznick
Verlag: cbj
Originaltitel: The Invention of Hugo Cabret
Seitenzahl: 544
Preis: 12,95 € (D)
ISBN:
978-3-570-22118-1




Wenn doch Hugos Vater nicht bei diesem schrecklichen Brand ums Leben gekommen wäre. Dann würden sie jetzt gemeinsam den Automaten zum Laufen bringen, Uhren reparieren und das Leben genießen, so wie früher.
Doch leider kann man die Zeit nicht zurückdrehen, egal wie gut man sich mit Uhren auskennt. Auch ihr Stillstand würde keinesfalls die Drehung der Erde aufhalten, und so muss Hugo zu seinem ständig betrunkenen Onkel ziehen und dessen Arbeit übernehmen, als dieser eines Abends nicht wieder auftaucht.
Aber dies kann doch nicht seine Aufgabe sein. Ist das alles, was er im Leben zu erwarten hat?

Jeder kennt wohl diese Kinderbuchschätze, die man sich ansieht, durchliest und sofort erkennt: dieses Buch ist etwas Besonderes. Man sollte es jedem Kind in die Hand drücken und sagen Lies das! Das ist gut! 
Die Entdeckung des Hugo Cabret ist, wie zu erwarten, genau solch ein Roman. Er spricht mit seinen jungen, unschuldigen Charakteren die kindlichen Leser an, überrascht mit seiner tiefgründigen und berührenden Geschichte aber auch Erwachsene, die darin vorher nicht mehr sahen als eine Geschichte mit vielen Bildern.

In der Tat besteht das Buch nur zur Hälfte aus Text, denn der Rest der Seiten wird von Illustrationen verziert, die der Autor selbst gezeichnet hat. Dabei dienen diese nicht als Ausschmückung der Geschichte, um die Vorstellungskraft der Leser zu unterstützen, sondern erzählen das Abenteuer an vielen Stellen einfach weiter, als würde man eine kleine Filmsequenz sehen. (Was genau so auch geplant war!)
Dieser Fakt machte nicht nur den ganzen Roman viel interessanter, sondern erwies sich sehr schnell auch als außerordentlich nützlich. Bei Fluchtszenen oder Momenten, die eine Menge Beschreibungen benötigt hätten, überließ der Autor seinen Zeichnungen die Führung und vermied damit langweilige Details und sich dahinziehende Augenblicke.
Somit gingen Illustrationen und Textpassagen so übergangslos ineinander über, dass sie ohneeinander nicht mehr ausgekommen wären. Jeder Bleistiftstrich war genauso wichtig wie sämtliche Buchstaben.

Doch will ich mich nicht voll und ganz in dieser wunderschönen Gestaltung verlieren, denn die Handlung selbst war mindestens genauso schön. Hauptsächlich geht es in Selznicks Erzählung nämlich um die Frage, aus welchem Grund jeder Einzelne von uns auf der Welt ist. Diese philosophische Fragestellung kombinierte der Autor mit einer Hommage an einen der ersten französischen Regisseure der Filmgeschichte: Georges Méliès.
Wie dieses Zusammenspiel ermöglicht wurde und wieso gerade diese Verbindung das Buch so berührend und authentisch macht, muss jeder für sich herausfinden, denn um dies zu beschreiben, kann man kaum die richtigen Worte finden. Eines will ich nur vorweg verraten: Selznick baut sich aus Hoffnung, Träumen, wahrer Geschichte und soviel Herzenswärme ein Puzzle zusammen, was keineswegs nur unterhalten, sondern begeistern und ermutigen soll.


Mein Urteil

Ein wunderbares Buch für Klein und Groß, welches mit einer Kombination aus Text und Bild arbeitet. In meinen Augen verdient es durch diese tiefgründige, aber dennoch kindgerechte Geschichte das Prädikat: besonders wertvoll.







Gleich nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, stürzte ich mich nun auf den Film. Schon im Trailer hatte mich die Geschichte des kleinen Jungen sofort angesprochen und so erhoffte ich mir die selbe Begeisterung, wie ich sie gerade nach Beendigung des Romans empfand.

Leider kann ich beim Film Hugo Cabret nicht in solch Lobeshymnen ausbrechen, wie erwartet. Zwar entsprach die Haupthandlung der des Buches, und wichtige Figuren und Ereignisse blieben auch hier bestehen, aber da der Regisseur wahrscheinlich mit einer Masse von Kinobesuchern gerechnet hatte, die weder lesen, noch Fantasie haben, wurde mir das ganze Werk etwas zu sehr zurecht geschnippelt.

