Richard Gärtner, 78 Jahre alt, möchte sterben. Er sagt von sich selbst, ein schönes Leben gehabt zu haben, doch nach dem Tod seiner Frau hat er den Lebenswillen verloren. Nun verlangt er von seinem Arzt, ihm ein Medikament zu verabreichen, das ihn friedlich einschlafen lässt. Die Frage, die sich die Ethikkommission jetzt stellen muss, lautet: Darf ein Arzt seinen Patient*innen ein tödliches Mittel verschreiben, wenn diese sich sehnlichst ein selbstbestimmtes Sterben wünschen? Zu Wort sollen dabei sowohl Vertreter*innen der Juristik, Medizin als auch der Religion kommen. Auf eine klare Antwort wird die Leser/Hörerschaft jedoch vergeblich warten.
Haben mich Ferdinand von Schirach
und sein neues Theaterstück überrascht? Nein. Würde ich mir das Stück
trotzdem gern auf der Bühne ansehen? Definitiv. In dem Text mit dem
abschreckenden Namen Gott
geht es nämlich gar nicht wirklich um ein allmächtiges Wesen, sondern
um die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit von aktiver Sterbehilfe.
Zwar geschieht das auch in Hinblick auf Religion, aber eben nicht
ausschließlich. Da ich Atheistin bin, war dieser religiöse Argumentationsstrang irrelevant für mich, jedoch bin ich mir im Klaren, dass es dort draußen sehr viele Leser*innen geben wird, die sich genau mit diesem am stärksten befassen müssen/wollen.
Mit den Themen aktive Sterbehilfe und selbstbestimmtes Sterben beschäftige ich mich bereits seit einiger Zeit, habe einen klaren Standpunkt dazu und wurde vom Buch, mit seiner mehr oder weniger neutralen Haltung, nur in meiner Sichtweise bestätigt. Wer sich also schon ausgiebig mit der Grundsatzdiskussion auseinandergesetzt hat, wird hier nicht viel Neues finden. Trotzdem ist der Diskurs in diesem Buch sehr unterhaltsam zu lesen. Für Menschen, die sich bisher nur wenig oder gar nicht mit dem Stoff befasst haben, ist der Text jedoch ein sehr umfassender Einstieg, der alle wichtigen Gesichtspunkte beinhaltet. Im Anhang befinden sich außerdem drei weitere Essays unterschiedlicher Autor*innen, die das Ganze noch einmal sachlicher behandeln und die Grundlage des Stücks bilden. Ich bin deswegen sehr angetan von von Schirachs neuem Buch und hoffe, dass sich durch seine breite Leserschaft noch mehr Menschen ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen werden.
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