Mehrlesen. Oktober 2020

Cherry

Besprechungen 

Reckless 4. Auf silberner Fährte (Instagram) ★★★☆☆ (3,5)
Meine dunkle Vanessa  ★★★☆☆ (3,5)

Die Übrigen

Sei kein Mann  ★★★★☆

JJ Bola erzählt hier sehr feinfühlig über seine eigenen Erfahrungen mit überholten Erwartungshaltungen an Männer und macht deutlich, warum Sätze wie "Ein Mann weint nicht!" aus unserem Alltag gestrichen werden sollten. Ich fand besonders den Einblick in verschiedene Kulturen spannend, da diese unter "Männlichkeit" ganz andere Dinge verstehen als mein eigenes Umfeld. Der Autor fordert seine Leserschaft weiterhin dazu auf, in Zukunft den Begriff "Männlichkeiten" zu benutzen, da uns der Begriff in der Einzahl vorgaukelt, dass es nur "die eine wahre Männlichkeit" gäbe, was natürlich nicht der Fall ist. Die Thesen und Wünsche des Buches kann ich so nur unterschreiben, muss aber zugeben, dass sie mir teilweise etwas oberflächlich behandelt wurden. Vom Stil erinnerte mich der Text daher an Haigs Mach mal halblang (das lustigerweise von JJ Bola erwähnt wird), dem ich an keiner Stelle widersprechen wollte, das in meinen Augen aber nur an der Oberfläche kratzen konnte.

Omama  ★★★★☆

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Lisa Eckharts Omama sehr gern mochte, möchte ich am liebsten immer gleich dazu sagen, dass die Frau Kabarettistin ist und sich auch gern mal selbst mit ihrem bitterbösen Humor auf den Arm nimmt. Eins sei nämlich vorweggenommen: der Roman ist alles andere als politisch korrekt und sollte mir schon aus diesem Grund eben so gar nicht gefallen. Aber ich musste über die Protagonistin und ihre clevere aber nicht sehr feine Großmutter des Öfteren laut lachen. Auch wenn das Buch anfangs so daherkommt, als hätten wir es mit einer authentischen Geschichte zu tun, wird den Leser/Hörer*innen spätestens nach den ersten paar Seiten klar, dass es sich hier um eine Satire der schonungslosesten Sorte handelt. Ich kann verstehen, dass das nicht jedermanns Geschmack ist, aber da eigentlich niemand im Roman schonend behandelt wird, stehe ich dennoch zu meiner positiven Bewertung. Gelesen von der Autorin macht das Ganze übrigens doppelt Spaß.

Qualityland 2.0 ★★★☆☆ (3,5)

Eigentlich möchte ich mehr vom Känguru haben und weniger von Qualityland, aber man muss schon sagen, dass Marc-Uwe Kling immer etwas einfällt, womit er selbst den handlungslosesten Roman füllen kann. Das Witzigste dabei ist aber, dass ich mich davon sogar unterhalten fühle. Das Buch ist eine Aneinanderreihung einfallsreicher Ideen zu Themen wie Digitalisierung, Überwachung und KI, erzählt uns sonst aber eine recht belanglose Geschichte. Ich habe das Hörbuch deswegen eher wegen der lustigen Erfindungen und Running Gags konsumiert und weniger wegen seiner packenden Handlung (die es hier ja auch nicht gab). Wem das reicht (so wie mir), dem kann ich das Hör(Buch) nur empfehlen. Wer aber nach einem tollen Plot sucht, sollte sich woanders umsehen.
 
Das Seelenhaus  ★★★☆☆

Das Seelenhaus hatte anfangs so gut begonnen und erinnerte mich an vielen Stellen an Alias Grace von Margaret Atwood. Leider konnte es diese Stimmung nicht aufrechterhalten und zog sich zu sehr in die Länge. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit, die von der letzten Hinrichtung einer Frau in Island erzählt. Agnes Magnúsdóttir soll vor ihrer Enthauptung eine Zeit lang auf dem Hof eines Beamten arbeiten. Logischerweise kommt sie dabei mit der Familie des Mannes und den anderen Gehilfen in Kontakt, die sie zuerst zu  meiden versuchen, sie dann aber nach und nach lieb gewinnen. Nebenbei werden in ihren Rückblicken die Umstände des Verbrechens immer weiter ans Licht gebracht, sodass man gezwungen wird, über die unkonventionelle Frau und ihre Verteufelung zu jener Zeit nachzudenken. Rein inhaltlich war dieses Buch genau mein Fall, nur wurde es zu zäh erzählt.
 
Alibi  ★★☆☆☆

Nachdem ich mich im September gleich auf zwei Hercule Poirot-Hörbücher gestürzt hatte, wollte ich meine Reise durch seine Fälle mit Alibi weiterführen. Martin Maria Schwarz überzeugte mich als Spreche zwar weiterhin, nur langweilte mich der Krimi ungemein. Entweder ist mein Durst nach dieser Art Geschichten gestillt, oder der Fall war wirklich nicht so spannend wie die anderen beiden. Ich bin mir nicht sicher, habe aber erstmal beschlossen, meine Reise zu unterbrechen.   




Worauf ich mich im November freue?

3 Kommentare:

  1. Oh, spannend deine Einschätzung zu Omama. Ich habe Lisa Eckhart schon ab und zu im Fernsehen erlebt und als ich dann den Klappentext las, passte das so gar nicht zusammen, aber was du beschreibst, klingt schon eher so. Vielleicht höre ich da auch mal rein, es klingt ja schon ein bisschen böse amüsant ;)

    Und gerade höre ich auch Qualityland 2 und kann dir nur zustimmen: es ist einfach ziemlich witzig, egal ob da jetzt viel Story dahintersteckt. Herrlich fand ich schon die Diskussion zum Game of Thrones Remake oder auch den Thermomix-Kult xD Na ja und das Känguru bleibt dir ja quasi in Form von Pink (? war das der Name?) erhalten ;)

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    1. Das große Problem bei "Omama" sind wohl die rassistischen Einstellungen der Großmutter, die sie eben auch ganz klar kundtut. Da fallen dann halt politisch unkorrekte Worte, allerdings passt das zum Charakter und gibt nur wieder, was viele Menschen aus dieser Generation denken und sagen. Ich fand es, wie gesagt, echt witzig und Frau Eckhart ist so sprachgewandt, dass ich immer wieder nur staunen kann.

      Das Vorkommen von Pink war diesmal aber verschwindend gering, oder? Und die Figur eines Kängurus ist allein wegen seiner Erscheinung einfach viel witziger xD

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    2. Puuh, also fällt das N-Wort? Das finde ich schon hart an der Grenze, auch wenn es sicher realistisch ist. Aber kommt jetzt auch nicht unerwartet aus Eckharts Feder muss ich sagen ;) Muss ich wohl echt mal ausprobieren, ob mir das zu sehr an der Grenze vorbei ist.

      Ach na ja, mir reicht es eigentlich so wie es ist, gibt ja genug andere witzige Erfindungen. Aber du hast total Recht mit der Erscheinung. Am besten finde ich aber eigentlich, dass Pink/das Känguru im Hörbuch schon an der Stimme zu erkennen ist. Das macht Klingt echt beeindruckend gut.

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