"Wer ist Edward Moon?"

Stell dir vor, der einzige Mensch, der sich je um dich gekümmert hat, landet plötzlich im Gefängnis, für einen Mord, den er verzweifelt von sich abzuweisen versucht. Der 7Jährige Joe muss ansehen, wie genau das seinem älteren Bruder Edward passiert. Zehn Jahre sind nun vergangen und das Urteil steht fest: Todesstrafe. Es liegen nur noch ein paar Tage vor der Vollstreckung, in denen Joe zum ersten Mal seit der Festnahme seinen Bruder wiedersieht und herauszufinden versucht, wer er wirklich ist. 

Sarah Crossan liebt Tabuthemen, die wir gerade im Jugendbuchbereich nur selten oder gar nicht wiederfinden. Das ist auch ein Grund, weshalb ich immer wieder gern zu eines ihrer Bücher greife. Inspiriert wurde sie diesmal vom Dokumentarfilm "Fourteen Days in May", welcher von den letzten Tagen eines zum Tode verurteilten jungen Mannes namens Edward Earl Johnson erzählt und sich klar gegen das amerikanische Rechtssystem und die Todesstrafe ausspricht. Diese Botschaft spiegelt sich auch in Crossans Geschichte wider, die nur ein weiteres Mal aufdeckt, wie ungerecht und willkürlich die amerikanische Justiz in einigen Fällen vorgeht. 

Die Autorin ist bekannt für ihren Vers-Stil, der mir damals vor allem in ihrem Buch Eins sehr positiv auffiel. In Wer ist Edward Moon? ergab diese Schreibweise für mich nur selten einen Sinn. Vielleicht ist dieser im englischen Original deutlicher zu finden, so aber ließ er mich nur die Seiten sehr schnell weiterblättern. Trotzdem schafft Crossan es, dass man, ungeachtet der wenigen Worte, schnell von der Geschichte rund um Joe und seinen Bruder Ed eingenommen wird. Zwar hatte ich mit Joe anfangs so meine Probleme, aber das ließ nach der Hälfte des Buches schlagartig nach. Ein wenig gestört hat mich außerdem der scheinbar dringende Wunsch der Autorin, diese hochdramatische Story mit noch mehr (Liebes)Drama zu schmücken, den das Buch ganz klar nicht gebraucht hätte.