"Mai bedeutet Wasser"

Cherry

Adi lebt in einer Welt, die einerseits geprägt wird von den Mythen und Geschichten Afrikas, andererseits von den heranschwemmenden Idealen des westlichen Lebens. Die fanatische Gottesfurcht ihres Vaters verbietet jegliche Form von Sünde, die besonders ihr und ihren Schwestern ein sorgloses Heranwachsen erschwert. Denn niemand möchte in der eigenen Familie eine sogenannte "lost woman" haben, der nur schlechte Eigenschaften zugeschrieben werden. So muss Adi ein dunkles Geheimnis für sich bewahren, immer in der Furcht, Gott wisse alles und könne sie jederzeit bestrafen. Beispielsweise mit dem Tod ihrer kleinen Schwester Mai, die schwer krank auf die Welt gekommen ist. 

Mai bedeutet Wasser beginnt durch die naive, unschuldige Erzählweise der sehr jungen Protagonistin wie ein Kinderbuch: eine nervige große Schwester, autoritäre Eltern und aufkeimende Freundschaften in der Nachbarschaft. Es benötigt jedoch nicht einmal ein ganzes Kapitel, um zu verdeutlichen, dass der Roman ganz und gar nicht für junge Leser*innen gedacht ist. Sowohl die Geschichten, die Adi über ihre Ahnen erzählt, als auch ihr eigenes Schicksal sind durchzogen von Gewalt, Unterdrückung durch Kolonialmächte und Diskriminierung. Mich haben das Buch und die zum Schweigen verurteilte Protagonistin sehr bewegt, gleichermaßen war ich von der bildhafte Sprache der Autorin begeistert. 

Besonders gefallen hat mir jedoch die Tatsache, wieder so viel Neues über afrikanische Kultur (in diesem Fall Zaire, also die heutige Demokratische Republik Kongo) gelernt zu haben. Man spürt auf jeder Seite des Romans, dass die Autorin viel von ihrer eigenen Lebenswelt mit in die Geschichte hat einfließen lassen. So ist Mai bedeutet Wasser nicht nur ein klarer Gewinn für mein Bücherregal, sondern auch für den gesamten deutschen Buchmarkt.

Triggerwarnung: Gewalt, Tod, sexueller Missbrauch, Rassismus

 

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