JJ Bola erzählt hier sehr feinfühlig über seine eigenen Erfahrungen mit überholten Erwartungshaltungen an Männer und macht deutlich, warum Sätze wie "Ein Mann weint nicht!" aus unserem Alltag gestrichen werden sollten. Ich fand besonders den Einblick in verschiedene Kulturen spannend, da diese unter "Männlichkeit" ganz andere Dinge verstehen als mein eigenes Umfeld. Der Autor fordert seine Leserschaft weiterhin dazu auf, in Zukunft den Begriff "Männlichkeiten" zu benutzen, da uns der Begriff in der Einzahl vorgaukelt, dass es nur "die eine wahre Männlichkeit" gäbe, was natürlich nicht der Fall ist. Die Thesen und Wünsche des Buches kann ich so nur unterschreiben, muss aber zugeben, dass sie mir teilweise etwas oberflächlich behandelt wurden. Vom Stil erinnerte mich der Text daher an Haigs Mach mal halblang (das lustigerweise von JJ Bola erwähnt wird), dem ich an keiner Stelle widersprechen wollte, das in meinen Augen aber nur an der Oberfläche kratzen konnte.
Omama ★★★★☆
Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Lisa Eckharts
Omama sehr gern mochte, möchte ich am liebsten immer gleich dazu sagen, dass die Frau Kabarettistin ist und sich auch gern mal selbst mit ihrem bitterbösen Humor auf den Arm nimmt. Eins sei nämlich vorweggenommen: der Roman ist alles andere als politisch korrekt und sollte mir schon aus diesem Grund eben so gar nicht gefallen. Aber ich musste über die Protagonistin und ihre clevere aber nicht sehr feine Großmutter des Öfteren laut lachen. Auch wenn das Buch anfangs so daherkommt, als hätten wir es mit einer authentischen Geschichte zu tun, wird den Leser/Hörer*innen spätestens nach den ersten paar Seiten klar, dass es sich hier um eine Satire der schonungslosesten Sorte handelt. Ich kann verstehen, dass das nicht jedermanns Geschmack ist, aber da eigentlich niemand im Roman schonend behandelt wird, stehe ich dennoch zu meiner positiven Bewertung. Gelesen von der Autorin macht das Ganze übrigens doppelt Spaß.
Qualityland 2.0 ★★★☆☆ (3,5)
Eigentlich möchte ich mehr vom Känguru haben und weniger von Qualityland, aber man muss schon sagen, dass Marc-Uwe Kling immer etwas einfällt, womit er selbst den handlungslosesten Roman füllen kann. Das Witzigste dabei ist aber, dass ich mich davon sogar unterhalten fühle. Das Buch ist eine Aneinanderreihung einfallsreicher Ideen zu Themen wie Digitalisierung, Überwachung und KI, erzählt uns sonst aber eine recht belanglose Geschichte. Ich habe das Hörbuch deswegen eher wegen der lustigen Erfindungen und Running Gags konsumiert und weniger wegen seiner packenden Handlung (die es hier ja auch nicht gab). Wem das reicht (so wie mir), dem kann ich das Hör(Buch) nur empfehlen. Wer aber nach einem tollen Plot sucht, sollte sich woanders umsehen.
Oh, spannend deine Einschätzung zu Omama. Ich habe Lisa Eckhart schon ab und zu im Fernsehen erlebt und als ich dann den Klappentext las, passte das so gar nicht zusammen, aber was du beschreibst, klingt schon eher so. Vielleicht höre ich da auch mal rein, es klingt ja schon ein bisschen böse amüsant ;)
AntwortenLöschenUnd gerade höre ich auch Qualityland 2 und kann dir nur zustimmen: es ist einfach ziemlich witzig, egal ob da jetzt viel Story dahintersteckt. Herrlich fand ich schon die Diskussion zum Game of Thrones Remake oder auch den Thermomix-Kult xD Na ja und das Känguru bleibt dir ja quasi in Form von Pink (? war das der Name?) erhalten ;)
Das große Problem bei "Omama" sind wohl die rassistischen Einstellungen der Großmutter, die sie eben auch ganz klar kundtut. Da fallen dann halt politisch unkorrekte Worte, allerdings passt das zum Charakter und gibt nur wieder, was viele Menschen aus dieser Generation denken und sagen. Ich fand es, wie gesagt, echt witzig und Frau Eckhart ist so sprachgewandt, dass ich immer wieder nur staunen kann.
LöschenDas Vorkommen von Pink war diesmal aber verschwindend gering, oder? Und die Figur eines Kängurus ist allein wegen seiner Erscheinung einfach viel witziger xD
Puuh, also fällt das N-Wort? Das finde ich schon hart an der Grenze, auch wenn es sicher realistisch ist. Aber kommt jetzt auch nicht unerwartet aus Eckharts Feder muss ich sagen ;) Muss ich wohl echt mal ausprobieren, ob mir das zu sehr an der Grenze vorbei ist.
LöschenAch na ja, mir reicht es eigentlich so wie es ist, gibt ja genug andere witzige Erfindungen. Aber du hast total Recht mit der Erscheinung. Am besten finde ich aber eigentlich, dass Pink/das Känguru im Hörbuch schon an der Stimme zu erkennen ist. Das macht Klingt echt beeindruckend gut.