Als schwarze/s "Mädchen, Frau etc." in Großbritannien

Cherry

Schon lange war ich nicht mehr so gespannt auf ein Buch, wie auf Mädchen Frau etc. von Bernadine Evaristo. Darin erzählt uns die Autorin in vier Kapiteln jeweils von drei Frauen, deren Leben zwar vollkommen verschieden, aber eng miteinander verbunden sind. Wir treffen auf Mütter und Töchter, auf beste Freundinnen, Mentorinnen und ihre Schülerinnen, auf Künstlerinnen und Bankerinnen. Alle von ihnen sind sie schwarze Frauen in Großbritannien, die mal mehr, mal weniger vom Leben gezeichnet wurden. Solche, die es leichter hatten und eben jene, die für jeden weiteren Schritt kämpfen mussten.

Ganz egal, welche Perspektive Bernardine Evaristo uns in ihrem Roman näher bringen wollte, so war doch jede einzelne ihrer Figuren auf ihre Weise interessant und gewinnbringend für den eigenen Horizont. Ob nun eine lesbische Dramatikerin, die sowohl Mutter, Liebhaberin als auch Freundin sein will oder eine Karrierefrau, hin- und hergerissen zwischen den eigenen kulturellen Wurzeln und dem Zauber des Erfolgs in der britischen Upperclass, ich habe sie alle geliebt. Jeden Abschnitt beendete ich mit einem weinenden Auge, nur um dann umso gespannter in den nächsten zu starten.

Besonders positiv überrascht war ich von der angenehmen Lesbarkeit des Romans. Es brauchte kaum ein paar Sätze, schon war ich mitten im Geschehen und verfing mich in Gedanken und Leben der agierenden Protagonistin. Man kann es nicht anders sagen: ich war im Leseflow. Ich wollte und konnte nicht aufhören, so gepackt war ich teilweise von den Schicksalen der erzählenden Frauen. Nicht jedes ist gezeichnet von Glück und Harmonie und dennoch schaffen es die Kapitelenden, die Leserschaft mit einem halbwegs guten Gefühl zurückzulassen. Die fehlenden Punkte am Ende von Sätzen haben mich dabei keinesfalls gestört und ließen Platz für Interpretation. 

Mädchen, Frau etc. hat alles, was ich von einem guten Buch erwarte: ernste Thematiken, die jedoch  auch mit Humor behandelt werden, sympathische Figuren, glaubhafte Stimmen, Feminismus, eine kritische Beleuchtung unserer Gesellschaft und so viel Herz, dass mein eigenes zu Teilen immer noch zwischen des Seiten des Romans steckt. Dass die Handlung dabei in Großbritannien angesiedelt ist, scheint eigentlich nebensächlich zu sein, kann es doch genauso für jedes andere westliche Land stehen. Endlich mal ein Hype, mit dem ich voll mitgehen kann. Für mich bereits ein Highlight aus 2021. 

 

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