Paola führt auf den ersten Blick ein beneidenswertes Leben: ihr Vater verdient gut, ihre Familie wohnt in einer großen Villa und zu Geburtstagen bekommt sie alles, was sie sich wünscht, egal wie teuer es sein mag. Dennoch scheint niemand aus ihrem Umfeld wirklich glücklich zu sein. Ständig kontrolliert ihre Mutter ihr Gewicht, ihr Bruder hat eine körperliche Behinderung, weshalb keiner seine wahre Intelligenz erkennt, in der Schule wird sie gemobbt und als wäre das alles nicht schon genug, schlummert in ihr der Verdacht, dass es beim Familienunternehmen nicht mit rechten Dingen zugeht. Trost findet die Jugendliche im Zusammensein mit Antonio, der aus einer ganz anderen Welt kommt als sie. Doch genau dort glaubt Paola jene Wahrheit zu finden, auf deren Suche sie sich begeben hat. Es wird Zeit, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Am meisten erstaunt an diesem Buch hat mich die Weisheit der Protagonistin, die niemals aufgesetzt oder übertrieben daherkam, sondern immer im Rahmen eines jugendlichen Geistes blieb. Dieser war zwar sehr belesen und warf nur so mit Literatur- und Filmhinweisen um sich, jedoch machte ihn das nur umso sympathischer. Als introvertierter Bücherwurm fand ich mich an vielen Stellen in Paola wieder, lachte mit ihr, grübelte mit ihr. Mit anderen Worten: ich wäre sehr gern mit ihr befreundet. Mehr kann man sich von einer jungen Heldin kaum wünschen. Ihre Gedankengänge waren zwar oftmals sehr wirr – was vielleicht den/die ein oder andere/r Leser/in ins Straucheln geraten lässt – allerdings liebte ich diese wilden Assoziationsketten und Abschweifungen, die einem nur noch mehr erlaubten, in Paolas Welt einzutauchen.
Eigentlich hätten mir diese inneren Monologe und eine ruhige Handlung vollkommen ausgereicht, aber die Autorin entschied sich, Paolas Suche nach Wahrheit noch etwas spannender zu gestalten. Dieser mittlere Teil des Romans war für mich der schwächste, er läutete dafür aber ein umso stärkeres Ende ein. Hier nämlich gibt uns die Geschichte eine generationsübergreifende Botschaft preis, die – ich erlaube es mir zu sagen – sehr wohl als feministisch gedeutet werden kann. Man erkennt die wachsende Autonomie – von Großmutter zu Mutter, von Mutter zu Tochter – die es Paola schlussendlich erlaubt, über sich hinauszuwachsen. Ein wundervolles Ende, mit dem ich mich gern zufriedengab.
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