"Insel der verlorenen Erinnerung"

Cherry

In Insel der verlorenen Erinnerung folgen wir einer halbwegs erfolgreichen Schriftstellerin, die auf einer Insel lebt, in der nach und nach alle Dinge verschwinden. Nur ein paar der Bewohner*innen sind dazu fähig, die verlorengegangenen Objekte weiterhin wahrzunehmen, werden aus diesem Grund jedoch gnadenlos von der Polizei verfolgt und fortgebracht; der Rest der Bevölkerung versucht mit dem Verlust zu leben. Anfangs scheint das noch gut zu funktionieren, als jedoch lebensnotwendige Dinge wie der Sommer, Früchte und Körperteile verschwinden, muss sich die Protagonistin mit dem Gedanken anfreunden, dass auch ihre Tage gezählt sind. Was aber wird aus ihrem Lektor, den sie im Keller vor der Regierung versteckt hat?

Japanische Autor*innen konnten mich in der Vergangenheit immer wieder mit ihren ausgefallenen Ideen, einem ruhigen, aber intensiven Erzählstil und unvorhersehbaren Wendungen begeistern. Die Autorin Yoko Ogawa und ihr Buch Insel der verlorenen Erinnerung bildet da keine Ausnahme. Der erstmals ins Deutsche übersetzte Roman beinhaltet eine Geschichte über Verlust und die Schönheit von Erinnerungen. Es lädt in jedem Kapitel erneut zum Interpretieren ein und gibt einen Einblick in eine Welt, in der wir vergessen haben, uns zu erinnern. Es ist keine schöne Welt, von der Ogawa da erzählt, denn sie weist deutliche Parallelen zu faschistischen Staaten auf. Und dennoch brilliert das ganze Buch mit einer faszinierenden Sanftheit, wie ich sie bei solch einer Geschichte nicht erwartet hatte, wie ich es aber von meinen bisherigen Erfahrungen mit japanischer Literatur gewohnt war.

Trotz meiner positiven Gesamtbewertung muss ich allerdings sagen, dass mir vor allem der Mittelteil des Buches zu langgestreckt wurde und ihm 100 Seiten weniger ganz gut getan hätten. Da selbst bei eigentlich spannenden Szenen keine wirkliche Aufregung in mir entstehen wollte, langweilte ich mich teilweise etwas, woran auch die liebenswerten Figuren nichts ändern konnten. 

 

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