Warum "Queenie" mehr als Chick-Lit ist

Cherry

Queenie kommt anfangs wie eine Vertreterin der sogenannten Chick-Lit daher, behandelt im Verlauf der Geschichte aber sehr unschöne Themen, die man aus dem Genre normalerweise nicht kennt. Aus der Ich-Perspektive erzählt uns die gleichnamige Protagonistin darin, wie es ist, als junge Schwarze Frau durch eine Welt zu gehen, die ihr mit Voreingenommenheit begegnet. Ob nun (vorwiegend weiße) Männer, die in ihr nur das neue Sexabenteuer suchen (mehr dann aber bitte auch nicht), über (vorrangig weiße) Frauen, die sie gern als „Angry Black Woman“ darstellen, bis hin zu Leuten, die ihr immer wieder an den Kopf werfen, dass die „Black Lives Matter“-Bewegung doch jetzt mal gut sei: der Alltagsrassismus ist in Queenies Geschichte allgegenwärtig und ließ mich beim Lesen nicht nur einmal ungläubig mit dem Kopf schütteln. Fakt ist allerdings, dass diese Dinge passieren, und zwar viel häufiger als wir uns das (als weiße privilegierte Personen) vorstellen können oder wollen.

Schon allein für das Erleben dieser Erfahrungen sollte  man Candice Carty-Williams’ Debütroman lesen. Es gibt allerdings noch weitere gute Gründe, warum dieses Buch ein Highlight aus 2020 ist. Das Zusammenspiel aus der eigenen Vergangenheit und dem Druck der Gegenwart lassen bei Queenie nicht nur selbstzerstörerisches Verhalten aufkeimen, sondern wecken in ihr Depression und Angst. Die Szenen, die dabei beschrieben werden, sind oftmals brutal und schwer zu lesen. Außerdem haben sie in mir ein größeres Verständnis für Triggerwarnungen aufkommen lassen, welche ich hier auch gleich aussprechen möchte. Wer von häuslicher und sexueller Gewalt nichts lesen will oder kann, sollte einen Bogen um Queenie machen. Für alle anderen spreche ich jedoch eine klare Leseempfehlung aus.

Keine Sorge! Candice Carty-Williams' Roman lässt einen keinesfalls traurig zurück, denn trotz der schwierigen Themen berichtet die Autorin auch von familiärem Zusammenhalt, loyalen Freundinnen und von der Hoffnung, die mit ihnen einhergeht. Außerdem begegnet Queenie ihrer Umwelt (bis zu einem gewissen Punkt) hauptsächlich mit Sarkasmus und Selbstironie, was sie zu einer angenehmen Begleiterin macht, mit der man gern befreundet wäre. Schlussendlich ist das Buch nämlich doch irgendwie eine Chick-Lit-Vertreterin, nur eben mit sehr viel mehr Inhalt und Originalität.


1 Kommentare:

  1. Diesen Buchtipp nehme ich mir auf jeden Fall mit, vielen Dank dafür! Auch wenn ich schon etwas "Angst" vor den heftigen Szenen habe.

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