"Die Frauen" vom Bass Rock

Cherry

Viv weiß mit ihrem Leben nichts so recht anzufangen. Sie ist Single, hat eine gestörte Beziehung zur Mutter und eine Schwester, deren perfekte Fassade zu bröckeln beginnt. Um ihrem eigenen Dasein zu entfliehen, entscheidet sich die junge Frau, das zum Verkauf stehende Familienanwesen am Bass Rock zu entrümpeln. Dabei entdeckt sie Fotos und Artefakte, die ihr das Schicksal jener verschrobener Frau näher bringt, die sie als kleines Kind immer gefürchtet hat: die Stiefmutter ihres Vaters. Denn auch sie lebte einst in diesem Haus, welches nicht nur von Geistern heimgesucht wurde.

Lasst euch von der Friedlichkeit dieses Bildes nicht täuschen, denn der Inhalt von Die Frauen von Evie Wyld ist weit davon entfernt. Wie es der Titel bereits verspricht, handelt der Roman nicht von einer einzigen, sondern von vielen Frauen, alle angesiedelt in Schottland, nahe des Bass Rock. Sie sind Töchter, Mütter, Schwestern, Freundinnen, Ehefrauen und Geliebte, mal zeitlich in der Gegenwart, mal ein paar Generationen zuvor. Doch was sie alle verbindet, ist nicht nur das Frausein; es ist die Hilflosigkeit gegenüber den Männern in ihrem Leben. Männer, die sie als Hexe anprangern, sie vergewaltigen, sie misshandeln und ermorden. 

Die Frauen ist keine leichte Kost und schürte in mir nur erneut das feministische Feuer. Es vereint Geistergeschichte mit Gegenwartsliteratur, ist mal zynisch mal kraftvoll, aber vor allem aufregend und wild wie die schottische See. Ich brauchte ein paar Tage, um all das zu verdauen, was während der Geschichte ans Licht kommt. Nicht alles wird der Leserschaft auf einem Silbertablett serviert, denn auch das Lesen zwischen den Zeilen ist notwenig. Für mich ist Die Frauen definitiv ein Leseheighlight dieses Jahres, weshalb ich die Autorin auch im Auge behalten werde.  

 

2 Kommentare:

  1. Ich musste natürlich mal direkt deine Rezension dazu suchen. :)
    Stimme dir in den einzelnen Aspekten und der Einordnung des Romans komplett zu. "Keine leichte Kost" und "schürt das feministische Feuer" - absolut. Und auch in der Gesamtheit der Geschichte würde ich sagen, hat der Roman natürlich etwas.
    Aber wenn ich mir wieder einzelne Stellen ins Gedächtnis rufe, dann bin ich von vielem irgendwie genervt. :D Ich weiß auch nicht...

    Hattest du nicht irgendwie das Gefühl, dass es etwas übers Ziel hinausschießt und dabei andere wichtige Aspekte zu wenig beleuchtet werden?

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    1. Ich glaube, manchmal versinke ich so in diese ... ich sag jetzt einfach mal männerverachtende Sichtweise, in diese Düsternis und dem Zynismus der Protagonistin, dass ich wahrscheinlich nicht mehr offen genug bin für den kritischen Blick. In anderen Romanen kann ich das eigentlich ganz gut, aber hier ist es mir nicht wirklich gelungen. Aber du hast schon recht, das Buch fährt eine klare Schiene und weicht nicht davon ab, bleibt deswegen vielleicht etwas undifferinziert und feuert einfach drauf los.

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