Dies fiel mir bereits bei den Figuren auf. Hugo und Georges Méliès wurden mit dem kleinen, niedlichen Asa Butterfield (der mir schon in Der Junge im gestreiften Pyjama sehr gut gefallen hatte) und Ben Kingsley (der Georges Méliès schon rein äußerlich unglaubliche nahe kam) perfekt besetzt. Da bleiben für mich keine Wünsche offen.
Doch was die anderen Figuren betraf, die für eine breite Zuschauerzahl neu erfunden, weggelassen oder ganz umgebaut wurden, so kann ich diese Veränderung nicht ganz nachvollziehen. Plötzlich gab es in der Geschichte, die vorher keine einzige Liebesstory enthielt, gleich zwei dieser Sorte. Damit sollten wahrscheinlich besonders die Erwachsenen angesprochen und befriedigt werden, aber für mich war dieser Teil, der wirklich einen großen Part einnahm, vollkommen fehl am Platz. Es hatte mit dem Grundgedanken der eigentlichen Erzählung nicht mehr viel zu tun und ruinierte mir die Zeit, die ich lieber mit Hugo verbracht hätte.

Doch erst einmal genug der Nörgelei, denn es gab reichlich andere Dinge, die mir wieder ganz gut gefielen. So wurde die magische Stimmung des Buches sehr gut eingefangen. Auch wenn es in der Geschichte keine wirkliche Magie gibt, so wirkte es doch immer so, als würde sich der Leser/Zuschauer in einer anderen Welt wiederfinden. Die Kulisse empfand ich daher auch als ausgesprochen passend und buchgerecht.
Was im Film sogar noch besser dargestellt werden konnte, waren die Anspielungen auf die Geschichte des Films, die hier als kleine Sequenzen eingespielt wurden. Der Regisseur nutzte diese Chance und ging auch vielmehr auf das Leben des Georges Méliès ein, der damit eine fast schon größere Rolle bekam, als Hugo selbst.

Zu meinem Bedauern musste dafür der nachdenkliche Teil des Buches etwas weichen. Neben der Liebeleien und Slapstick -Komik hatten die Filmemacher nämlich keine Zeit mehr auf Hugos Gedanken und Emotionen einzugehen. Zwar wurde es mal hier und da angedeutet, aber ich empfand dies nicht als so packend, wie im Buch. Dinge, die man sich im Roman selbst denken sollte, weil sie eindeutig waren und keine direkte Ansprache benötigten, wurden im Film klipp und klar ausgesprochen. Ich mag es nicht, wenn dem Publikum das Nachdenken abgenommen und alles auf einem Tablett serviert wird. Das entspricht so gar nicht dem Bild des Hugo Cabret und war für mich das größte Problem des Films.


Bewertung


4 Kommentare:

  1. Oh, das klingt toll!

    Von dem Film habe ich bisher noch nichts gehört, das Filmposter zeigt aber auch 2012, ganz so schlimm ist das also nicht ;-)

    Schöne Rezension!

    LG Marleen

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  2. Da hast du dir aber echt Mühe gegeben mit dem Vergleich. Hut ab! Und danke dafür, das Ergebnis kann sich wirklich lesen lassen. :) Ich bin auch erst durch den Filmtrailer darauf aufmerksam geworden, dass es ja eine Buchvorlage dazu gibt. Der Trailer spricht mich sehr an! Bisher habe ich ihn aber nicht gesehen und das Buch gelesen auch nicht. Das die Verfilmungen meistens hinten anstehen ist ja nicht neu und doch Schade ... weil Hollywood sich da (meiner Meinung nach) meistens drauf ausruht. Gespannt bin ich jetzt auf beides, wenn ich wohl zunächst eher den Film sehen werde - der SuB dankt es mir. :)

    Liebe Grüße
    Reni

    P. S. und es ist wirklich schön, dass die Sicherheitsabfrage jetzt fehlt. Herrlich! ;P

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  3. Toller Post-habe Lust auf das Buch bekommen. :)

    LG, Sarah

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  4. Den Film habe ich ja schon länger beobachtet und gewartet bis der Film in die Kinos kommt, jetzt bin ich mir aber nicht so sicher, ob ich ihn auch gleich sehen will.
    Ich glaube ich werde mir erst das Buch besorgen. ;-D

    Liebe Grüße
    Christina

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