Meine Gefühle zu diesem Buch sind sehr durchwachsen. Anfangs freute ich mich so sehr darüber, einen Roman über eine Frau Anfang dreißig zu lesen, die allen gesellschaftlichen Erwartungen zuwider handelt und auf Hochzeit sowie Kinder pfeift. Ich brauchte nicht einmal ein Kapitel um festzustellen, dass es sich bei War's das jetzt? aber gar nicht um einen solchen handelte. Tori mimte nach außen zwar gern die knallharte Feministin, befand sich aber während der ganzen Geschichte im Strudel genau jener Erwartungen, von denen ich dachte, sie würde ihnen trotzen. Und das wäre im Grunde auch gar nicht so schlimm, wenn ich beim Lesen nicht immer das störende Gefühl gehabt hätte, Frau Bourne würde uns zwischen den Zeilen weismachen wollen, es gäbe dort draußen keine Frauen, die sich nicht doch heimlich die Rolle der Ehefrau und Mutter wünschten. Das wäre nämlich absoluter Unsinn, war aber wahrscheinlich gar nicht die Intention der Autorin.
Schlussendlich entwickelte sich die Story in eine ganz andere Richtung und thematisierte vielmehr die toxische Beziehung zwischen Tori und ihrem Freund. Eine Beziehung, bei der man sich als Leser*in schon von Beginn an fragte, wie diese denn überhaupt halten könne, wenn das Pärchen nach sechs Jahren Zusammensein immer noch nicht richtig miteinander kommunizieren konnte (das klärt sich jedoch im Laufe der Handlung). Trotzdem muss ich gestehen, dass Toris Gedanken an diesen Stellen am authentischsten wirkten. Ihr selbstzerstörerisches Verhalten und Denken war schwer zu ertragen, sodass ich hier auch am meisten mit ihr mitfühlen konnte. Die Angst davor, sich in einem Alter, in dem alle anderen heiraten und Kinder kriegen, gegen die eigenen Pläne zu entscheiden und noch einmal neu anfangen zu müssen, steht wohl vielen Trennungen im Weg. Tori beweist, wie schrecklich und gleichzeitig befreiend ein solcher Schritt sein kann und erarbeitet sich damit doch noch einen verdienten Platz im Bücherregal.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass dieser Roman nicht an Feminist*innen gerichtet ist – wovon ich anfangs fälschlicherweise ausgegangen bin –, sondern an all die Frauen, die in schädlichen Beziehungen stecken und noch nicht den Mut oder die Kraft gefunden haben, sich daraus zu befreien. Für sie könnte War’s das jetzt? eine klare Bereicherung sein. Mir hätte das Buch wahrscheinlich mit Anfang zwanzig ganz gut getan, jetzt gehörte ich aber, trotz des passenden Alters, definitiv nicht zur Zielgruppe.
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