Warum mich "Die kleinen Wunder von Mayfair" so zerrissen zurücklässt

Cherry


Die kleinen Wunder von Mayfair (Orig: The Toymakers, mal wieder ein viel besserer Titel) ist eines jener Bücher, die mich sehr zwiegespalten zurücklassen. Einerseits liebte ich die anfängliche Idee eines wundersamen Spielzeugladens, der seine Kunden mit Magie und dem Zauber der Kindheit in seinen Bann zieht; andererseits führte mich die Geschichte in eine Richtung, deren Intention ich teilweise irgendwann nicht mehr ganz nachvollziehen konnte, oder wollte. Das Buch begann ab einer bestimmten Stelle nur noch schwarz-weiß zu malen und ließ mich mit seinen "guten" Charakteren nicht mehr sympathisieren. 

Den Roman in ein Genre zu ordnen, fällt mir schwer. Was anfangs noch ein unterhaltsames Weihnachtswunder zu sein scheint, entwickelt sich bald darauf in ein Kriegsdrama. Man mag an dieser Stelle mehr Tiefe erwarten, aber auch wenn der Autor schwere Themen anspricht, schafft er es in meinen Augen doch nicht, eine/n erfahrene/n Leser/in nachdenklich zu stimmen. Auch was die Figurenentwicklung betrifft, so war diese weder ausgereift, noch ganz logisch: die weibliche Protagonistin bleibt ein Schatten ohne wahre Charakterzüge; die sich eigentlich liebenden Brüder werden zu unreflektierten Feinden; manche Figuren erhalten nicht einmal Namen, weil sie dem Autor scheinbar nicht wichtig genug waren... das alles waren Punkte, die mich beim Lesen eher ernüchterten. 

Und so kommt es am Ende dazu, dass ich das Potential des Buches eindeutig erkenne, viele der ernsten, manchmal sogar philosophischen Ansätze sogar richtig spannend fand, aber auch sagen muss, dass all das nicht wirklich genutzt wurde. Ganz im Gegenteil sogar. Herr Dinsdale bleibt nicht unparteiisch, macht einen der Brüder zum Guten, den anderen zum Bösen, und erzählt damit eine Geschichte, wie sie schon seit Jahrhunderten existiert, wie sie uns aber weder etwas Neues, noch etwas Kluges beschert. Auch wenn das letzte Kapitel eine Erleichterung sein soll, die ich auch so empfunden habe, so kann ich mit dem Ende doch nicht einverstanden sein. Wer darüber hinwegsehen kann, wird sich sicherlich in den fantastischen Gängen des Emporiums wiederfinden und dem Träumen verfallen. Aber ein gutes Buch besteht eben nicht nur aus einem guten Setting.


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