Mehrlesen. September 2020

Cherry

Besprechungen 

Menschliche Dinge  ★★★★☆ (4,5)
Queenie  ★★★★☆
Gott (Rezi folgt)  ★★★★☆ 
Judith und Hamnet (Rezi folgt)  ★★★☆☆ (3,5)


Die Übrigen

Frausein  ★★★★☆ (4,5)

Ein unglaublich gelungenes (Hör)Buch, in dem die Autorin über ihr Leben als Frau, Tochter türkischer Gastarbeiter und Schriftstellerin erzählt. Gefangen zwischen den hohen Erwartungen ihrer Eltern, rassistischen Einstellungen ihrer Mitmenschen und den Schwierigkeiten einer heranwachsenden Frau, schlägt sie sich ihren eigenen, feministischen Weg. Ich war so begeistert von ihren Schilderungen, von ihrer brutalen Ehrlichkeit, und den unbezahlbaren Anekdoten, dass ich am Ende des Hörens wirklich glücklich und erleichtert war, dass auch diese unkonventionellen Frauenleben ihren Weg in unsere Literaturwelt finden. Mehr davon! 

Weiß  ★★★★☆

Noch so ein überzeugendes Hörbuch, was mit einem sehr speziellen Gedankenspiel besticht. Ein sterbendes Kind ebnet all jenen Kindern den Weg, die nach ihm kommen werden. Und so spricht Han Kang über ihre ältere Schwester, die gleich nach der Geburt verstarb und niemals die Chance bekam, zu leben. Sie versucht ihr mit der Farbe Weiß all die Dinge näher zu bringen, die sie selbst niemals erleben wird. Gleichzeitig ist sie sich bewusst, dass sie, die Autorin, nur geboren werden konnte, weil die andere starb. Dieses Gedankenexperiment kann an manchen Stellen schmerzen, zieht seine Leser/Hörer*innen aber gerade wegen dieser Melancholie auch magisch an. Ich mochte besonders das letzte Viertel des (Hör)Buchs.


Tod auf dem Nil  ★★★★☆ & Der blaue Express ★★★☆☆

Als Vorbereitung auf die neue Verfilmung von Agatha Christies Tod auf dem Nil entschied ich mich dazu, die Hörbuchfassung, gelesen von Martin Maria Schwarz, in Angriff zu nehmen. Anfangs hatte ich zwar noch ein paar Probleme mit der Stimme des Sprechers, doch sobald er begann, in der Rolle des Hercule Poirot zu lesen, war ich Feuer und Flamme. Die Geschichte gefiel mir unglaublich gut und erinnerte mich daran, wie sehr ich manchmal einen klassischen Kriminalroman zu schätzen weiß. Daher freue ich mich nun auch sehr auf den Film. Leider konnte Der blaue Express diese Begeisterung nicht ganz aufrechterhalten. Ich entschied mich vor allem für diesen Fall, weil in der Kenneth Branagh-Verfilmung des Mord im Orientexpress von einer Figur namens Katherine die Rede ist. Nach meiner Recherche fand ich dann heraus, in welchem Poirot-Krimi sie eine Rolle spielt. Leider wurde das (Hör)buch meinen Erwartungen nicht gerecht.
 
Der Sprung  ★★★★☆

Alles beginnt mit einer Frau auf einem Dach. Danach folgen wir unterschiedlichen Perspektiven, die alle mal mehr mal weniger mit dieser Frau zu tun haben. Eines haben sie jedoch alle gemein: sie und ihre Leben werden von diesem Vorfall beeinflusst. Ich fand es besonders interessant, wie die Autorin es schafft, unsere Gesellschaft einzufangen, die in erster Linie eines ist: egoistisch. Immer wieder kommt es zu Szenen, in denen man überrascht, und dann auch wieder nicht überrascht, darüber ist, wie wenig Empathie und wie viel Ignoranz im Spiel sind, wenn man eigentlich mit Menschlichkeit und Verständnis rechnet. Lappert hält ihren Leser*innen einen Spiegel vors Gesicht und verleitet zu der Frage, wie man sich selbst wohl in dieser Situation verhalten hätte. Wäre man ein Schaulustiger, ein Genervter, ein Mitfühlender? Die Antwort scheint eindeutig zu sein, aber wie sieht es mit der Realität aus?




Worauf ich mich im Oktober freue?

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